Cleverer HEV gleicht Serie aus

Die Hannover Indians haben ihr Auswärtsmatch beim Herner EV mit 2:4 (2:2,0:1,0:1) verloren. Den Crusaders gelang somit am Sonntag Abend der 1:1-Ausgleich in der best-of-five Play-Off-Serie. Die Vorentscheidung fiel dabei bereits im zweiten Spielabschnitt, als die Westdeutschen die drückende Überlegenheit der Indians elf Sekunden vor der Pause mit dem 3:2-Siegtreffer kontern konnten.



Mehr als neun Minuten Powerplay im Schlussabschnitt reichten dem Vorrundenersten dann nicht mehr, um der Partie noch einmal eine Wende geben zu können. Der ECH ist somit nun am Dienstag, 19.30 Uhr, am Pferdeturm erneut in der Pflicht und muss in der Serie wieder die 2:1-Führung vorlegen, um gegen die geschickten Herner nicht bereits in fünf Tagen schon mit dem Rücken zur Wand zu stehen.





Beide Teams verzeichneten vor Spiel zwei in der Gysenberghalle lediglich je eine Veränderung im Kader. Während bei den Indians B. Voigt die Torhüterposition von R. Kondelik übernahm, rückte beim HEV S. Marr für R. Rawlyk in die Hintermannschaft der Gastgeber, die mit 3119 Zuschauern Saisonrekordkulisse vermelden konnten.



Durchgang eins sollte dann auch bereits Play-Off-Eishockey vom Feinsten bieten. Schon beim Eröffnungsbully ahndete HSR de Brabander ein erstes Vergehen gegen B. Phillips und diese nicklige Atmosphäre sollte sich im Anschluss wie ein roter Faden durch das ganze Drittel ziehen. Ganze 3:46 Minuten bekamen die Zuschauer 5:5-Hockey geboten, fast ständig agierte eine Mannschaft in einfachem oder sogar doppeltem Powerplay. Logisch, dass somit alle erzielten Treffer in Überzahl fielen. Während der HEV durch N. Liesegang aus Nahdistanz und einen Knallbonbon von A. Bader zweimal vorlegen konnte, antworteten die Indians ebenso oft eiskalt beinahe im Gegenzug: D. Del Monte und B. Bagu glichen jeweils aus, eine mögliche Führung wollte den etwas druckvoller agierenden Hannoveranern allerdings nicht gelingen. Für den negativen Höhepunkt in Abschnitt eins sorgte wieder einmal A. Dewan. Hatte der Kanadier bereits am Freitag den bisherigen all-time-Strafzeitenrekord von R. Hoffmann (331 Minuten 2002/03 in Hassfurt) auf Oberliganiveau pulverisiert, so setzte Hannovers enfant terrible wieder einmal völlig überflüssig noch einen drauf und ging abseits des Spielgeschehens Hernes Keeper M. Dillmann an. HSR de Brabander hatte die Aktion nicht gesehen, verhängte aber gegen den 29-jährigen eine Spieldauerdiszi. Das Indianspowerplay, 2008/09 ehedem mangels Blueliner einer Option beraubt, sollte somit für die nächsten 112 Minuten empfindlich geschwächt werden.



Drittel zwei ging dann erwartungsgemäß wesentlich ruhiger über die Bühne. Beide Teams konzentrierten sich nun auf ihre spielerischen Qualitäten, was den Indians äußerst gut tat. Der ECH dominierte nun klar die Szenerie, spielte immer wieder mit dem Selbstbewusstsein eines Hauptrundenprimus nach vorn, vermochte es aber trotz aller Bemühungen nicht, das so wichtige 3:2 zu erzielen. Ein halbes Dutzend Topchancen – die größte für J. Wagner allein vor Dillmann – brachten nicht den in dieser Phase als vorentscheidende anzusehenden Führungstreffer, da der HEV defensiv ganz ausgezeichnet arbeitete, viele Schüsse blockte, in M. Dillmann am Abend einen guten Rückhalt hatte und auch das Scheibenglück nicht mit Hannover war. Die den Indians bewusst die Räume gebenden Herner schlugen dann ihrerseits kurz vor Drittelende eiskalt zu: ein einziges Mal war Hannover mit vier Spielern zu tief in die Zone des Gegners eingedrungen, was Hernes Spielmacher N. Liesegang eiskalt bestrafte. Die im Duell mit B. Phillips glücklich für ihn springende Scheibe machte den Weg für den 21-jährigen frei und mit einem schönen Querpass auf A. Bader, der zum 3:2 traf, schlossen die Crusaders bei 39:49 zur psychologisch wichtigen Pausenführung ab. Dass B. Voigt in Drittel zwei bis hierher lediglich drei schwere Schüsse zu halten gehabt hatte, war plötzlich Makulatur – der HEV war nun im Vorteil.



