[Linked Image]

Zurück zu alter Stärke?

Bayer Leverkusen ist eines der Überraschungsteams in dieser Saison. Die Mannschaft von Trainer Michael Skibbe will wieder an alte Zeiten anknüpfen, sich erneut fürs internationale Geschäft qualifizieren und auf Sicht endlich auch mal wieder einen Titel gewinnen.

Wer die zurückliegenden zehn Spielzeiten der Fußball-Bundesliga einmal genauer betrachtet, der kommt nicht umher, Bayer Leverkusen, am kommenden Sonntag, 13. April, um 17.00 Uhr in der heimischen BayArena nächster Kontrahent des VfB, zu den Spitzenteams der deutschen Eliteklasse zu zählen. Denn von einem bösen Ausreißer in der Spielzeit 2002/03, als Bayer um ein Haar abgestiegen wäre, einmal abgesehen, gehörte Leverkusen stets zu den sechs besten Teams der Liga, wobei Rang sechs nur ein einziges Mal am Ende zu Buche stand. Die übrigen Spielzeiten wurden noch weiter vorne im Klassement abgeschlossen. Dies war auch ein Grund dafür, dass der Club, der seit dem Bundesligaaufstieg im Jahr 1979 stets erstklassig spielte, lange Zeit ein Dauergast in Europas Königsklasse, der UEFA Champions League, war. Dort stand Bayer in der Spielzeit 2001/02 sogar im Finale, unterlag am Ende aber Real Madrid denkbar knapp und unglücklich mit 1:2. Ohnehin war besagte Saison 2001/02 jene Spielzeit, die das Image des Clubs noch bis heute prägt. Denn neben dem UEFA Champions League Finale stand Bayer seinerzeit auch noch im DFB-Pokal-Endspiel und hatte bis zum letzten Bundesligaspieltag auch noch die Chance, die Meisterschaft zu erringen. Am Ende fehlte in der Liga für den Titel ein einziger Punkt, weshalb es nicht in Leverkusen, sondern in Dortmund im Mai 2002 reichlich Grund zum Feiern gab, und auch im DFB-Pokal-Finale zog man eine Woche nach dem letzten Bundesligaspieltag gegen den FC Schalke 04 mit 2:4 den Kürzeren. Eine an sich herausragende Saison blieb damit ungekrönt und Bayer 04 Leverkusen hatte fortan das Image des ewigen Zweiten gepachtet, für das man schon in der Saison 1999/2000 mehr als genug getan hatte. Bis heute unvergessen ist die Pleite der damals von Christoph Daum gecoachten Mannschaft am letzten Spieltag in Unterhaching, die letztlich alle Meisterschaftsträume platzen und die nur wenige Kilometer vom Münchner Vorort im Olympiastadion gegen Werder Bremen zeitgleich siegreichen Bayern über den Titel jubeln ließ. Was man zum Ende des vergangenen bzw. zu Beginn des neuen Jahrtausends mehr oder weniger zwanghaft versuchte zu erreichen, nämlich eine Erweiterung des Briefkopfes durch den Gewinn einer Trophäe, wird unterm Bayer-Kreuz seit geraumer Zeit konzeptionell umgesetzt. Denn nach einigen Jahren der sportlichen und wirtschaftlichen Konsolidierung, greift Leverkusen nun wieder an.

