Der Play-down-Kontrahent - Eispiraten Crimmitschau

Geschrieben von: Oliver Schilling Montag, den 15. März 2010 um 15:27 Uhr

Mit einem Auswärtsspiel im Crimmitschauer Sahnpark beginnen am Dienstag Abend für die Hannover Indians die entscheidenden Play-down-Wochen auf dem Weg zum erhofften Klassenerhalt in der Zweiten Eishockey Bundesliga.







Groß war die Hoffnung im Sommer 2009 gewesen nach dem langersehnten und im fünften Anlauf endlich perfekt gemachten Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse nach sieben Jahren Oberliga. Und wie es sich für einen eishockeyverrückten Standort wie den Pferdeturm gehört, wuchsen die euphorischen Erwartungen der meisten Beteiligten in den Himmel. `Die Pre-Play-Offs in jedem Fall` - so der vielleicht am meisten gehörte Satz während der sehr ordentlich verlaufenen Saisonvorbereitung, die Fans, Verantwortliche, und die schreibende Journaille (das Fachmagazin Eishockey-News setzte die Indians vor dem Start in einer Vorschau auf Rang 7) in ihrer Einschätzung nur noch zu bestätigen schien.



Bekanntlich kam es anders. Mit nur 16 Siegen in 52 Partien, einem Trainerwechsel und mehreren Umbauten im Kader verlief das Spieljahr unter dem Strich bislang enttäuschend, Tuchfühlung zu den Pre-Play-Off-Plätzen bestand quasi nur bis zum 20. September und alle Versuche, der Saison noch eine positive Wende zu geben, verliefen im Sande. Am Ende lief der ECH als Tabellen-13. ins Ziel und steht nun vor der großen Herausforderung, den Klassenerhalt in kraft- und nervenaufreibenden Play-down-Spielen zu sichern.



Das Risiko dabei: die Erfahrung der Kleefelder in puncto Abstiegskampf hält sich bei einem Blick auf die letzten Jahre in Grenzen. Nur ein einziges Mal in den letzten 20 Spielzeiten tauchte das Abstiegsgespenst überhaupt im Umkreis des Pferdeturms auf und auch dort – in der Oberliga-Abstiegsrunde 2002/03 – bestand praktisch nicht eine Minute lang echte Gefahr.



Der Gegner aus Westsachsen bringt hingegen die geballte Ladung Abstiegskampferfahrung mit in die Serie gegen die Großstadtindianer. Im achten Zweitligajahr verpassten die Eispiraten gleich zum sechsten Male die Play-Offs, so dass die `Überlebensspiele` am Saisonende im Sahnpark fast schon zum jährlichen Ritual verkommen. Einmal (2005) zogen die Crimmitschauer dabei den kürzeren und mussten den bitteren Weg in die Oberliga antreten, viermal jedoch wurde der Klassenerhalt geschafft und insbesondere die legendären Play-down-Runden gegen den amtierenden Zweitligameister Bremerhaven (2003 – 3:1 für den ETC) und vor allem den ESV Kaufbeuren (2007 – 4:3 für den ETC nach 1:3-Rückstand) sind noch heute jedem Anhänger in der 21.000-Einwohner-Stadt ein Begriff.



Ein Vergleich zwischen beiden Kontrahenten verdeutlicht, wie eng es in der Serie zugehen dürfte. Ganze drei Punkte lagen nach Hauptrundenende zwischen den Eispiraten und Hannover und auch in allen Schlüsseldisziplinen, die von den Experten stets vor Beginn einer Endrunde zitiert werden – Torhüterleistung, Disziplin, special teams – liegen die Teams nah beieinander. Beide nordamerikanisch geprägten Mannschaften landeten in der Teamstrafenbilanz auf den letzten Plätzen, was den Über- und Unterzahlformationen eine besondere Bedeutung zukommen lässt. Hier landeten die Indianer trotz der von der Papierform her größeren Firepower der Eispiraten von der blauen Linie vor den Westsachsen (17%/15%), jene jedoch zeigten sich in Unterzahl stabiler, während die Hannoveraner ihre Paradedisziplin der Vorsaison das gesamte Spieljahr über nicht in den Griff bekamen.