Ein in der gegnerischen Zone begangenes Haken von K. Doyle bescherte den Hernern dann wie schon in Abschnitt eins ein Blitzpowerplay. Und als M. Kosick im Moment der ECH-Komplettierung sogar auf 4:2 stellen konnte, da war die Partie am Abend endgültig gelaufen. Nicht, dass Hannover im Anschluss nicht mehr gewollt hätte, dem HEV jedoch gab diese Zwei-Tore-Führung soviel Selbstvertrauen, dass eine Wende am Abend für die Indians nicht mehr möglich war. Mit unglaublicher körperlicher Präsenz und tollem Einsatz warfen sich die Crusaders nun den Gästen entgegen, was zu permanentem Powerplay für die Pferdetürmler führte. Mehr als neun Minuten lang hatte Hannover mindestens einen Mann mehr auf dem Eis, die Überzahl war jedoch gerade in dieser wichtigen Phase nichts mehr wert. Wirkliche Torgefahr beschworen die ohne A. Dewan hilflos wirkenden Puckstafetten nicht mehr hervor, die wenigen Möglichkeiten endeten beim sicheren Dillmann, meist aber schon bei den in puncto geblockten Schüssen Maßstäbe setzenden höherklassig erfahrenen HEV-Defendern.



Fazit: ein aufgrund des Schlussdrittels am Ende verdienter Sieg für den HEV. Trotz eines klaren Plus an Torschüssen ging die Partie am Ende an die Gastgeber, die sich defensiv stark und offensiv effizient zeigten. Bei Hannover müssen einige Leistungsträger ab Dienstag noch zulegen, um die bislang sehr geschickt operierenden Crusaders zum zweiten Mal schlagen zu können. Während Herne wieder auf S. Pigache wird zurück greifen können, wird die Indians der Ausfall von A. Dewan in Überzahl sehr schmerzen.





So., 29.3.09:

Herner EV – Hannover Indians

4:2

(2:2,1:0,1:0)



Tore: 1:0 (3.) Liesegang 5-4, 1:1 (6.) Del Monte 15 5-4, 2:1 (11.) Bader 5-3, 2:2 (14.) Bagu 5 5-3, 3:2 (40.) Bader, 4:2 (43.) Kosick.



Strfm.: HEV 34 – ECH 20 +10 f. Bagu +5 +Spdd. f. Dewan



Zusch.: 3119



HSR: de Brabander



GWG: A. Bader (40.)



Beste Akteure: S. Marr, A. Bader – J. Staltmayr, S. Slaton



Bes.:

- ECH: nur vier der letzten 15 Schlussdrittel gewonnen

- Am Abend 33. Play-Off-Auswärtsspiel der Pferdeturmgeschichte: 6:27 Siege

- B. Bagu: 26. Zehnminuten-Diszi der Saison für Hannover kassiert





HEV: Dillmann, (Lüttges) – Bader, Schenkel, Hamann, Marr, Hrstka, Müller, Rehthaler – McNevan, Liesegang, Asselin, McNeil, Kosick, Flache, Tegkajev, Sedlmayr, Rimbeck.



ECH: Voigt, (Kondelik) – Staltmayr, Stolikowski, Slaton, Bagu, Schadewaldt, Hemmes, Thomson – Chamberlain, Doyle, Phillips, Dewan, Hisey, Del Monte, Koziol, Fendt, Wagner, Carciola, Rohatsch, Anderson.