Ende mit Schrecken, Neustart mit Fragezeichen

0:2 in Bielefeld als Sinnbild einer verkorksten Hinrunde - VfB ohne Acht am 3. Februar auf Schalke?

Ein Ende mit Schrecken. Das 0:2 bei Arminia Bielefeld ist Sinnbild für die verkorkste Vorrunde. Viele Probleme, die den VfB Stuttgart seit dem Saisonstart begleiten, zeigten sich nun in einer Partie. Mehr noch: Die Perspektiven stimmen Trainer Armin Veh sehr nachdenklich.
"Das Spiel lässt die Hinrunde noch schlechter aussehen", meint Thomas Hitzlsperger. Treffender hätte er es nicht sagen können. Fast alle Probleme, die den Fall ins Mittelmaß beschleunigten, zeigten sich jetzt:

Problem 1 - die Auswärtsschwäche

In acht Spielen ging die Mannschaft von Trainer Armin Veh als Verlierer vom Platz in der Fremde. Ein rätselhafter Zufall? Suchen wir die Antwort in Bielefeld. Die Arminen kämpften leidenschaftlich um jeden Ball. So wie fast jede Heimmannschaft, die sich ihrem Publikum verpflichtet fühlt. "Wir konnten nicht dagegenhalten", erklärt Thomas Hitzlsperger. Weil die Mannschaft zu oft dem Irrglauben erliegt, alleine ihre spielerische Qualität entscheidet das Spiel. Beispiel Bielefeld: Der VfB hatte 61 Prozent Ballbesitz, hat jedoch die entscheidenden Zweikämpfe verloren.

Problem 2 - der Torwart

Es gibt wenig Spiele, nach denen Raphael Schäfer kein Thema ist. Mal wegen einer ausgezeichneten Leistung. Aber auch oft wegen Patzern. Der VfB-Torwart hat Klasse. Aber dem Nachfolger von Timo Hildebrand fehlt Konstanz und Ausstrahlung. In Bielefeld machte er beim 0:1 keine gute Figur.

Problem 3 - alles ist erklärbar

Die Roten haben für alles eine Entschuldigung. Teilweise zu Recht. Die vielen Verletzungen sind unumstößliche Fakten. Oft dienen die Erklärungen aber auch als Alibi. Wem vorher Müdigkeit und fehlende Fitness eingeredet wird, wird sich kaum gegen das prophezeite Übel stemmen. Und er erklärt die vermeintlich schicksalhafte Pleite so wie Raphael Schäfer nach dem Schlusspfiff in Bielefeld. "Wir gehen auf dem Zahnfleisch." Oder man sucht die Schuld bei anderen: Am Samstag diente der schlechte Schiedsrichter Manuel Gräfe als Sündenbock. Tatsächlich sind die Roten an sich selbst und ihren Schwächen gescheitert.

Problem 4 - wacklige Chefs

Pavel Pardo und Kapitän Fernando Meira sind die Chefs. Beide wurden ihrer Rolle selten gerecht. Unrühmlicher Höhepunkt: das Bielefeld-Spiel. Beide Führungsspieler hatten eine extrem hohe Fehlerquote.

Problem 5 - der Sturm

Der erste Sturm ist top - die zweite Reihe ein Flop. In Bielefeld strahlten die Vertreter der verletzten Angreifer Mario Gomez und Cacau nur eines aus: Harmlosigkeit. Ciprian Marica und Ewerthon fehlten alle Tugenden, die Klassestürmer auszeichnen: Torgefahr und Abschlussstärke.

Die Perspektiven

Nach der Winterpause soll alles besser werden. So die Hoffnung, die die Roten mit der außergewöhnlichen Erfolgsserie der vergangenen Rückrunde begründen. Und mit den ansprechenden Leistungen, die der VfB während des Zwischenhochs in dieser Saison zeigte. Aber alleine darauf zu vertrauen, wird nicht genügen. Zumal die Startvoraussetzungen ähnlich schwierig sind wie die im Sommer: "Die Perspektiven sind schlecht", stöhnt Trainer Armin Veh, als er bereits an das erste Rückrundenspiel am 3. Februar beim FC Schalke 04 denkt.

Noch sei unklar, wann Mario Gomez seine Verletzung im Brustkorb auskuriert hat. Nicht planen könne er mit Andreas Beck (Innenbandriss), Cacau (Schultereckgelenksprengung), Arthur Boka (Afrika-Cup), Pavel Pardo, Ricardo Osorio und Serdar Tasci (alle gesperrt). Und Ludovic Magnin (doppelter Bänderriss im Sprungelenk) nicht zu vergessen, hinter dessen Einsatzchancen in der Arena auf Schalke auch ein Fragezeichen stehe.

"Was soll ich da von Champions-League-Plätzen träumen?", sagt Trainer Armin Veh und setzt damit das dickste Fragezeichen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten