Schützenfest gegen Landsberg

Die Hannover Indians bauen ihren Vorsprung in der Oberliga Nord Staffel weiter aus. Nach dem zweiten zweistelligen Sieg der Saison beträgt der Abstand zum Tabellenzweiten schon 23 Punkte, was über 3500 Fans am Pferdeturm nach dem 10:3 (5:2,3:1,2:0) gegen den EV Landsberg gebührend feierten.


Mit den Neu-Indianern Lukas Smolka (der Keeper saß zunächst auf der Bank) und Mikhail Nemirovsky als Center in Reihe drei (für ihn pausierte J. Welke) gab es für die wieder einmal prächtige Kulisse schon vor Spielbeginn reichlich Gesprächsstoff, zudem würfelte Coach J. West seine Angriffsreihen kräftig durcheinander und probierte im Hinblick auf die noch rund zwei Monate entfernten Play-Offs neue Konstellationen aus. So tauschten u. a. die Center K. Doyle und R. Hisey ihre line mates, während der neue vierte Block um M. Fendt am Abend besonders hervorstechen sollte.

Gästetrainer F.-X. Ibelherr hatte neben dem gesperrten J. Preston vor allem Keeper P. Holmgren zu ersetzen (Virus) – für ihn rückte zum dritten Mal in dieser Saison J. Mayer in den Kasten.



Offensichtlich gewillt gegen den Südligisten gleich eine eindrucksvolle Visitenkarte zu hinterlassen, startete Hannover geradezu wie aufgezogen ins Match. Im Zwei-Minuten-Takt wurden die bedauernswerten Lechstädter mit Topchancen eingedeckt, doch noch scheiterten K. Doyle (2.) und J. Anderson (4.) aus Nahdistanz, was das Unheil für den Süd-8. aber nur aufschob. Kaum in der Lage sich einmal aus der eigenen Hälfte zu befreien, musste der EVL schon früh die spielerische Dominanz des ECH anerkennen. Das freche 1:0 von J. Anderson (mit dem Rücken zum Tor stehend durch die eigenen Beine gespielt/4.) und das bezaubernd herauskombinierte 2:0 von C. Schadewaldt (6.) steigerten die Verunsicherung der im Schnitt 22 Jahre jungen Gästeabwehr nur noch mehr, so dass ein kapitaler Stellungsfehler des Duos Fritz/Köllner J. Anderson alleine ins Drittel ziehen ließ – die Vorarbeit des Deutsch-Kanadiers konnte J. Wagner zum 3:0 erneut aus Nahdistanz abschließen (8.).

Auch nach dem 4:0 durch A. Dewan (17./PP) warteten die ECH-Fans gespannt, ob der EVL vielleicht selber einmal offensiv tätig werden würde – und in der Tat: binnen 69 Sekunden konnten die Ibelherr-Mannen in der Schlussphase des Drittels gleich zweimal einnetzen, wobei insbesondere das kuriose 5:2 mit der Drittelsirene nicht einmal eine echte Torchance gewesen war. Dazwischen freilich hatte K. Doyle den ersten Gästetreffer gegen viel zu weit aufgerückte Landsberger eindrucksvoll retourniert.



Als die Lechstädter nur 51 Sekunden nach Wiederbeginn durch den zweiten Treffer von A. White gar auf 5:3 stellten, fassten sich nicht nur die Indiansfans an den Kopf: ein eigentlich völlig chancenloser Gegner war binnen zwei Zeigerumdrehungen zu drei eigenen Einschüssen gekommen, ohne sonderlich dafür investieren zu müssen. Spannung sollte aber freilich nicht aufkommen, vielmehr erwies sich die zweiminütige Auszeit der Indianer als einziger Schwachpunkt des Abends, denn ab nun rollte die Partie wieder in Richtung EVL-Kasten. Zwar nicht mehr ganz so scheibensicher wie in Abschnitt eins, aber immer noch bärenstark stellte der ECH zunächst im Gegenzug auf 6:3 durch M. Nemirovsky (22.). Mit einem Tor und einem Assist hatte sich der gebürtige Russe im Februar 2004 im Schweinfurter Trikot vom Pferdeturm verabschiedet, mit einem Tor führte er sich gleich bei seinem Debüt für die Indians ein. Am Ende stand für den stocktechnisch und läuferisch eleganten Ex-Heilbronner ein durchschnittlicher erster Auftritt zu Buche. Nach dem wunderschön herausgespielten 7:3 durch B. Phillips (29.) warf dann der 20-jährige Goalie J. Mayer auch in seinem zweiten Auftritt am Pferdeturm vorzeitig das Handtuch. Schon im Dezember 2006 hatte das Top-Talent nach 16 Minuten und einem 0:5-Rückstand den Kasten seiner Klosterseer geräumt, auch diesmal war der Schlussmann in keiner Szene vom Glück verfolgt gewesen. Der 19-jährige A. Reichelmeir ersetzte Mayer und musste bis zur zweiten Sirene `nur mehr` das 3:8 quittieren: K. Doyle traf nach Maßzuspiel von D. Del Monte (35.).



