Thriller mit Happy-End

Die Hannover Indians sind in der Play-Off-Serie gegen den Herner EV wieder in Führung gegangen. Dank eines Powerplaytreffers von Rob Hisey nach 99 Sekunden Overtime behielt der ECH gegen lange Zeit defensivstarke Crusaders die Oberhand und liegt nun mit 2:1-Siegen wieder auf Finalkurs.







Vor wiederum ausverkauftem Haus lastete vor Spielbeginn großer Druck auf den gastgebenden Indianern. Unter allen Umständen sollte ein Heimsieg gegen die unbequemen Westdeutschen herausspringen, um die Belastung vor Spiel vier nicht ins Unermessliche steigen zu lassen. Dass ausgerechnet in dieser wichtigen Partie A. Dewan zu ersetzen war, fiel da schwer ins Gewicht, schließlich hatte Hannover 2008/09 nur sechs von vierzehn Spielen ohne den Kanadier siegreich gestalten können. Für Dewan rückte B. Phillips an die Seite von Del Monte und Hisey, dafür gesellte sich C. Koziol zu J. Chamberlain und K. Doyle in Reihe eins. Beim HEV mimte erneut R. Rawlyk den fünften und damit überzähligen Ausländer, überdies beorderte N. Sundblad T. Schenkel wieder in die Offensive und zog 100kg-Allrounder P. Flache dafür in die Defensive zurück.



Die erste Chance im Spiel besaßen zwar die Gastgeber (1.), doch waren in der Anfangsphase die Auswirkungen des sonntäglichen 4:2-Sieges der Crusaders noch deutlich spürbar. Während die Defensive Hannovers zunächst noch ihre Tagesform suchte, schlugen die Herner gleich zu Beginn eiskalt zu. Zunächst fuhr S. McNeil uns Tor herum und markierte schon nach 54 Sekunden das 0:1, nur wenig später sprang ein Bandenrebound N. Liesegang auf den Schläger, was das 0:2 bedeutete (3.). Für die Kulisse nach den traumatischen Erlebnissen der Vorjahre der größtmögliche Supergau und auch statistisch gesehen ein steiniger Weg bis zu einem Heimsieg: lediglich einer von drei 0:2-Rückständen hatte am Pferdeturm nämlich 08/09 noch gedreht werden können. Mit seiner bekannt eindrucksvollen Moral kam das Team jedoch im Nu zurück. Zunächst eroberte J. Chamberlain in Unterzahl die Scheibe in der neutralen Zone und bediente K. Doyle, der M. Dillmann mit etwas Glück tunneln konnte (5.). Und mit dem Anschluss und viel Rückenwind stand es schon vier Minuten später 2:2, als erneut Doyle bei 5:3-Überzahl aus Nahdistanz unters Dach traf (9.) – der wie gewohnt knallhart verteidigende HEV hatte zuvor drei Strafzeiten am Stück ziehen müssen. Zwar blieb Hannover auch in der Folge optisch am Drücker, der Liganeuling zeigte sich vom verspielten Vorsprung allerdings kaum beeindruckt und zeigte weiterhin bei den gelegentlichen Kontern seine ganze Gefährlichkeit. Nach einem Lattenschuss von M. Fendt (19.) ging es wie schon am Sonntag mit einem 2:2 zum ersten Pausentee.



Nachdem die zweite von am Abend drei Strafzeiten wegen Hakens gegen D. Del Monte gleich nach Wiederbeginn von den Westfalen nicht genutzt werden konnte, schien Fortuna dann endgültig Hannover zugewandt zu sein. Eine Bogenlampe Richtung Tor von M. Dillmann schlug nämlich zur Überraschung aller – auch des Schützen J. Chamberlain – im HEV-Kasten ein, was die 3:2-Führung bedeutete (23.). Herne erwies sich jedoch wie bisher in der ganzen Serie als ungemein effizient und stellte mit einem über M. Kosick herrlich herauskombinierten Überzahltreffer prompt wieder auf 3:3 (26.). Insgesamt bestimmte zwar Hannover die Szenerie, doch wie in allen Spielen zuvor war der Fahrplan von N. Sundblad auch heute offensichtlich: mit einem körperlich ganz starken Verteidiger-Quintett wurde die eigene Zone physisch dominiert und insbesondere direkt vor dem Kasten alles abgeräumt, während Offensivspiel mit den 14 eingesetzten Feldspielern nur bei Powerplay oder blitzschnell ausgenutzten Konterchancen betrieben wurde. Ein Vorhaben, welches tatsächlich wie schon am Sonntag aufzugehen schien, denn nachdem Hannover durch R. Hisey erneut die Führung hatte erzielen können (37./PP), profitierte der HEV nur eine Minute später wieder von zu offensiven Indians, erhielt über N. Liesegang und P. Asselin eine 2:1-Konterchance und spielte diese eiskalt zum 4:4 zu Ende (38.). Der Offensivaufwand der Westdeutschen war nicht allzu hoch gewesen, R. Kondelik hatte nicht viel zu tun gehabt, doch trotzdem wiesen die Herner bei 40:00 vier eigene Tore auf und schnupperten am Break in der best-of-five-Serie.



