Indians stehen im Finale

Die EC Hannover Indians haben ihr erstes Etappenziel erreicht. Dank eines 5:3 (1:3,1:0,3:0)-Auswärtserfolgs bei den Herne Crusaders gaben die Pferdetürmler den Westdeutschen in der best-of-five-Serie mit 3:1 Siegen das Nachsehen und stehen damit ab Gründonnerstag im Finale der Oberliga Nordstaffel den Roten Teufeln aus Bad Nauheim gegenüber.





Der EC Hannover konnte somit am Freitag Abend in Herne die dritte Play-Off-Serie seiner Geschichte für sich entscheiden – wie schon 2005 in Berlin und 2006 in Heilbronn auch dieses Mal auf des Gegners Eis. Der 5:3-Sieg bei den so heimstarken Westfalen ist um so höher zu bewerten, da die Herner 2009 bislang noch nicht einmal als Verlierer nach 60 Minuten vom eigenen Eis gegangen waren und insbesondere da die Partie nach dem ersten Drittel beim Stande von 3:1 für den HEV eigentlich schon so gut wie verloren schien.





Ohne J. Anderson und mit R. Kondelik im Tor war den Indians der Start ins Spiel ebenso gut gelungen, wie drei Tage zuvor den Crusaders am Pferdeturm. Gerade einmal 64 Sekunden waren gespielt, als D. Del Monte einen ersten Schuss auf den Kasten von M. Dillmann abfeuerte, der zur Überraschung aller in den HEV-Kasten trudelte. Irritiert von Slotexperte A. Dewan hatte sich Dillmann den Puck auf der Blockerseite mehr oder weniger selbst ins Tor gelegt und damit den Indians einen Traumstart beschert. Die Gastgeber – am Abend mit S. Pigache und R. Rawlyk anstelle von S. McNevan – zeigten sich allerdings wieder einmal völlig unbeeindruckt und stellten ihre in dieser Serie lange Zeit beeindruckende Effizienz vor dem gegnerischen Kasten unter Beweis. Unter Mithilfe der ECH-Abwehr, die in den ersten zehn Minuten ähnlich träge agierte wie am Dienstag, brachte ein Doppelschlag von M. Kosick (5./7.) die Herner in die Vorhand und als die Indians diesen Schock noch nicht verdaut hatten, da erhöhte der am Abend sichtlich angeschlagen etwas kürzer tretende N. Liesegang nur 18 weitere Sekunden gar auf 3:1. Stimmte es somit zu Beginn in der eigenen Zone kaum, so zeigten die Indianer im restlichen Anfangsdrittel nun auch vor des Gegners Tor Schwächen und vergaben reihenweise dicke Möglichkeiten. Je zweimal C. Koziol und K. Doyle (ein Schlittschuhtor des Kanadiers wurde vom vorzüglichen HSR Aumüller zurecht nicht anerkannt/13.), dazu A. Dewan und ein Kunstschuss, der Pfosten, Latte und den Rücken von M. Dillmann striff, allerdings nicht im Tor landete – die rund 500 Indiansfans kamen aus dem Haareraufen angesichts der verpassten Chancen kaum heraus. Auf der anderen Seite hatte jedoch auch R. Kondelik mehrmals genug zu tun, das früh mögliche 4:1 der Herner zu vereiteln.



Als R. Hisey gleich zum Start des Mittelabschnitts bei einem Alleingang in Unterzahl den Kasten von Dillmann verfehlte (22.), da schwante den ECH-Anhängern Böses. Zunächst nämlich machte noch einmal der HEV die Musik, scheiterte jedoch gleich mehrfach an R. Kondelik, der seinem Team weiterhin die kleine Chance auf ein Comeback ins Spiel bewahrte. Und dieses sollte es tatsächlich noch geben. Ein Schuss von R. Hisey fand nach einer runden halben Stunde den Weg vorbei an Dillmann und war der Startschuss für eine beeindruckende Drangphase der Gäste. Bis auf eine zweiminütige Unterzahlsituation spielte sich das Geschehen bis zur zweiten Drittelpause nun fast ausschließlich im HEV-Drittel ab, doch wie schon am Sonntag schien das Tor der Crusaders wie vernagelt, blockten die Verteidiger der Herner wieder eine Vielzahl an Schüssen und war auch das ECH-Powerplay noch nicht von Erfolg gekrönt. Würde Hannover diese Pace noch einmal weitere 20 Minuten durchhalten können oder spielte das 3:2 den konterstarken Westdeutschen vor dem letzten Abschnitt nicht genau in die Karten?



