Plausch bei Pizza und Pasta

Kapitän Meira bittet die Roten zum Krisengespräch beim Italiener

Wenn nichts mehr hilft, geht die Mannschaft zum Italiener. Siehe VfB Stuttgart. Krisengespräch bei Pizza und Pasta, aber ohne Trainer Armin Veh. Der sagt: "Das zeigt mir, dass die Spieler nicht leichtfertig mit unserer Lage umgehen."

Das ist Armin Veh auch noch nicht passiert. Und dass es je so weit kommen würde, hätte sich der Trainer auch nicht träumen lassen. Am Dienstagabend jedenfalls schaute Veh bei seinem Stamm-Italiener vorbei. Doch der Besuch war schon an der Tür beendet. Geschlossene Gesellschaft, beschied ihn der Wirt des Vivaldi - und vertröstete ihn auf einen anderen Tag. Veh wollte es nun aber doch genauer wissen. Er spähte ins Lokal - und blickte in lauter bekannte Gesichter: "Ich denk´, mich trifft der Schlag. Sitzt da meine komplette Mannschaft."
Sorry, Trainer, bedeutete ihm Fernando Meira, aber hier sind Sie unerwünscht.

Veh nickte ergeben: Wenn es den sportlichen Erfolg zurückbringt, soll es ihm recht sein. Dass die Mannschaft auf Initiative ihres Kapitäns Meira eine Krisensitzung (ohne Trainer und Betreuer) abhielt, wertet Veh denn auch als "positives Zeichen". Der Trainer sieht darin einen Beleg, "dass die Spieler nicht leichtfertig mit unserer Situation umgehen". Dass alle zusammen Ursachenforschung betreiben, dass sie Ungereimtheiten ausräumen und neue Vorsätze fassen. "Im Sport gibt es immer wieder Situationen, in denen man enger zusammenrücken muss." Ob es hilft? "Wenn wir das am Samstag auf dem Platz herüberbringen, bin ich zuversichtlich, dass wir die Punkte holen", sagt Veh mit neuer Zuversicht.

Am Mittwoch trug der Augsburger dann wieder selbst seinen Part bei. Beim Trainingsspiel zwischen dem A-Team und der B-Elf lag der Schwerpunkt auf dem Defensivverhalten der Mannschaft. Auch Meira und Serdar Tasci, die am Vortag wegen leichter Blessuren noch kürzergetreten waren, mischten munter mit: Zusammen werden die beiden nach der Gelb-Rot-Sperre für Matthieu Delpierre im Spiel beim MSV Duisburg die Innenverteidigung bilden. Veh ist somit eine Sorge los.

Um den Rest kümmert er sich persönlich. Nicht wie üblich als stiller Beobachter an der Seitenbande, sondern an vorderster Front, mitten im Geschehen. Immer wieder unterbricht der Mann in der signalroten Trainingsjacke die Übungseinheit, marschiert auf den Platz, redet, gestikuliert, dirigiert. Organisiert das Stellungsspiel, deutet Laufwege an, schärft das taktische Verständnis der Spieler. Veh ist der Chef. Und so tritt er auch auf. Unübersehbar. Und unüberhörbar. "Die jungen Menschen auf die Spur bringen" nennt er das. Er sei nicht "derjenige, der die Mannschaft öffentlich in die Pfanne haut". Veh will helfen, fördern, anstoßen: "Das sind ja alles keine schlechten Kerle. Aber jetzt braucht jeder einen Schub, um wieder disziplinierter und aggressiver zu werden."

Veh, der gute Mensch vom Cannstatter Wasen. Ihm geht es nicht allein um den kurzfristigen Erfolg. Der 47-Jährige denkt perspektivisch: "Wir müssen diese Saison gut überstehen. Dann kann jeder daraus lernen." Die unangenehmen Seiten des Geschäfts, die der VfB zurzeit erlebt, sollen sich mittelfristig auszahlen. "Solche Erfahrungen sind wichtig, weil sie die jungen Spieler prägen und zu ihrer Charakterbildung beitragen", sagt Veh, der sich trotzdem nichts vormacht: "Was jetzt zählt, ist ein Sieg am Samstag."

Quelle: Stuttgarter Nachrichten