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Zentrale Probleme

Der kommende VfB-Gegner aus Bremen spielt trotz großer Verletzungssorgen und einigen Rückschlägen im bisherigen Saisonverlauf eine gute Rolle und darf sich weiter berechtigte Chancen auf den Titelgewinn machen.

"Ja, vergeben sie die Schale einfach schon mal", grantelte Bremens Trainer Thomas Schaaf Mitte August des vergangenen Jahres einem TV-Reporter entgegen, nachdem seine Mannschaft gerade vor heimischer Kulisse mit 0:4 den Kürzeren gegen Bayern München gezogen hatte und der Rekordmeister damit nach nur zwei Runden bereits fünf Zähler enteilt war. Damals schien es, als ob die so genannten "Über-Bayern" von niemandem aufzuhalten wären. Was sich jedoch recht schnell relativierte. Denn zur Winterpause stand Werder Bremen, am kommenden Samstag, 08. März, um 15.30 Uhr zu Gast im Gottlieb-Daimler-Stadion und damit nächster Ligakonkurrent des VfB, punktgleich mit dem Rekordmeister an der Spitze. Und deshalb darf es auch nicht groß verwundern, dass man an der Weser jetzt wieder die Ruhe bewahrt. Auch der Start in die Rückrunde verlief nicht ohne Zwischenfälle negativer Art. Während Bayern drei seiner fünf Rückrundenspiele gewann und das direkte Duell gegen Bremen in der Allianz-Arena 1:1 endete, leistete sich Werder zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte einen Fehltritt und unterlag zu Hause gegen den VfL Bochum mit 1:2. Nach einer weiteren 0:1-Pleite in Frankfurt am 21. Spieltag wurde Thomas Schaaf von einem Journalisten gefragt, ob die Münchner nach ihrem Match am Folgetag gegen Hamburg auf sechs Punkte enteilt sein würden. Schaafs trockene Antwort darauf lautete: "Wenn sie gewinnen, ja!" Haben sie aber nicht, weshalb Bayern noch lange nicht Meister und Bremen weiter im Rennen um die Schale ist. Daran konnte bislang auch der Umstand nichts ändern, dass die Hansestädter in dieser Spielzeit praktisch nie in Bestbesetzung antreten konnten und mit großen Verletzungssorgen bzw. einer Vielzahl von Sperren leben mussten. So fehlte beim jüngsten Heimspiel gegen die Dortmunder Borussia nicht nur der schon seit Wochen am Knie verletzte Nationalspieler Torsten Frings im Bremer Mittelfeld, sondern auch der brasilianische Ballzauberer Diego. Zu drei Spielen Sperre wurde der kleine Dribbler vom Sportgericht des Deutschen Fußballbundes (DFB) verdonnert, nachdem er beim 0:1 gegen Frankfurt Eintrachts Abwehrhünen Sotirios Kyrgiakos angerempelt hatte. Der Grieche stürzte danach wie vom Blitz getroffen zu Boden und Diego sah die rote Karte.

Allzweckwaffe Jensen

Dass der Brasilianer zuvor zigmal von Kyrgiakos und seinen Teamkollegen regelwidrig gestoppt und vor seinem Ausraster von seinem Kontrahenten auch noch der Fallsucht bezichtigt wurde, fand zwar bei der Festlegung des Strafmaßes Berücksichtigung, änderte aber nichts an dem Umstand, dass lediglich Diego, nicht aber Kyrgiakos gesperrt wurde. Das Fehlen des Brasilianers wird auch in den kommenden beiden Partien von Werder in Stuttgart und gegen Wolfsburg das ohnehin schon zur Problemzone gewordene Mittelfeld schwächen. Diego gesperrt, Frings verletzt und Borowski nicht in Form oder mit dem Kopf vielleicht schon in München, wo er ab der nächsten Saison spielen wird, all dies, so könnte man meinen, ist nur schwer zu kompensieren. Doch in Bremens größter Not schwang sich zuletzt ein Mann als neuer Chef auf, der aufgrund seiner Vielseitigkeit bislang oft nur als Joker zum Einsatz kam und sich den Spezialisten zuvor meist beugen musste. Die Rede ist von dem dänischen Nationalspieler Daniel Jensen. Bremens Mann für alle Fälle verlängerte seinen Vertrag erst kürzlich bis ins Jahr 2011 und entwickelte sich in Abwesenheit der bis dato gesetzten Stars immer mehr zum Kopf der Mannschaft. Als Diego-Ersatz im zentralen offensiven Mittelfeld überzeugte der Däne genauso wie auf den Halbpositionen. Und wenn Not am Mann ist, kann Jensen auch vor der Abwehr als Staubsauger spielen. Der Spieler mit der Rückennummer 20 ist folglich ein wahres Universaltalent. Entsprechend geschätzt wird Daniel Jensen auch vom Bremer Publikum, auch wenn er die Rolle des Fanlieblings einem Kollegen überlassen muss. Der Star der Werder-Anhänger ist spätestens seit dieser Runde Angreifer Ivan Klasnic, dessen Karriere schon beendet schien. Eine Nierentransplantation legte den Kroaten Monate lang auf Eis und eine Rückkehr in den Profisport schien ungewiss, wenn nicht gar unmöglich. Doch Klasnic kämpfte sich zurück und stellt inzwischen zur Freude aller Bremer wieder eine vollwertige Alternative im Angriff für Trainer Thomas Schaaf dar. Und trotz seiner langen Zwangspause scheint mittlerweile auch eine Rückkehr ins Nationalteam und damit eine Teilnahme an der Euro im Sommer nicht mehr ausgeschlossen zu sein. Nachdem der kroatische Nationalspieler Eduardo da Silva in der Premier League beim Spiel seines FC Arsenal bei Birmingham City nach einem brutalen Foulspiel folgenschwer verletzt wurde und aufgrund eines Schien-, Wadenbein- und Knöchelbruchs garantiert nicht in Österreich und der Schweiz mit dabei sein kann, könnte Klasnic seine Rolle in Kroatiens EM-Kader einnehmen.