Mit 53 Sekunden Rest-Überzahl auf der Uhr waren die Hannoveraner gleich zu Beginn des Schlussdrittels wieder Stammgast vor dem Kasten des Herner Torstehers. Zwar konnte A. Bader seine Farben noch einmal wieder komplettieren, doch nur Sekunden später stimmte die Aufteilung in der Herner Hintermannschaft noch nicht und R. Hisey konnte – maßgerecht bedient von D. Del Monte – beinahe von der Grundlinie aus den Puck zum inzwischen verdienten 3:3 über die Linie schieben (42.). Vor den Augen der nun frenetisch mitgehenden Gästeanhänger gab es für den ECH nun natürlich nur noch alles oder nichts. In seiner unnachahmlichen Manier spielte das Team nun auf die Entscheidung, doch 34 Sekunden vergebenes 5:3-Powerplay (45.) und eine immer noch defensiv sehr gut arbeitende Herner Hintermannschaft ließen den erlösenden Führungstreffer noch nicht zu. Zwar hatte sich der ECH nun bestens auf die schnellen Crusaderskonter eingestellt, trotzdem brannte es in einer 71-sekündigen 3:5-Unterzahl (48.) mehr als einmal gefährlich vor dem eigenen Tor, in dem R. Kondelik nun zur Crunchtime die entscheidenden Big-Saves zeigen konnte. In den letzten zehn Minuten gaben dann der größere Willen der Indians und offensichtlich auch die größeren Kraftreserven den Ausschlag für Hannover: zwei Situationen, die die Herner nicht mehr regulär klären konnten, bescherten Hannover nach 53 Minuten noch einmal eine 48-sekündige 5:3-Überzahl und dieses Mal war die Überzahlformation endlich erfolgreich. Von hinter dem Tor schoss K. Doyle den schon bei den Gegentoren 1-3 unglücklichen M. Dillmann an den verlängerten Rücken, von wo die Scheibe über die Linie kullerte – just in dem Moment, da der vierte Crusader zurück auf dem Eis war.

Mit Selbstvertrauen, Siegeswillen und dem finalen Momentum auf Indiansseite brachten die Schlussminuten dann keine weitere Antwort des HEV mehr. Defensiv räumten die Indians nun sicher alle Angriffe der Hausherren ab und einen der sich jetzt vermehrt einstellenden Konter nutzte dann zwei Minuten vor Schluss R. Hisey alleine durchgebrochen zum 3:5-Endstand, was endgültig für tumultartige Szenen menschlicher Leidenschaft im Gästeblock führte.



Fazit: mit einem bei 20:00 kaum für möglich gehaltenen Comeback ins Match drehten die Hannover Indians am Ende ein 1:3 noch in ein 5:3 und zeigten auf, wie stark die Mannschaft aufspielen kann, wenn sie wirklich gefordert ist und sich nur auf ihre Stärken konzentriert. Dabei gebührt ausdrücklich allen eingesetzten Akteuren ein Sonderlob, wenn natürlich auch der dreifache Torschütze R. Hisey und der in den entscheidenden Momenten bekannt zuverlässige R. Kondelik die auffälligsten Spieler waren. In den Duellen mit den Roten Teufeln aus Bad Nauheim geht es für die Hannover Indians nun ab kommenden Donnerstag in einer weiteren best-of-five-Serie um den Aufstieg. Mit 9:9 Punkten endete der direkte Vergleich in der Hauptrunde unentschieden – es dürfte also interessant werden gegen die im Moment stark aufspielenden Hessen. Getragen von den Fans soll aber natürlich insbesondere am mindestens zweimal ausverkauften Pferdeturm der letzte entscheidende Schritt in Liga zwei über die Osterfeiertage nun auch noch begangen werden.



Ein Lob geht zum Abschluss natürlich noch an den Kontrahenten aus Runde eins. Der Herner EV war über vier Spiele der erwartet schwere Gegner, der mit seiner ausgeklügelten Defensiv-/Kontertaktik die Indians mächtig ins Schwitzen brachte und auf eine grandiose erste Oberligasaison zurückblicken kann. Zuletzt mehr als 3000 Zuschauer zeigen, dass das Eishockey in Herne nach wie vor lebt. Kann man einige der Stars 2008/09 für die neue Saison binden, so dürften die Crusaders auch im kommenden Jahr eine gute Rolle in der Oberliga spielen.





Fr.,3.4.09:

Herner EV – Hannover Indians

3:5

(3:1,0:1,0:3)



Tore: 0:1 (2.) Dewan 36, 1:1 (5.) Kosick, 2:1 (7.) Kosick 5-4, 3:1 (7.) Liesegang, 3:2 (30.) Hisey 25, 3:3 (42.) Hisey 26, 3:4 (53.) Doyle 39 5-4, 3:5 (59.) Hisey 27.



Strfm.: HEV 18 – ECH 16 +10 f. Slaton



Zusch.: 3154



HSR: R. Aumüller



Top(+): Nach R. Gaudet (2005 vs. Berlin) und B. Cockburn (2006 vs. Heilbronn) sicherte sich nun auch K. Doyle seinen Platz in den Annalen der Indiansgeschichte. Mit dem Seriensiegtor zum 4:3 in Minute 53 brachte der kleine Kanadier Hannover am Ende ins Finale und bewies wieder einmal seine Nehmerqualitäten. Nur fünf Minuten vor seinem raffinierten Treffer hatte sich Doyle bei 3:5-Unterzahl mit aller Leidenschaft in die Schlagschüsse der HEV-Kanoniere geworfen und mit schmerzverzerrtem Gesicht das Eis verlassen – Fortuna belohnte den 27-jährigen dann quasi im Gegenzug.



GWG: K. Doyle (53.)



Beste Akteure: M. Kosick – Team ECH





HEV: Dillmann, (Lüttges) – Rawlyk, Bader, Flache, Marr, Hamann, Hrstka, (Müller) – Liesegang, Asselin, Rimbeck, McNeil, Kosick, Schenkel, Tegkajev, Sedlmayr, Rehthaler, Pigache.



ECH: Kondelik, (Voigt) – Staltmayr, Stolikowski, Bagu, Schadewaldt, Slaton, Hemmes, (Thomson), (Priebsch) – Chamberlain, Doyle, Koziol, Del Monte, Hisey, Dewan, Wagner, Fendt, Phillips, (Carciola), (Rohatsch).