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Derby gemeistert - jetzt folgt der Charaktertest

VfB-Profis vor Nagelprobe gegen Jena und Cottbus

Derby gegen den KSC gewonnen, Selbstvertrauen getankt, in der Tabelle nach oben geklettert. Völlig sorglos blicken die Roten dennoch nicht in die Zukunft: Wie stabil ist die Mannschaft tatsächlich? Die kommenden beiden Spiele im Pokal gegen Jena und Cottbus in der Liga werden zeigen, ob der VfB die Krise völlig gemeistert hat.

Wende oder Ende? Weder noch. Trainer Armin Veh bleibt vorsichtig. Er ruft nicht die Wende zu besseren Zeiten aus. Und vom Ende der jüngsten Krise redet er auch nicht. "So schnell geht das nicht. Als deutscher Meister hat man natürlich andere Ansprüche." Aber die stellt der 47-jährige Augsburger zurück. Noch sind andere Tugenden wichtiger als atemberaubender Hochgeschwindigkeits-Fußball oder das unterhaltsame Kurzpass-Festival. Armin Veh fordert das einfache Spiel: "In der Defensive gut stehen, kompromisslos und leidenschaftlich spielen."

Damit hat der VfB seit Saisonbeginn Probleme. Mit dem Meister-Bewusstsein - uns kann fußballerisch sowieso keiner das Wasser reichen - fehlte der Mannschaft in vielen Spielen die nötige Einstellung und Aggressivität. Nie kamen die Spieler von sich aus auf die Idee, das Spiel etwas ernster zu nehmen. Nur durch den Druck von außen, teilweise durch die jeweiligen Krisen entfacht, zeigten sie auf dem Platz Reaktion.

Dieser Eindruck verstärkt sich nun nach dem Derby gegen den Karlsruher SC. Selten wirkten die Roten so konzentriert und entschlossen wie beim 3:1-Sieg. In einem der "wichtigsten Spiele der Saison" (Manager Horst Heldt) wollte sich keiner blamieren. Die (An-)Spannung war enorm. Aber auch Heldt ist sich nicht sicher, ob dieses Bewusstsein bei den Spielern anhält. Zu oft sind sie schon in das alte Verhaltensmuster zurückgefallen.
Daher sei es auch "zu früh", bereits wieder von einem "Uefa-Cup-Platz zu sprechen", meint Heldt. Er weiß: Der Charaktertest steht unmittelbar bevor. Und zwar in doppelter Ausführung. Am Dienstag (19 Uhr/Daimlerstadion) gegen den Zweitligisten Carl-Zeiss Jena im DFB-Pokal. Und am Samstag (15.30 Uhr) in der Liga bei Energie Cottbus. Gegen zwei vermeintlich schwache Gegner wird sich zeigen, ob der VfB Stuttgart tatsächlich auf dem richtigen, dem Weg der Tugend ist.

"Jena ... ", hebt Horst Heldt an, macht eine kleine Pause und fährt dann energisch fort: "Jena ist schon ein wichtiges Spiel. Aber auch in Cottbus wird es nicht leicht." Will sagen: Mit der falschen Einstellung wird es gegen diese zwei Mannschaften sogar besonders schwer. Trainer Armin Veh rät daher allen, vorerst die guten Zeiten der Meistersaison auszublenden: "Wir sollten uns die Bescheidenheit erhalten."

Quelle: Stuttgarter Nachrichten