Özil für Diego?

Dafür will sich Werders Nummer 17 mit möglichst vielen Treffern bis zum Saisonende noch empfehlen und sich im 4-4-2 seines Trainers wieder einen Stammplatz in der Offensive sichern. Den hat Torhüter Tim Wiese sicher. Sein Vertreter heißt Christian Vander, dritter Mann zwischen den Pfosten ist der junge Nico Pellatz. In der Viererabwehrkette sind Nationalspieler Per Mertesacker und der Brasilianer Naldo im Zentrum gesetzt. Rechts streiten sich Clemens Fritz und Patrick Owomoyela um die Stelle in der Startelf, wobei beide aufgrund der Ausfälle im Mittelfeld auch eine Position weiter vorne eine Option darstellen könnten. Links hinten agiert entweder der Serbe Dusko Tosic oder aber Sebastian Boenisch, der jedoch auch auf der anderen Seite eine Alternative wäre. Keine Rolle mehr spielt derweil der Kameruner Pierre Womé. Praktisch jede Stelle in der Viererkette kann indes der Finne Petri Pasanen einnehmen, den Schaaf als Edeljoker in der Hinterhand hat. Im Mittelfeld wird wohl Kapitän Frank Baumann zentral vor der Abwehrreihe spielen. Die Halbpositionen könnten an Ex-VfB-Spieler Jurica Vranjes und Tim Borowski gehen, Diegos Rolle des Spielgestalters dürfte indes wohl Daniel Jensen ausfüllen. Denkbar wäre auch, dass Jensen halbrechts für Vranjes agiert und der in der Winterpause vom FC Schalke 04 geholte Mesut Özil hinter den Spitzen aufläuft. Auch Clemens Fritz oder Patrick Owomoyela scheinen halbrechts nicht ganz ausgeschlossen zu sein, genauso wie der gelernte Angreifer Aaron Hunt auf der anderen Seite. Als weitere Optionen verbleiben aufgrund der Ausfälle von Torsten Frings (Knieverletzung) und Diego (rote Karte) lediglich noch Peter Niemeyer sowie die Nachwuchskräfte Kevin Artmann und Amaury Bischoff. Für die zwei Plätze im Angriff stehen mit dem Schweden Markus Rosenberg, dem Ivorer Boubacar Sanogo, dem Portugiesen Hugo Almeida und eben Ivan Klasnic vier nahezu gleichwertige Optionen bereit. Hier entscheidet wohl die aktuelle Form bzw. der letzte Trainingseindruck über eine Nominierung für die Startformation. Auch Aaron Hunt kann als zentraler Stürmer agieren. Kevin Schindler und Martin Harnik, mit denen der VfB bereits im DFB-Pokalachtelfinale bei Werder II Bekanntschaft machte, könnten indes als Joker auf der Bank eine Rolle spielen. Der Österreicher Harnik allein schon deshalb, weil er im Verlauf der Runde schon bewiesen hat, dass er nicht nur in vorderster Front, sondern bei Bedarf auch aus Aushilfsverteidiger zu gebrauchen ist.

Quelle: vfb.de