Untertürkheimer Kurve wird trockengelegt

Beim Derby Alkoholverbot für Teil der Anhänger

Im Daimlerstadion wird am Samstag beim Derby zwischen dem VfB und dem KSC nur Leichtbier ausgeschenkt. In der Untertürkheimer Kurve wird es gar keinen Alkohol geben. Zudem soll ein großes Polizeiaufgebot Krawalle verhindern.

Einst marschierten sie vereint. Vor 16 Jahren rückten noch Hooligans aus Karlsruhe an, um die Stuttgarter Gesinnungsgenossen im Kampf gegen Schalker zu unterstützen. Doch die badisch-schwäbische Allianz hielt nicht lange. Mittlerweile prügeln sie sich untereinander. 2003 verabredeten sich am Rande eines Freundschaftsspiels am Cannstatter Bahnhof Schläger beider Seiten zu einer Schlacht. Hier, während des Spiels im Schlienzstadion und hernach am Hauptbahnhof beschossen sie sich mit Leuchtmunition. Die Polizei nahm 122 Menschen fest. Zwei Jahre später folgte in Karlsruhe die Revanche. Bei einem weiteren sogenannten Freundschaftsspiel flogen Steine und Flaschen. Die Bilanz: 160 Festnahmen.

Ähnliche Szenen soll es am Samstag nicht geben. "Wir stufen das Spiel als Hochrisikospiel ein", sagt Alfons Nastold, Abteilungsleiter im Ordnungsamt, "es gelten erhöhte Sicherheitsmaßnahmen." Eine davon ist, dass in Teilen des Stadions die Prohibition eingeführt wird. In der gesamten Untertürkheimer Kurve wird es keinen Alkohol geben. Dort sitzen die 5500 erwarteten Karlsruher Fans in den Blöcken 61 bis 63. "Wir wollen das Aggressionspotenzial senken und die Lage beruhigen", sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Auch im Fantreff im Carl-Benz-Center und in der dortigen Gaststätte Palm Beach wird es keinen Alkohol geben. Auf der Gegengerade und in der Cannstatter Kurve gibt es Leichtbier, einzig im Business-Center wird Vollbier ausgeschenkt.

Hochrisikospiel, das heißt auch Großeinsatz für die Polizei. Man sei mit den Kollegen in Karlsruhe ständig in Kontakt, sagt Lauer, "wir sind mit mehreren Hundert Beamten im Einsatz". Orientiert man sich an den Champions-League-Spielen etwa gegen Manchester United, so dürften am Samstag rund ums Stadion fast 600 Polizisten Dienst tun. Zusätzlich hat der Verein 800 Ordner im Einsatz.

Sie werden versuchen, die Fans voneinander zu trennen. Zwei Sonderzüge aus Karlsruhe werden gegen 13 Uhr mit je knapp 1000 Fans in Stuttgart eintreffen, dazu kommt voraussichtlich ein Entlastungszug. Begleitet werden sie von 60 Ordnern des KSC. Diese Züge werden an einen Bahnhof in der Nähe des Stadions dirigiert, den Ort will die Polizei wohlweislich nicht vorab verraten.

"Von dort werden wir die Anhänger über die Benzstraße vorbei am SpOrt ins Stadion begleiten, ohne dass sie Kontakt mit VfB-Fans haben." In die Benzstraße werde man auch die Busse aus Karlsruhe lenken. "Seit dem Umbau zur WM ist es uns ja möglich, die Fans auf unterschiedlichen Wegen ins Stadion zu bringen", sagt Nastold.

Die VfB-Fans werden vor allem über die Mercedesstraße anmarschieren. Dort will der Verein auf Vorkontrollen verzichten. "Dadurch, dass die Karten vor allem an Mitglieder gingen", sagt VfB-Geschäftsführer Thomas Weyhing, "glauben wir nicht, dass viele KSC-Fans in anderen Bereichen sitzen werden." Ganz genau werde man aber darauf achten, dass keiner in Karlsruher Kluft in die VfB-Fanblocks gelange. "Auf der Gegengerade darf natürlich einer mit KSC-Schal sitzen", sagt er, "aber in der Cannstatter Kurve wird´s kritisch." Die 56 000 Karten sind alle vergeben, "wer eine Karte über Dritte gekauft hat und dieses Risiko eingegangen ist, muss damit rechnen, draußen zu bleiben".
Man müsse aber auch ganz klar sagen, betont Weyhing, "wir reden von einer Minderheit". Der Großteil der Fußballfans wolle ein spannendes Fußballspiel sehen. Deshalb will der Verein auch die Zäune zum Spielfeld hin nicht aufbauen. "Momentan haben wir keine Erkenntnisse, dass dies nötig ist."

Die Polizei horcht weiterhin in die Szene hinein, bisher habe man keine Hinweise, dass es andere Brennpunkte als das Stadion gebe. "Wir rechnen nicht mit Problemen in der Innenstadt", sagt Lauer, "aber wir richten uns selbstverständlich auf jedes Szenario ein."

Quelle: Stuttgarter Nachrichten