Das Schlussdrittel war dann an Spannung kaum noch zu überbieten. Hier die anrennenden Indianer, die klar mehr fürs Spiel taten, gegen die tolle HEV-Abwehr jedoch anliefen wie gegen eine Gummiwand und auf der anderen Seite die Crusaders, die augenscheinlich auf weitere ECH-Einladungen zum entscheidenden Konter warteten, welche die Gastgeber jedoch gottlob nicht boten. Insgesamt sechs Minuten Überzahl für Hannover verliefen gegen die pünktlich zu den Play-Offs in Unterzahl bärenstarken Herner im Sande, was auch die zum Bersten angespannte Kulisse lähmte. Ein Ellbogencheck von J. Anderson gegen T. Schenkel ließ dann den 4500 Indiansfans genau viereinhalb Minuten vor Schluss das Blut in den Adern gefrieren. Der zuvor gegen S. McNevan noch Gnade vor recht gelten lassende HSR Lenhart schickte Hannovers Deutsch-Kanadier mit 5+Spieldauer in die Kabine und bescherte dem HEV damit Powerplay bis zum Spielende. Eine Situation, in der die seit Jahren in Oberligaplayoffs die unglaublichsten Geschichten erlebenden Indiansfans bereits das Schlimmste befürchteten. Gegentor, Niederlage, Verlust des Heimrechts und im fünften Jahr in Folge kein Aufstieg – das dürfte den meisten Anhängern durch den Kopf geschossen sein.

Doch 2009 scheint alles anders zu werden. Zwei von den Gastgebern toll heraus gearbeitete Strafzeiten reduzierten die Powerplayzeit der Herner auf 1:21 Minuten – und die killte der ECH als bestes Unterzahlteam der Liga problemlos.



Wie schon zu Spielbeginn brachten sich die Crusaders nun durch ein Strafzeiten-Tripel selbst um den Lohn ihrer Mühen. Ging es noch mit 4:4-Feldspielern in die Overtime, so kassierte Sonntags-Held A. Bader dort gegen sofort die Pace machende Indianer eine Strafe wegen Haltens und ganze 12 Sekunden später entlud sich Anspannung von Fans und Spielern im erlösenden Torschrei. Auf Zuspiel von D. Del Monte traf – natürlich – R. Hisey bei 4:3-Powerplay zum absolut verdienten 5:4-Sieg und durchkreuzte damit die beinahe aufgegangene Taktik von Crusaderscoach Sundblad. Am Freitag, 20 Uhr in der Gysenberghalle, ist nun wieder der HEV gefordert die Serie auf 2:2 zu stellen. Dies dürfte nicht als ausgeschlossen gelten, doch wenn Hannover konzentriert eine Topleistung abruft und die Konter der Herner verhindern kann, dann heißt der verdiente Seriensieger schon in 72 Stunden Hannover Indians.





Di.,31.3.09:

Hannover Indians – Herner EV 2:1

5:4 n.V.

(2:2,2:2,0:0,1:0)



Tore: 0:1 (1.) McNeil, 0:2 (3.) Liesegang, 1:2 (5.) Doyle 36 4-5, 2:2 (9.) Doyle 37 5-3, 3:2 (23.) Chamberlain 30, 3:3 (26.) Schenkel 5-4, 4:3 (37.) Hisey 23 5-4, 4:4 (38.) Asselin 4-4, 5:4 (62.) Hisey 24 4-3.



Strfm.: ECH 16 +5 +Spdd. f. Anderson – HEV 24



Zusch.: 4608 (a.)



HSR: Lenhart



Top(+): Während DelMonte/Hisey/Dewan schon seit Beginn der Serie `on fire` waren, platzte nun endlich auch in Reihe eins der Knoten. Drei Tore für K. Doyle und J. Chamberlain dürften mächtig Selbstvertrauen geben. Ein Lob geht aber auch ausdrücklich an Reihe drei. Wie der immer besser werdende J. Wagner und der oft unterschätzte M. Fendt am Abend wieder arbeiteten, verlässlich ihre Defensivaufgaben erfüllten und die kleinen Dinge richtig machten, das gefiel durchaus. Ein Tor muss da von dieser Formation gar nicht unbedingt erzielt werden.



GWG: R. Hisey (62.)



Beste Akteure: B. Bagu, K. Doyle, R. Hisey – S. Marr, T. Schenkel



Bes.:

- Dienstagsheimspiel: ungeliebter Termin, aber seit Bestehen der Indians nun 10:5 Siege

- Overtime am Pferdeturm in Indianerhand: alle vier Partien 08/09 wurden gewonnen, letzte Niederlage im Dezember 2007.

- 2:1-Serienführung kein Ruhekissen: drei von vier solcher Duelle gingen in der Historie noch verloren





ECH: Kondelik, (Voigt) – Staltmayr, Stolikowski, Bagu, Schadewaldt, Hemmes, Slaton, (Thomson), (Priebsch) – Chamberlain, Doyle, Koziol, Del Monte, Hisey, Phillips, Wagner, Fendt, Anderson, Carciola, (Rohatsch).



HEV: Dillmann, (Lüttges) – Bader, Flache, Marr, Hamann, Hrstka, (Müller) – McNevan, Liesegang, Asselin, Schenkel, Kosick, McNeil, Rimbeck, Sedlmayr, Rehthaler, (Tegkajev).