Umbau vor dem Finale

VfB-Trainer Veh vor kniffliger Frage: Chance für Marco Pischorn?

Auf das Wesentliche reduziert, ist alles ganz einfach: Der VfB Stuttgart benötigt am kommenden Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld einen Sieg. Nur dann steigen die Chancen auf die Teilnahme am internationalen Geschäft wieder. Doch die Personalsituation macht die Sache kompliziert.

Einfach war es schon direkt nach der Partie in Wolfsburg nicht, die VfB-Elf zu bestimmen, die am Samstag Bielefeld schlagen soll. Schon da stand fest: Die Innenverteidiger Serdar Tasci (Muskelfaserriss) und Fernando Meira (gesperrt) fallen aus. Am Montag kam es noch dicker: Trainer Armin Veh musste einen weiteren Fixpunkt aus seinem Team streichen: Pavel Pardo zog sich einen Muskelfaserriss zu.
So weit, so schlecht.

Denn nun sind ausgerechnet im so wichtigen letzten Spiel dieser Saison noch einmal umfangreiche Umbaumaßnahmen nötig.
Als die Verletzung von Pardo noch nicht abzusehen war, deutete viel auf folgende Variante hin: Statt Meira rückt Ricardo Osorio in die Innenverteidigung, rechts hinten spielt Roberto Hilbert, rechts im Mittelfeld Sami Khedira. Doch Letzterer wird nun wohl in der defensiven Mittelfeldzentrale gebraucht, Hilbert dadurch nun doch weiter vorne. Bleiben für die Abwehr zwei Möglichkeiten:

Erstens: Eine Viererkette mit Ludovic Magnin oder Arthur Boka links, Matthieu Delpierre und Osorio in der Mitte sowie Andreas Beck auf rechts.

Zweitens: Veh setzt auf der rechten Außenverteidigerposition - wie fast immer in wichtigen Partien - auf Osorio. Dann würde der Mexikaner aber in der Mitte fehlen - und Marco Pischorn bekäme ausgerechnet im Saisonfinale seine erste echte Bewährungschance.

Unlogisch wäre das nicht, schließlich ist der 22-Jährige neben Delpierre der einzige noch verbliebene gelernte Innenverteidiger im VfB-Kader. Zuletzt kam er zwar nicht über Kurzeinsätze hinaus, enttäuscht hat er dabei allerdings nie. Im Gegenteil: In der Schlussphase der Partie in Wolfsburg überzeugte er mit zahlreichen gewonnenen Zweikämpfen. Der Abwehrspieler traut sich die Aufgabe jedenfalls zu: "Ich wäre bereit", sagt er selbstbewusst.

Das Problem an der Sache: Pischorn fehlt die Spielpraxis. Beinahe ein Jahr lang saß er größtenteils auf der Bank, wurde lediglich im Training so richtig gefordert. "Die Belastung aus den Spielen fehlt mir natürlich ein wenig", gibt er zu. Dennoch, bekräftigt er, würde er keine Eingewöhnungszeit benötigen.

Schließlich hat er eben auf diese Situation gewartet - und darauf hingearbeitet. Die fehlende Belastung versuchte er in Eigenarbeit aufzuholen. "Wenn die anderen ihren freien Tag hatten, war ich immer laufen", erklärt Pischorn. Deshalb sagt er auch: "Ein bisschen schade fände ich es schon, wenn ich am Samstag nicht spiele."

Denn womöglich wäre die Partie gegen Bielefeld sogar sein Abschiedsspiel. Noch ein Jahr will Pischorn nämlich nicht ohne Spielpraxis bleiben. Nach Saisonende soll geklärt werden, ob der VfB weiter auf ihn baut, auch ein Ausleihgeschäft hält er für sinnvoll.

Doch all das ist Zukunftsmusik. Nun benötigt der VfB erst einmal einen Sieg - ob mit oder ohne Pischorn.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten