"Ich bin nicht schlechter als Diego"

VfB-Spielmacher Bastürk will in der Rückrunde zeigen, dass er zu den Besten der Liga gehört

Unbeirrbar, höflich, aber unverblümt direkt. Yildiray Bastürk wirkt auf seine Mitmenschen fast arrogant-selbstsicher. Nicht eingebildet, aber er weiß was er will und was er kann. "Ich bin sicher nicht schlechter als Diego oder Rafael van der Vaart. Ich gehöre zu den besten Mittelfeldspielern in Deutschland", sagt der Spielmacher des VfB Stuttgart.

Stellt sich die Frage: Wo ist die Grenze zwischen Arroganz und Selbstsicherheit? Bei Yildiray Bastürk gibt es sie nicht. Beides gehört zu ihm. So wie seine Verbundenheit zum Ruhrpott - er fährt immer noch mit Bochumer Kennzeichen durch die Lande. Oder sein Bekenntnis zu seinen türkischen Wurzeln und zum Islam.

Die Grenze ziehen meistens nur Außenstehende. Menschen, die ihn nicht kennen, falsch interpretieren oder in einer schlechten Verfassung erleben. So wie im vergangenen halben Jahr. Es sei doch klar, dass ein Kicker mit dieser großen Qualität und diesen hohen Ansprüchen muffig ist, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen läuft, heißt es auf dem Wasen über Bastürk.

Es ist eine vornehme Umschreibung für sein enttäuschendes erstes Halbjahr. Denn Bastürks Formkurve war in der Vorrunde fast deckungsgleich mit der seiner Mannschaft: große Erwartungen vor dem Start, eine verpatzte Anfangsphase, kurze Höhepunkte und schließlich ein tristes Finale. Konkreter gefasst: Erst am sechsten Spieltag hatte sich der 28-Jährige von seinem Muskelabriss erholt, spielte zweimal und war dann erneut dreieinhalb Wochen verletzt.

So etwas kann einem schon den Glauben rauben. Nur Yildiray Bastürk nicht. Damals hat er immer wieder gesagt: "Ich bin auf dem richtigen Weg." Das klang seinerzeit so befremdend wie heute der Vergleich mit den besten Zehnern der Liga.

Dabei ist es gar nicht so falsch, wenn sich der türkische Nationalspieler auf Augenhöhe mit den Spielmachern aus Bremen und Hamburg sieht. Auch Armin Veh teilt diese Ansicht. "Er hat dieses Können in der Hinrunde immer wieder aufblitzen lassen", sagt der VfB-Trainer und fordert gleichzeitig konstante Klasse von seinem Regisseur in der Rückrunde. Veh weiß aber auch: Bastürk braucht dafür Unterstützung - mehr als andere. Auf keinen Fall soll er wieder durch eine Verletzung gebremst werden. "Er wird oft individuell trainieren, wir haben ja genügend Trainer", sagt Veh und meint damit auch Gerhard Wörn. Schon Tage vor dem offiziellen Trainingsstart hat sich der "Physiotherapeut zbV", wie er beim VfB genannt wird, mit Bastürk auf die Rückrunde vorbereitet. Auch in Dubai im Trainingslager wird Wörn zur besonderen Verwendung für Bastürk da sein. "Als Schutzmaßnahme", wie Bastürk sagt, und damit er seine Ansprüche einlösen kann: "Bisher war ich nie bei 100 Prozent meiner körperlichen Leistungsfähigkeit." Bisher konnte er also nur ansatzweise zeigen, was in ihm steckt: "Wenn ich richtig fit bin, muss ich mich vor keinem verstecken."

In Dubai will er die Basis dafür schaffen. Für eine grandiose Rückrunde. Aber wer meint, dass dies für Bastürk wie ein zweiter Anfang sei, der erlebt alle Facetten des Ausnahmekönners auf einmal. Unbeirrbar, höflich, aber unverblümt direkt, erklärt er einem: "Das ist kein Neustart!" Eher die Fortsetzung "seiner Ansprüche", einer der Besten zu sein.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten