VfB zittert - wie lange noch mit Gomez?

Drei Treffer beim 6:3-Erfolg gegen Bremen - Stürmer hält die Roten im Rennen um Uefa-Cup-Platz

Drei Tore beim 6:3 (2:1) gegen Werder Bremen, 14 Treffer in 17 Bundesligaspielen, 23 in 24 Pflichtspielen. Mario Gomez ist drauf und dran, dem VfB Stuttgart die Saison zu retten. Der Torjäger ist stärker denn je - und demnächst wohl heiß begehrt.

Der Tag neigte sich bereits dem Ende entgegen, als beim VfB der Konkurrenzkampf entbrannte. Die Disziplin: Wer hat das schönste Kompliment für Mario Gomez?

Armin Veh hätte das Daimlerstadion locker als Sieger verlassen können, aber er wollte seinen Torjäger ja partout "nicht als Messias feiern". Immerhin aber rang er sich zu der Erkenntnis durch, Gomez sei der "derzeit beste deutsche Stürmer". Damit allerdings landete er nur im Mittelfeld. Auf das Siegerpodest schafften es andere:

Platz drei: Matthieu Delpierre, der erklärte: "Mario hat eine große Karriere vor sich. Er ist ein kompletter Spieler."

Platz zwei: Thomas Hitzlsperger. Der Mittelfeldmann sagte: "Mario ist der derzeit beste Spieler der Bundesliga."

Platz eins: Ludovic Magnin. Der Schweizer sieht in Gomez "einen Außerirdischen".

Gomez - der Mann der Superlative. 17 Bundesligaspiele hat der 22-Jährige in dieser Saison bestritten, 14-mal hat er getroffen. Mit seinen drei Treffern beim 6:3 gegen Bremen hat Gomez gleichgezogen mit Luca Toni, dem Weltmeister vom FC Bayern. Das ist schön für Gomez, aber noch viel wichtiger für den VfB. Denn: Der Mann könnte den Roten die Saison retten.

Gomez ist schließlich keiner, der nur trifft, wenn ohnehin alles läuft. Gomez ist ein Entscheider. Mal ein alleiniger, mal ebnet er seinem Team den Weg. Zwar sagt er artig: "Ich kann nur so stark sein wie meine Mitspieler." Zuletzt aber war er stärker. Und das weiß er auch: "Wir hatten einige Schwierigkeiten", sagt er, "aber ich habe mich immer gut gefühlt." So hat er auch gespielt, getroffen und sich präsentiert. Spiel- und führungsstark. Und er hat dem VfB die Hoffnung auf Platz fünf erhalten. Mit einer Quote, die erschreckend gut ist. In 24 Pflichtspielen hat er bereits 23-mal getroffen.

Den Vergleich mit einem wie Luca Toni braucht er also nicht zu scheuen. Was er auch nicht tut. Als er gefragt wird, was ihm an Toni imponiere, antwortet Gomez zunächst: "Er muss vor dem Tor nicht überlegen, ob er den Kopf, den rechten oder den linken Fuß nimmt." Dann denkt er kurz nach und erklärt: "Das gilt auch für mich." Also nimmt er den Kampf an. Die Torjägerkanone sei zwar nicht wichtig, aber schön.

Schön ist es auch für den VfB, einen wie Gomez zu haben. Weniger schön ist die scheinbare Abhängigkeit von einem Spieler - und das drohende Vakuum. Denn eines ist sicher: Die Angebote der Top-Clubs werden kommen, das weiß auch Horst Heldt. "Mit jedem Tor steigt die Aufmerksamkeit", sagt der Manager, "es wäre unrealistisch, anzunehmen, dass er seinen Vertrag erfüllt." Der läuft bis 2012, aber wenn der VfB einen internationalen Wettbewerb verpassen sollte, wird ein Wechsel zum Top-Thema.

Das Zittern um Gomez hat also längst begonnen, auch wenn Heldt den Abschied seines Stars nicht ganz so nah sieht. "Mario denkt nicht daran, den Verein zu verlassen." Da stimmt auch Gomez zu: "Ich habe das nicht vor." Spielt er eine starke Europameisterschaft, könnte sich das aber ändern. Andererseits: Gomez hängt an Stuttgart, er ist noch jung, und es werden noch nicht viele Clubs bereit sein, für einen 22-Jährigen eine Ablöse von deutlich über 25 Millionen Euro hinzulegen. Außerdem: Die Clubs, die diese Summe zahlen könnten, verfügen bereits über einen Premium-Sturm - und Gomez müsste sich hinten anstellen.

Das nährt die Hoffnung auf einen Verbleib des Stürmers beim VfB, was zumindest für seine Mitspieler zum Problem werden könnte. Denn der Spruch mit dem Außerirdischen ist kaum noch zu toppen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten