Der VfB und sein Masterplan

Kommt der Schalker Özil?

In der Rückrunde will der VfB Stuttgart die Basis für einen dauerhaften Erfolg legen. Dafür sind ihm drei Punkte wichtig: das Vertrauensverhältnis zwischen Vereinsführung und sportlicher Leitung, die Weiterentwicklung der Spieler und die Transferpolitik.

In der vergangenen Woche ist der VfB in Klausur gegangen. Der erweiterte Vorstand hat sich getroffen, um darüber zu diskutieren, wie die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen sind. Das Ziel lautet, sich in der Spitze der Bundesliga zu etablieren und den Erfolg nachhaltig zu gestalten. Der Vorstand weiß, dass das nur klappen kann, wenn drei Rädchen ineinandergreifen: erstens muss die Vereinsführung mit der sportlichen Abteilung eine geschlossene Einheit bilden, zweitens müssen Talente gefördert und die unter Vertrag stehenden Spieler verbessert werden und zuletzt darf sich der Club auf dem Transfermarkt nicht viele Nieten erlauben. Aber wie ist es beim VfB am Ende der Winterpause um diese Punkte bestellt?

> Die internen Verhältnisse. Als die Mannschaft im Herbst geschwächelt hat, ist von den Problemen nur wenig nach außen gedrungen - was nicht heißt, dass die Defizite im inneren Zirkel nicht deutlich angesprochen worden sind. Da wurde die Arbeit des Trainers Armin Veh und des Teammanagers Horst Heldt durchaus kritisch beleuchtet. Aber Ruhe war erste VfB-Pflicht. So demonstrierten die Gremien, dass sie sich gerade in schweren Zeiten nicht auseinanderdividieren lassen. Das war die Botschaft. Veh und Heldt blieben sachlich und konnten plausibel erklären, warum es auf dem Platz nicht mehr richtig rundläuft. Das Auftreten der beiden hat dem Präsidenten Erwin Staudt und dem Finanzdirektor Ulrich Ruf gefallen. Dadurch ist ihr Vertrauen in das Duo noch gestiegen. Das Fazit: die erste Bedingung ist zu 100 Prozent erfüllt - im Vorjahr waren es 85.

> Die eigenen Spieler. Da ist dem VfB in der vergangenen Saison ein wahres Kunststück gelungen. Profis wie Timo Hildebrand, Matthieu Delpierre, Cacau, Ludovic Magnin oder Thomas Hitzlsperger machten einen gewaltigen Sprung nach vorne - von Mario Gomez ganz zu schweigen. Außerdem wurden in Serdar Tasci und Sami Khedira zwei Spieler aus dem Nachwuchsteam zu wertvollen Stützen der Mannschaft. Heute sieht das etwas anders aus. Viele alte Leistungsträger haben ihr Niveau nur gehalten - höchstens. Dafür finden sich jedoch Gründe wie die Verletzungen von Delpierre und Gomez oder die durch zu kurze Sommerferien ausgelöste Überbeanspruchung der Mexikaner Pavel Pardo und Ricardo Osorio. Aber in der Hinrunde gab es auch positive Erscheinungen wie Hitzlsperger und vor allem Andreas Beck. "Er hat lange gebraucht, aber dann ist er richtig durchgestartet", sagt Heldt. Auch das momentan größte Talent Manuel Fischer ist jetzt näher an die Mannschaft herangerückt. "Er wird sich bei uns durchsetzen", sagt Heldt. Dagegen weisen die angesichts der angespannten personellen Situation im Oktober ins kalte Wasser geworfenen Marco Pischorn, David Pisot, Julian Schuster und Peter Perchtold nicht ganz diese Klasse auf. Aber sie haben bewiesen, dass sich der VfB auf sie verlassen kann - wenn Not am Mann ist. Das Fazit: die zweite Bedingung ist zu 65 Prozent erfüllt - im Vorjahr waren es 100.

> Die Neuzugänge. Auch da landete der VfB in der vergangenen Saison fast nur Treffer - vielleicht mit Ausnahme von Alexander Farnerud und Antonio da Silva. Dieses Jahr hat es der Verein nicht viel anders gemacht. "Wir haben die Spieler sogar noch gewissenhafter geprüft", sagt Heldt. Dennoch ist das Ergebnis bescheiden. Gledson wurde schon wieder nach Rostock zurückgeschickt und Ewerthon wird bis zum Saisonende an Espanyol Barcelona ausgeliehen. Diese beiden Fälle zeigen aber auch, dass der VfB im Gegensatz zu früher nicht lange zögert, wenn er ein Missverständnis erkennt. Ein Fehleinkauf wird nicht mehr durchgeschleppt. Die Zusammenarbeit wird schnell beendet. Davon verschont geblieben sind jetzt nur Raphael Schäfer, Yildiray Bastürk und Ciprian Marica, die bisher auch nicht restlos überzeugten. In der Rückrunde können sie diesen Eindruck korrigieren. Dann ist auch der aus Wolfsburg ausgeliehene Sergiu Radu dabei, der in der Vorbereitung allerdings keine Akzente setzen konnte. "Bei Transfers gehört immer der Faktor Glück dazu, aber das habe ich auch vor einem Jahr gesagt", erklärt Heldt, der da zuletzt eher Pech hatte. Wenn der Abgang von Ewerthon besiegelt ist, will der VfB trotzdem noch einmal nachrüsten. Ein Kandidat ist der beim FC Schalke in Ungnade gefallene Mesut Özil, für den allerdings zur Abschreckung eine Ablöse von sieben Millionen Euro aufgerufen wurde. Das Fazit: die dritte Bedingung ist zu 45 Prozent erfüllt - im Vorjahr waren es 85. Unter dem Strich bedeutet das: in der Saison 2006/07 erreichte der VfB durchschnittlich 90 Prozent und wurde Meister. Aktuell sind es im Schnitt 70 Prozent und Platz acht.

Quelle: Stuttgarter Zeitung