Warum Werder zum achten Mal in Folge ins Trainingslager nach Belek fliegt
Von Olaf Dorow
BREMEN. Das Training war vorbei. Frank Baumann stapfte durch den kalten Regen. Dachte er in diesem Moment an die Sonne an der türkischen Riviera? Heute früh fliegt Werder wieder ins Trainingslager nach Belek, zum achten Mal in Folge. Baumann war immer dabei. Aus Werders aktuellem Kader kann das nur noch Tim Borowski von sich sagen. Acht Mal in Folge nach Belek, das klingt irgendwie nicht sehr abwechslungsreich, und wenn man mit Frank Baumann spricht, verfliegt dieser Eindruck nicht unbedingt. "Acht Mal war ich in Belek?", fragt Werders Kapitän den Reporter, "ich dachte es wären schon 15 Mal."
Was ist dran an diesem Standort Belek? Warum hält Werder Jahr für Jahr dort sein Wintercamp ab. Warum nicht mal in Dubai? Oder in Spanien oder in Portugal? Trainer Thomas Schaaf gilt als ein großer Fan von Portugal. Von dort hat er Diego geholt und dort macht er oft Urlaub. "Glauben Sie mir", sagt Sportdirektor Klaus Allofs (acht Mal Belek), "auch in Dubai oder Spanien bestünde der Tag aus Training, Essen, Massage." Allofs zählt sodann so viele Belek-Vorteile auf, dass man sich fast schon wieder schämen will, Alternativen erwogen zu haben.
"Belek heute ist nicht mehr Belek vor acht Jahren", beginnt der Werder-Manager seine Lobpreisung jener türkischen Urlaubsregion, an der sich auf einem unendlich langen Strandabschnitt eine unendlich lange Kette von unendlich großen Hotelkomplexen auffädelt. Punkt eins bei den ganzen Belek-Vorteilen sei das Klima. Selten gäbe es im Januar extreme Kälte oder Hitze. Punkt zwei seien die tollen Hotels, die alles böten. Noch viel wichtiger aber seien Punkt drei und Punkt vier.
In hohem Tempo wurde Belek in den vergangenen Jahren zu einem Mekka für Fußball-Klubs ausgebaut. Viele Hotels verfügen über mehrere Plätze mit perfektem Rasen. Auch die diesjährige Werder-Herberge, das riesige "Rixos Premium", bietet zwei Plätze direkt am Hotel. "Individuelles Training, Gruppentraining, alles ist einfach und ohne irgendwelche Busfahrten möglich", schwärmt Allofs. Punkt vier bestünde darin, dass "wir freie Auswahl an Test-Gegnern haben". Unzählige Mannschaften halten sich zur selben Zeit am selben Ort auf. Jugend-Teams mitgerechnet, sind es um die 200. Werder wird unter anderem gegen den FC Schalke und den SC Freiburg spielen.
Als Punkt fünf käme noch die schnelle Erreichbarkeit zum Tragen. "Was unsere Spieler in einem Trainingslager brauchen, sind optimale Bedingungen. Hier haben sie sie", fasst Allofs zusammen. So zerbröseln die gefühlten 15 Belek-Reisen von Frank Baumann als Argument für eine möglicherweise vorhandene Belek-Überreizung.
Zumal auch Baumann selbst seinen angenommenen Belek-Faktor relativiert. "Es sind ja oft andere Hotels", sagt er. Im "Rixos Premium" wohnt Werder erst zum zweiten Mal in Folge. Das kann man aushalten.
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