Auch bei den Torstehern halten sich beide Teams in etwa die Waage. Während das Indians-Duo Ziffzer/Münster von der Papierform her etwas talentierter erscheint als die Paarung Suvelo/Güttner bei den Eispiraten, spricht insbesondere die Erfahrung aus über 300 Zweitligapartien für den deutsch-finnischen Penaltyexperten (47 von 62 shoot-outs in Deutschland gewonnen) Suvelo, der allerdings noch nie Play-down-Spiele bestritt und 2005 beim letzten Endrundenvergleich im Berliner Trikot gegenüber seinem Indianspendant Roman Kondelik klar den kürzeren zog.



Der ECH will gegen seinen Kontrahenten seine aktuell vielleicht etwas bessere Form (drei der letzten sechs Spiele gewonnen, Crimmitschau nur eins im gleichen Zeitraum), vor allem aber seine Heimstärke als Faustpfand einsetzen. Mit 13:13 Erfolgen am Pferdeturm ist die Heimbilanz unter dem Strich für einen Aufsteiger doch noch absolut ansprechend ausgefallen, kein Team ab Tabellenplatz 10 konnte daheim so oft gewinnen. Und auch auswärts gibt es Hoffnung. Zwar quittierten die Indians zuletzt zwölf Niederlagen in Folge auf des Gegners Eis, blieben 2010 sogar komplett punktlos, doch bei beiden Auftritten im Sahnpark konnten die Eispiraten in die Overtime gezwungen werden, in der man nun aber aufgrund des `Suvelo-Faktors` möglichst bis Minute 80 die Entscheidung herbeigeführt haben sollte.



Die Endrundenbilanzen der Indians, die keine ihrer bisher drei best-of-seven-Serien gewinnen konnten, die größere Crimmitschauer Erfahrung im Abstiegskampf, das Heimrecht und der gewonnene direkte Vergleich in dieser Saison sind allesamt Attribute, die unter dem Strich die Eispiraten als leichte Favoriten in die Serie starten lassen. Das Positive für die Indians ist jedoch: mit Einwurf der Scheibe zum ersten Bully am Dienstag Abend sind alle Tendenzen und Wahrscheinlichkeiten Schall und Rauch. Es zählt dann nur noch das hier und jetzt. Alles für den Klassenerhalt!





Pflichtspielbilanz gegen die Eispiraten aus ECH-Sicht: 8 Spiele, 2:6 Siege, 21:25 Tore



Heimbilanz: 4 Spiele, 2:2 Siege, 12:9 Tore



Auswärtsbilanz: 4 Spiele, 4 Niederlagen, 9:16 Tore



Saisonbilanz aus ECH-Sicht: 1:3 Siege (3:4 n.P, 1:5, 2:3 n.P., 6:1)



Spiel 1: Dienstag, 16.3.10, 20.00 Uhr, Eisstadion im Sahnpark

Spiel 2: Freitag, 19.3.10, 20.00 Uhr, Eisstadion am Pferdeturm

Spiel 3: Sonntag, 21.3.09, 17.00 Uhr, Eisstadion im Sahnpark

Spiel 4: Dienstag, 23.3.10, 19.30 Uhr, Eisstadion am Pferdeturm

Spiel 5 (falls nötig): Freitag, 26.3.10, 20.00 Uhr, Eisstadion im Sahnpark

Spiel 6 (falls nötig): Sonntag, 28.3.10, 19.00 Uhr, Eisstadion am Pferdeturm
Spiel 7 (falls nötig): Dienstag, 30.3.10, 20.00 Uhr, Eisstadion im Sahnpark