Klare Vorgaben des Präsidenten

Nach dem Trainingslager in Dubai beginnt beim VfB die Phase, in der sich die Spieler anbieten

Der VfB ist zurück aus Dubai und hat die Endphase der Vorbereitung eingeläutet. "Mindestens Platz fünf ist unser Ziel", sagt der Präsident Erwin Staudt, "denn wir müssen an die internationalen Fleischtöpfe."

Es ist lange her, dass sich Erwin Staudt drei Wochen Urlaub am Stück gegönnt hat. Diesmal ist der Traum zur Realität geworden. 21 Tage hat der VfB-Präsident abgeschaltet - und mit seiner Frau und einem der Söhne Südafrika bereist. Über den Krüger-Nationalpark führte die 4000 Kilometer lange Route bis nach Kapstadt. "Ich hätte noch weiter fahren können", sagt Staudt, "bis nach Namibia." Doch diesen Luxus hat sich der ehemalige IBM-Deutschland-Chef nicht gegönnt.

Gestern hatte er seinen ersten Arbeitstag 2008 im frisch renovierten VfB-Clubhaus. Es sind damit alle Mann wieder an Bord an der Mercedesstraße - denn auch die Profis hatten um 15 Uhr ihre erste Übungseinheit nach dem Ende des Trainingslagers in Dubai.

Während die Innenarchitektin den VfB-Präsidenten nach den Dekorationswünschen für sein Chefzimmer befragt, blättert Staudt im "Manager-Magazin". Die Redaktion hat ihn unter den 50 mächtigsten Männern im deutschen Profisport auf dem 34. Platz eingestuft, einen Rang hinter Michael Schumacher. "Damit kann man doch leben", scherzt Staudt, der dann aber ernst wird, als es um die Ziele des Vereins für Bewegungsspiele geht. "Wir müssen in der Bundesliga mindestens auf Platz fünf. Und im Pokal möchten wir auch ein Wort mitsprechen - und am besten den Titel holen", sagt Staudt, "denn wir müssen zwingend ins internationale Geschäft, an die Fleischtöpfe." Der Kurs, den der erste Mann des Vereins seiner kickenden Belegschaft für die Rückrunde abgesteckt hat, ist also klar, als die Profis 90 Minuten später zum ersten Training auf dem Vereinsgelände zusammenkommen.

Auch hier hat der VfB alles getan, damit die Aufholjagd beginnen kann, damit der Meister ähnlich erfolgreich spielen kann wie in der Rückrunde des Vorjahrs - unter anderem mit acht Siegen zum Saisonfinale. Also hat der Platzwart Markus Pfeiffer mit Hilfe einer Fremdfirma den Rasen an den abgenutzten Stellen in den Strafräumen und im Torraum durch frisches Grün ersetzen lassen. Auch die Rasenheizung hat Pfeiffer rechtzeitig in Betrieb genommen, doch es ist mit zehn Grad plus ein milder Wintertag.

Physisch optimal gerüstet sei die Mannschaft für die kommenden Aufgaben, davon ist der Reha- und Konditionstrainer Christian Kolodziej überzeugt. "Wir haben alles umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben", erzählt der gebürtige Westfale, "es war also bisher eine optimale Vorbereitung." Und die sah im Detail so aus: Nach dem Vorrundenabschluss beim 0:2 in Bielefeld durften sich die VfB-Profis vier bis fünf Tage ausruhen. Dann musste jeder seinen individuellen Trainingsplan abarbeiten. Darin sind neben gymnastischen Übungen und dem Krafttraining auch die Ausdauerläufe vermerkt. Die Vorgaben schwanken von Spieler zu Spieler, die Anzahl der vergangenen Einsätze sind ebenso berücksichtigt wie Verletzungen oder Fehlzeiten durch Krankheit. "Wir sind mit den Werten der Spieler sehr zufrieden", sagt Kolodziej, der über die Aufzeichnungen in den Pulsuhren, die jeder VfB-Profi mit in den Urlaub bekommt, genau kontrollieren kann, ob einer geschlampt hat oder nicht.

Nach dem Aufenthalt in Dubai, wo das Ausdauertraining im Vordergrund stand und fußballerische Elemente nur 20 Prozent des Trainings eingenommen haben, wird nun an der Schnelligkeit gearbeitet. "Jetzt kommt die Phase, in der sich die Spieler beim Trainer anbieten", sagt der Teammanager Horst Heldt. Schließlich ist das personelle Angebot groß - und das Ziel klar. "Ich sehe die Personalsituation daher nicht so tragisch wie im Sommer", sagt der VfB-Trainer Armin Veh, der für den Ligaauftakt am 3. Februar beim FC Schalke das gesperrte Trio Ricardo Osorio, Serdar Tasci und Pavel Pardo und den beim Afrikacup weilenden Arthur Boka ersetzen muss. Gestern fehlten aber nur zwei Profis im Teamtraining, während die angeschlagenen Matthieu Delpierre und Serdar Tasci allein joggten: Es waren Ludovic Magnin, der weiter an den Folgen seiner Sprunggelenksverletzung laboriert, und Mario Gomez (Rippenfellentzündung).

Allerdings sieht es bei dem Stürmer nun rosiger aus, was eine morgendliche Untersuchung ergab. Gomez steht demnach kurz davor, ins Training der Mannschaft einzusteigen. "Ich hoffe bei Mario und Ludo, dass sie zum Ligarückrundenstart mit dabei sind", sagt Veh. Für Magnin hätte Veh eine Alternative: Andreas Beck ist wieder voll belastbar.

Anders als für den Trainer bleibt für Erwin Staudt auch Dubai eine Option, wenn es um künftige Trainingslager geht. "Das Klima dort ist gut, man hat optimale Voraussetzungen, bestreitet Testspiele gegen Topclubs wie Ajax oder Inter Mailand - und kann sogar noch ein bisschen Geld verdienen", sagt der VfB-Präsident. Bleibt die Frage, ob die Scheichs den VfB 2009 erneut einladen werden. Denn diesmal kamen die Stuttgarter als deutscher Meister.

Quelle: Stuttgarter Zeitung