Sternstunde

Über viele Wochen hinweg ist es ein großes Geheimnis gewesen, wie denn der VfB Stuttgart seinen nicht unerheblichen Anteil an der Finanzierung einer neuen Fußballarena leisten will. Immerhin 27 Millionen Euro muss der Fußball-Bundesligist als Kofinanzier neben der Stadt Stuttgart als bisherige Eigentümerin des Stadions aufbringen. Das ist auch für den Deutschen Meister, der in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet hat, alles andere als ein Pappenstiel. Jetzt aber lüftet sich der Schleier. Und es wird klar, dass der VfB einen überaus starken Partner an seiner Seite hat: den Weltkonzern Daimler, der sich in der Ära des Vorstandschefs Dieter Zetsche zu den schwäbischen Wurzeln bekennt.

Nur einen Steinwurf weit von der Fußballschüssel entfernt hat einst Gottlieb Daimler in einer kleinen Werkstatt mit der Entwicklung des Automobils begonnen. Aus diesem Nukleus ist binnen eines Jahrhunderts ein Unternehmen entstanden, das rund um den Globus mehr als 270.000 Mitarbeiter beschäftigt. Umso größer ist die Symbolkraft des Engagements von Daimler im sogenannten Neckarpark. Eben dort, in unmittelbarer Nähe des Gründungsortes, ermöglicht Daimler mit einer erklecklichen Finanzspritze nicht nur den Umbau des momentan auch für die Leichathletik tauglichen Gottlieb-Daimler-Stadions zu einer künftig nurmehr für Fußball reservierten Arena namens Mercedes-Benz. Zudem wird nämlich das Gelände rund um das als Publikumsmagnet fungierende Mercedesmuseum samt der Mercedes-Niederlassung Stuttgart arrondiert, um unter anderem ein Oldtimerzentrum anzudocken – das für sich wiederum ein Anziehungspunkt für die wachsende Schar von Fans und Besitzern alter Fahrzeuge werden wird.

Damit trägt das Hause Daimler ohne Zweifel maßgeblich zu einer weiteren Aufwertung des Neckarparks bei, zum dem auch der Cannstatter Wasen sowie Schleyerhalle und Porschearena zählen. Es passt gut ins Bild, dass die städtische Veranstaltungsgesellschaft „In.Stuttgart“ gestern für die bestehenden Einrichtungen eine sehr positive Bilanz gezogen hat. Kurz: das einst öde Quartier hat sich schon jetzt zu einem auch unter der Woche überaus attraktiven Veranstaltungsort gemausert, der Jahr für Jahr Hunderttausende von Gästen aus nah und fern anzieht. Und das ist nicht das Ende der Entwicklung, nachdem die Stadt selbst dort weiter investieren will: in den Ausbau der Stadionsfestwiese zu einer ansehnlichen Leichtathletikstätte und in ein Science Center samt Planetarium, das – ein Lieblingsprojekt des Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster – den Forscherdrang von Kindern befriedigen soll.

Und doch ist wichtig zu betonen, dass speziell in Sachen Stadion der Gemeinderat zurecht noch einige kritische Fragen beantwortet haben will. Für manche Punkte, die zuletzt moniert worden sind, hat die Rathausspitze zwar plausible Erklärungen parat. Unter anderem die neue Frage aber, warum die Stadt beim Handel mit dem Namensrecht finanziell gesehen völlig außen vorbleibt, Bedarf noch der Klärung. Generell gesehen scheinen die Dinge in der und rund um die Fußballarena indes auf gutem Weg.

Quelle: Stuttgarter Zeitung