Krimi mit Happy End

Geschrieben von: Niki Jaklitsch Samstag, den 30. Januar 2010 um 03:52 Uhr

Der KOFLER ENERGIES GAMEDAY war ein voller Erfolg, aber nichts für schwache Nerven: Nach mehrfach wechselnden Führungen bewiesen die EC Hannover Indians im Endspurt unbändige Moral und setzten sich am Freitag Abend in der 2. Eishockey-Bundesliga 8:6 (2:2, 3:1, 3:3) gegen die Heilbronner Falken durch.


2:0, 2:3, 5:3, 5:6, 8:6 – so lauten die nackten Zahlen eines Offensivspektakels, das die ECH-Fans unter den 3.308 Besuchern am Pferdeturm in Hannover immer wieder zu Szenenapplaus veranlasste. In der Tat starteten die Hausherren dieses Mal sehr engagiert in der Partie, war ihnen doch deutlich anzumerken, dass sie das rabenschwarze letzte Wochenende vergessen machen wollten. Beinahe im Minutentakt kreierten John Hughes, Brady Leisenring, DJ Jelitto oder Kyle Doyle und Jamie Chamberlain – durch die Passpräzision des Neuzugangs Petr Mares sichtlich beflügelt – hochkarätige Chancen und Goalie Sebastian Vogl hatte alle Hände voll zu tun, einen frühen Rückstand der Falken zu verhindern. Erst in der 12. Minute musste er sich erstmals geschlagen geben, als Brady Leisenring in Überzahl genau richtig stand und zur längst verdienten Führung des ECH abschloss. Auch im Anschluss bestimmten die Indians die Szenerie, von Heilbronn war bis dato so gut wie nichts zu sehen. Die Indians hingegen waren mit körperbetontem Spiel, vollem Einsatz und schnellen Angriffen weiterhin brandgefährlich, so dass Hannovers zweiter Treffer logische Konsequenz war. Nach knapp 17 gespielten Minuten war es soweit. Bei einem Abpraller von Falken-Keeper Sebastian Vogl staubte DJ Jelitto eiskalt ab – 2:0. Die Indians schienen das Match vollauf im Griff zu haben, machten die Rechnung aber offenbar ohne die Gäste. Zunächst nutzte Paul-John Fenton Heilbronns erste Überzahl zum 1:2 (19.), ehe Cory Urquhart fünf Sekunden vor der ersten Pause nach einem Konter gar der Ausgleich für die Falken gelang (20.)


So begann das Match beim KOFLER ENERGIES GAMEDAY im zweiten Spielabschnitt praktisch erneut, und Heilbronn erwischte den besseren Start. Mit schnellem, schnörkellosem Spiel brachte das Team von Gästetrainer Rico Rossi die ECH-Defensive ein ums andere Mal in Verlegenheit, biss sich aber zunächst an Indians-Torhüter Thomas Ower die Zähne aus. Nach knapp 27 Minuten musste sich allerdings auch der Mann mit der Rückennummer 43 geschlagen geben – Jeff Mason hatte per Schlagschuss zur erstmaligen Heilbronner Führung getroffen. Wer nun befürchtete, die Partie würde zugunsten der Baden-Württemberger kippen, wurde eindrucksvoll eines Besseren belehrt: Mit unbändigem Kampfgeist rackerte sich der ECH zurück ins Match, kam zu guten Torchancen und bot ab 28:29 Teil eins des wohl beeindruckendsten Comebacks der bisherigen Saison: Jeweils in Überzahl stellten John Hughes (29.), Brady Leisenring (30.) und Seppi Staltmayr (36.) das Ergebnis von 2:3 auf 5:3 für den ECH.


Doch auch mit diesem Vorsprung zu Beginn des Schlussabschnitts sollte das Spiel noch nicht entschieden sein.Knapp 42 Minuten waren um, als Thomas Gödtel im Powerplay auf 5:4 verkürzte. Einmal auf den Geschmack gekommen, legte der Verteidiger noch zwei Tore nach (48./51) und brachte so Heilbronn erneut in Front. Der ECH wirkte nun kurzzeitig angezählt. Den Rothäuten war anzumerken, dass die ersten beiden Durchgänge kraftraubend vonstatten gegangen waren. Heilbronn hatte nun etliche gute Möglichkeiten zur Entscheidung, konnte diese aber nicht nutzen. So mobilisierten die Indians nochmals alle verfügbaren Kräfte und boten eine Schlussphase, die in Punkto Kampfkraft, Leidenschaft und Abschlusssicherheit zum besten gehörte, was 2009/10 bislang am Pferdeturm zu sehen war. Dem unermüdlich rackernden Kyle Doyle war es vorbehalten, nach 56 Spielminuten – schön in Szene gesetzt von Jamie Chamberlain und Petr Mares – den viel umjubelten Ausgleich zu erzielen – 6:6 und Comeback, Teil zwei. Und der kleine Kanadier hatte noch nicht genug. 107 Sekunden vor Spielende schlugen Doyle, Chamberlain und Mares erneut zu und wieder war es Kyle Doyle, der am schnellsten reagierte und Falken-Torhüter Sebastian Vogl beinahe in Baseball-Manier zum 7:6 überwand (59.). In der Schlussphase setzte Heilbronns Trainer Rico Rossi alles auf eine Karte und beorderte seinen Keeper zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Die Indians ließen sich den fürs Selbstvertrauen so wichtigen und von Team, Fans und Verantwortlichen so sehr herbeigesehnten Heimsieg jedoch nicht mehr nehmen. Vielmehr beseitigte DJ Jelitto mit seinem Treffer zum 8:6 ins leere Tor der Gäste 50 Sekunden vor Schluss die letzten Zweifel.

Um die Feierlaune der ECH-Fans beim KOFLER ENERGIES GAMEDAY weiter zu heben, gab es zudem nach dem Match eine erfreuliche Personalie zu vermelden: Goalie Thomas Ower, bislang mit einer Förderlizenz des DEL-Teams Frankfurt Lions ausgestattet, hat für die kommenden Saison am Pferdeturm zugesagt und wird 2010/2011 dauerhaft für die Indians aufs Eis gehen.