So einseitig die Partie sportlich verlief, so unterhaltsam war sie trotz allem. Der hervorragende HSR Fischer ließ über 60 Minuten lang viel laufen, was beide Teams zu einer extrem körperbetonten aber nie unfairen Spielweise nutzten – so sollte es eigentlich immer sein. Kompliment auch an die Landsberger, die unverdrossen weiter arbeiteten und am Ende absolut sportlich faire Verlierer waren. Individuelle Fehler jedoch wie vor den Toren neun und zehn passieren dem EVL 08/09 ganz einfach zu häufig. Zum wiederholten Male durften die Indians in 2:1- oder 3:2-Situationen auf den nun prima gehüteten Kasten von Reichelmeir fahren, doch gegen das Duseltor von B. Phillips (47.) und den eiskalten Abschluss von D. Del Monte (59.) war auch der Youngster machtlos, der beim gehaltenen Penalty von J. Wagner noch mehr Unheil verhinderte (50.). Jener J. Wagner machte am Abend sein wohl bestes Spiel im Indianstrikot. Wie er im Verbund mit J. Anderson auch im Schlussabschnitt jeden Check zu Ende fuhr und seine Punktausbeute an einem Abend um 50% erhöhte, das nötigte auch den Teamkollegen Respekt ab.



Fazit: die Hannover Indians verwöhnen im Moment ihr Publikum. 32 Tore präsentierten die Pferdetürmler ihrem Anhang in den letzten vier Heimspielen, da gibt es kaum etwas zu kritisieren. Eher muss man für Sonntag zur Vorsicht mahnen, denn nach dem 8:2 gegen Leipzig, dem 11:2 gegen Rostock, und dem 9:2 gegen Bad Nauheim folgten im Anschluss auswärts jeweils prompt Niederlagen. Es gilt also endlich einmal die Freitagsform zu konservieren und auch am Sonntag in Rostock alles abzurufen.

Für Landsberg heißt es nach der dritten zweistelligen Klatsche der Saison möglichst schnell die Köpfe wieder zu heben. Gegen Deggendorf und Miesbach stehen zwei wichtige Heimpartien an, zu denen J. Preston zurück ins Team rutschen wird. Zwei Siege – und das Ziel nicht Letzter zu werden rückt näher.



Hannover Indians – EV Landsberg 2000

10:3

(5:2,3:1,2:0)



Tore: 1:0 (4.) Anderson 8, 2:0 (6.) Schadewaldt 6, 3:0 (8.) Wagner 3, 4:0 (17.) Dewan 21 5-4, 4:1 (19.) White, 5:1 (20.) Doyle 28, 5:2 (20.) Da. Nörenberg, 5:3 (21.) White, 6:3 (22.) Nemirovsky 1, 7:3 (29.) Phillips 23, 8:3 (35.) Doyle 29, 9:3 (47.) Phillips 24, 10:3 (59.) Del Monte 8.

Strfm.: ECH 4 – EVL 6

Zusch.: 3528

HSR: Fischer

GWG: A. Dewan (17.)

Beste Akteure: J. Wagner, D. Del Monte – Da. Nörenberg


Bes.:

- in jedem seiner letzten sechs Einsätze mindestens ein Tor: A. Dewan

- sieben Tore im Startdrittel am Pferdeturm letztmals im Dezember 2004 gegen Höchstadt (5:2 – Ende 8:3)

- Schnelllebiges Eishockeybusiness: das 0:3 gegen den EV Landsberg, das alle Aufstiegsträume 2006 derb bremste, ist keine drei Jahre her. Am Abend aber standen nur mehr ganze drei Akteure von jenem Aprilabend auf dem Eis: J. Staltmayr (ECH), sowie D. Huhn (EVL) und M. Rohde (EVL, damals ECH).


ECH: Voigt, ab 41. Smolka – Staltmayr, Stolikowski, Priebsch, Bagu, Schadewaldt, Hemmes, Thomson – Chamberlain, Hisey, Phillips, Dewan, Doyle, Del Monte, Koziol, Nemirovsky, Carciola, Wagner, Fendt, Anderson.


EVL: Mayer, ab 29. Reichelmeir – Barthel, Gruber, Schmelcher, Do. Nörenberg, Köllner, Fritz, (Leiprecht) – White, Katz, Rau, Caponigri, Huhn, Rohde, Wolsch, Da. Nörenberg, Kastenmeier, Kerber, Zientek.