Der Play-Off-Kontrahent: Herne Crusaders

It`s Play-Off-time! Nach einer 54 Spiele langen Hauptrunde empfangen die EC Hannover Indians ab Freitag Abend in einer best-of-five-Serie den sofort für die Endrunde qualifizierten Oberligaaufsteiger Herner EV und wollen dabei den Play-Off-Fluch und die Enttäuschungen der letzten Jahre vergessen machen.


Zum vierzehnten Mal seit 1993 werden am Pferdeturm ab 27. März Play-Off-Partien ausgetragen werden. Die rabenschwarze Bilanz von nur zwei gewonnenen Serien in dreizehn Versuchen könnte auf den ersten Blick schon im Vorfeld zu blanker Resignation unter den ECH-Anhängern führen, zwölfmal allerdings hatte man eine Post-Saison als Außenseiter zu bestreiten gehabt. Nur ein einziges Mal – 2006 gegen die Heilbronner Falken – hatte die in Haupt- und Meisterrunden erarbeitete Punktausbeute zu eigenem Heimrecht geführt und diese Serie ging auch prompt mit 3:1 an den ECH. So gesehen empfangen die Indians die Crusaders mit einer weißen Weste.



Der Neuling beendete die Hauptrunde mit 26:28 Siegen und profitierte am Ende mit 75 Punkten als Nachrücker vom Play-Off-Ausschluss der Blue Lions aus Leipzig. Oberligaprimus EC Hannover sammelte zur gleichen Zeit satte 45 Punkte mehr als der HEV und wusste auch den direkten Vergleich gegen die Westdeutschen mit 5:1 Siegen für sich zu entscheiden. Es wäre allerdings ein Trugschluss zu glauben, die Serie gegen die Herner könne ein Selbstgänger werden. Schon die vier letzten Aufeinandertreffen verliefen allesamt Spitz auf Knopf, überdies konnten die Gäste in Hannover stets den letzten Treffer des Spiels erzielen, was neben den beeindruckenden 23 erzielten Unterzahltoren während der Hauptrunde zu den imposantesten Fakten der Crusaders zählen dürfte – in puncto Moral werden hier zwei charakterstarke Teams aufeinandertreffen, die erst mit Ertönen der Schlusssirene aufhören, an einen möglichen Sieg zu glauben.



Auch körperlich wird der HEV gegen den ECH voll dagegen halten. Schon in der Hauptrunde zeigte man sich neben den Roten Teufeln aus Bad Nauheim am ehesten in der Lage, das robuste Spiel des ECH mitzugehen. Da mit Hannover und Herne die Heim-, bzw. Auswärtsrüpel der Liga aufeinandertreffen (1026/840 Strafminuten), dürfte es auf dem Eis nur wenige Geschenke geben. Den Über- und Unterzahlformationen beider Teams kommt somit eine besondere Bedeutung zu. Hier zeigte sich der ECH in der bisherigen Saison klar im Vorteil (PP: 21,8% vs. 19,5%, UZ: 87% vs. 78,3%), was auch für die Werte in den Direktvergleichen gilt (19,3% PP vs. 86,5% UZ aus ECH-Sicht).



Freilich liegen die letzten Duelle mit den Crusaders bereits eine ganze Zeit zurück. Mit R. Rawlyk, A. Bader, M. Kosick, S. McNeil und P. Flache verpflichteten die Westfalen seit Anfang Januar einen ganzen Verstärkungsblock, der die Qualität des Kaders deutlich anhob. So holte der HEV beispielsweise seit Beginn der Einkaufstour in den letzten 21 Punktspielen 44 Zähler und damit einen mehr als zeitgleich der ECH. Die Variationsmöglichkeiten an der blauen Linie in Überzahl sind natürlich gerade durch Bader und Rawlyk gestiegen, doch müssten die special teams insgesamt einen Vorteil für den ECH darstellen, was in der Indiansgeschichte keinesfalls die Regel zur Play-Off-Zeit war. Lediglich einmal wies man in Über- und Unterzahl bessere Werte als der Gegner auf (2008 gegen Freiburg), 2006 gegen Landsberg und 2007 gegen Ravensburg kosteten die schwächeren special teams jeweils die Serie, bzw. den Aufstieg. Kann man gegen die körperlich starken aber eher hüftsteifen HEV-Defender das Tempo im Angriffsdrittel hoch halten, so sollte eine Serie aus der Hauptrunde weiterhin Bestand haben: in jedem der sechs Duelle erarbeitete sich Hannover gegen Herne ein klares Plus an Powerplaychancen.



Neben den special teams fällt natürlich auch den Torhütern in einer Play-Off-Serie eine besondere Rolle zu. Viermal spielte in der Hauptrunde C. Lüttges gegen den ECH, zweimal der unter der Saison aus Miesbach gekommene M. Dillmann. In allen sechs Partien waren die Leistungen der Torsteher gut bis sehr gut. Der 30-jährige Ex-Frankfurter Dillmann, der vermutlich von Coach N. Sundblad den Vorzug vor Lüttges bekommen dürfte, scheiterte 2003 und 2006 mit Peiting und Ravensburg in Oberliga-Play-Offs, will nun aber im direkten Vergleich mit den wohl beiden Eiszeit erhaltenden Indianstorstehern R. Kondelik und B. Voigt leistungsmäßig auf Augenhöhe agieren. Dillmann weist wie auch Voigt bereits Einsätze in DEL und Liga zwei auf. Insgesamt spricht die höherklassige Erfahrung unter den in den Play-Offs zur Verfügung stehenden Spielern beider Kader knapp für den HEV (1879:1791 Partien). Während die Westdeutschen es auf 826 DEL-Partien und 1053 Zweitligaspiele bringen, hat der ECH die Nase in der nächsthöheren Spielklasse – ab 2009 hoffentlich Heimat der Pferdetürmler – vorn (1549 Spiele bei 242 DEL-Einsätzen).



Insgesamt dürften den Zuschauern in den mit Sicherheit sehr gut besuchten Spielen rasante Torszenen, packende Zweikämpfe und stimmungsvolle Fangruppen geboten werden. Schon am Freitag will der ECH daheim die Serie auf 1:0 stellen. Dabei könnte die Partie für den ECH statistisch gesehen möglicherweise früh im Sack sein. Ist schon die Gesamtbilanz nach dem selbst erzielten Führungstor mit 87,5% Siegchance riesig, so darf der Gegner am Pferdeturm 2008/09 nach einem 1:0 der Indians gleich wieder heimreisen – in 17 von 17 Fällen ging das Spiel am Ende an den ECH...







Gesamtbilanz der letzten 20 Jahre aus ECH-Sicht: 18 Spiele, 12:6 Siege, 78:67 Tore



Heimbilanz: 9 Spiele, 6:3 Siege, 40:28 Tore



Auswärtsbilanz: 9 Spiele, 6:3 Siege, 38:39 Tore



Saisonbilanz aus ECH-Sicht: 5:1 Siege (5:2, 4:1, 5:4, 4:3 n.V., 3:2, 3:5)



Spiel 1: Freitag, 27.3.09, 20.00 Uhr, Eisstadion am Pferdeturm

Spiel 2: Sonntag, 29.3.09, 18.30 Uhr, Gysenberghalle

Spiel 3: Dienstag, 31.3.09, 19.30 Uhr, Eisstadion am Pferdeturm

Spiel 4 (falls nötig): Freitag, 3.4.09, 20.00 Uhr, Gysenberghalle

Spiel 5 (falls nötig): Sonntag, 5.4.09, 19.00 Uhr, Eisstadion am Pferdeturm