Deutscher Nachwuchs statt Stars aus Brasilien

Die Folge des Fast-Abstiegs im Jahr 2003 war unter anderem, dass der zuvor stets gut besetzte und deshalb auch nicht gerade kostengünstige Kader der Rheinländer abgespeckt wurde. Viele Stars vergangener Tage sind nicht mehr da, erstmals seit vielen Jahren kickt in dieser Saison auch kein Brasilianer mehr für Bayer 04, nachdem vor allem der ehemalige Manager Reiner Calmund ein Faible für die Kicker vom Zuckerhut hatte. Rudi Völler, der als Sportdirektor nun die Geschicke des Vereins lenkt, setzt vielmehr auf junge und vorzugsweise deutsche bzw. deutschsprachige Talente. Manuel Friedrich, Lukas Sinkiewicz, Simon Rolfes, Stefan Kießling oder die beiden Schweizer Tranquillo Barnetta und Pirmin Schwegler sind für diese Ausrichtung der Transferpolitik in den zurückliegenden Spielzeiten der beste Beweis gewesen. Mit Patrick Helmes soll im Sommer ein weiteres deutsches Talent vom rheinischen Rivalen aus Köln endlich den Weg nach Leverkusen finden und sehr gerne hätten Rudi Völler und Trainer Michael Skibbe auch den Karlsruher Linksverteidiger Christian Eichner zukünftig in ihren Reihen gesehen. Der entschied sich aber letztlich für einen Verbleib im Badischen und damit gegen Leverkusen. An dem Vorhaben, um die genannten jungen Akteure, die noch dazu durch Nationalspieler Gonzalo Castro, der aus dem eigenen Nachwuchs hervorging, sowie die Legionäre Arturo Vidal, Ricardo Faty und den im Wintertransferfenster verpflichteten Dmitriy Bulykin ergänzt werden, eine zukunftsfähige Mannschaft aufzubauen, änderte diese eine Absage jedoch nichts. Mit dem Nachrücken der jungen Garde ist in Leverkusen derweil auch der Abschied der "Alten" verbunden. Carsten Ramelow hat nach einer von Verletzungen geprägten letzten Spielzeit seine Schuhe bereits an den Nagel gehängt. Nationalspieler Bernd Schneider musste jüngst erstmals überhaupt in seiner langen Karriere die Erfahrung machen, nicht mehr zur ersten Elf zu gehören, sondern nur noch Ersatz zu sein, was bisweilen auch für Offensiv-Allrounder und Routinier Sergej Barbarez gilt, dessen große Erfahrung für den Verein allerdings weiter Gold wert ist und der deshalb genauso wie Schneider auch im kommenden Jahr noch für Bayer spielen will.

Adler unumstritten

Während der Bosnier seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um eine weitere Saison verlängern soll, ist Schneider ohnehin bis 2009 an Bayer gebunden. Und sollte die angestrebte Rückkehr in die europäische Königsklasse zeitnah gelingen, so kann die Erfahrung einiger älterer Spieler, die die Jungen auf dem Platz leiten, sicher kein Nachteil sein. Ein junger Spieler, der bereits wie ein alter Hase auftritt, steht indes im Tor der Bayer-Elf. René Adler ist ohne wenn und aber der Shootingstar unter den deutschen Keepern, im Tor der Leverkusener nicht mehr wegzudenken und deshalb auch ein EM-Kandidat für Joachim Löw im Sommer. Seine zwei Kollegen Benedikt Fernandez und Erik Domaschke sind zwar gleich alt, aber längst nicht so weit wie Adler, weshalb ihnen nur die Reservistenrolle bleibt. In der Viererabwehrkette werden wohl Gonzalo Castro, Lukas Sinkiewicz, Manuel Friedrich und Vratislav Gresko von Beginn an spielen. Hans Sarpei ist eine Option auf beiden Außenverteidigerpositionen oder aber im defensiven Mittelfeld, wo Sinkewicz wohl kein Thema sein dürfte, da der Ex-Kölner im Abwehrzentrum gebraucht wird, weil Karim Haggui gelb-gesperrt fehlen wird. Dafür wäre der junge Jan-Ingwer Callsen-Bracker in der Innenverteidigung noch eine Alternative. Im defensiven Mittelfeld einer 4-2-3-1-Formation ist Nationalspieler Simon Rolfes gesetzt. An seiner Seite wird wohl der junge Chilene Arturo Vidal spielen. Auch Gonzalo Castro oder eben Sarpei könnten mit Rolfes ein Duo bilden. In der offensiven Dreierreihe im Mittelfeld kommt Stefan Kießling zumeist über die rechte Flanke. Sein ärgster Konkurrent ist Paul Freier. Im Zentrum streiten sich die Routiniers Bernd Schneider und Sergej Barbarez um einen Platz in der Startformation, wobei Schneider auch rechts und Barbarez ganz vorne als Solostürmer agieren könnte. Links im offensiven Mittelfeld ist Tranquillo Barnetta erste Wahl. Sascha Dum, der auch als Linksverteidiger spielen könnte, stellt augenblicklich keine gleichwertige Konkurrenz für den Schweizer dar, dessen Landsmann Pirmin Schwegler aufgrund seiner Vielfältigkeit aber eine Option auf einer der Mittelfeldpositionen sein könnte. Im Angriff streiten sich der letztjährige Bundesliga-Torschützenkönig Theofanis Gekas und der jüngst immer besser in Fahrt gekommene Wintereinkauf Dmitriy Bulykin um einen Platz in der Startformation. Zudem könnten jederzeit auch Stefan Kießling oder eben Sergej Barbarez im Sturmzentrum spielen.

Quelle: vfb.de