Presseschau Weser-Kurier 13.02.2008

Bayern verleiht Flügel


Sowohl Werder als auch Braga schöpfen Mut aus einem 1:1 gegen München

Von Oliver Matiszick

BREMEN. Bayern, immer wieder diese Bayern. Irgendwie sind sie auch dabei, heute Abend im Weserstadion. Dort spielen zwar Werder und der SC Braga gegeneinander, doch es ist der FC Bayern, der in kaum einer Einschätzung vor diesem ersten Akt im Kampf um den Einzug des UEFA-Pokal-Achtelfinales fehlt. Ein 1:1 gegen jene Münchner eint die Kontrahenten aus Bremen und Portugal und hat vor ihrem Vergleich den Optimismus genährt. Wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen.

Die Bremer Variante kommt ein wenig trotzig daher. Das noch frische Unentschieden von München hat bei Werder so etwas wie den Befehl zum Einleiten des Wendemanövers markiert. Nach den ernüchternden 1:2-Niederlagen in den ersten beiden Pflichtspielen der Rückrunde war über gute Ansätze hinaus endlich Zählbares herausgekommen. Und jetzt wollen die Werderaner mehr. Weil sie wissen, dass sie mehr können. "Der Punktgewinn gegen die Bayern lässt uns noch keine Luftsprünge machen", verdeutlicht Patrick Owomoyela, "wir wollen endlich das richtige Erfolgserlebnis."

Auf der Gegenseite kommt Bragas Variante des Optimismus eher wie ein Mutmacher daher. Beim 1:1 gegen die Bayern in der Gruppenphase des UEFA-Pokals, sagt Stürmer Roland Linz, "haben wir gezeigt, wie gut wir sein können". Die Erinnerung daran, dem "besten deutschen Team" (Linz) Paroli geboten zu haben, ist schon deshalb hilfreich, weil es seitdem in der heimischen Meisterschaft selten richtig gut lief für die Mannschaft. Thomas Schaaf hat beides registriert, natürlich. Und auch wenn die letzten Wochen für den Gegner "nicht so erfolgreich waren", warnt der Bremer Trainer vor den "sehr guten Einzelspielern" im Kader. "Sie suchen den Weg nach vorne und sind läuferisch bereit, weite Wege zu gehen", sagt er. "Das hat man gegen die Bayern gesehen." Da waren sie wieder.

Die Rollenverteilung heute ist dennoch klar. "Ohne überheblich sein zu wollen: Wir sind schon der Favorit", sagt Werders Kapitän Frank Baumann, "auch wenn wir das auf dem Platz erstmal beweisen müssen." Die feste Annahme, dass seine Mannschaft genau das tun wird, gehört bei Sportdirektor Klaus Allofs ohnehin zum Stellenprofil dazu. "Braga sollte ein schlagbarer Gegner sein", sagt er. Auch wenn die Portugiesen - der Verweis fehlt auch hier nicht - gegen die Bayern "ein gutes Spiel abgeliefert" haben. "Aber wir sind die Mannschaft mit den erfahreneren Spielern", sagt Allofs. Und die haben es schließlich im Vorjahr nach dem Champions-League-Aus bis ins Halbfinale des UEFA-Pokals geschafft. Weshalb Allofs die Messlatte gleich noch ein Stück höher legt. "Wir wollen dieses Mal noch etwas weiter kommen. . .", sagt er.

Bei der Auswahl der Startelf, die heute den ersten Schritt auf dem langen Weg zum Fernziel Finale machen soll, hat Trainer Schaaf so viele Möglichkeiten wie lange nicht mehr. Innenverteidiger Naldo, in der Bundesliga gesperrt, steht für den internationalen Wettbewerb wieder zur Verfügung. Wovon auch das Mittelfeld profitiert, weil Frank Baumann, in München der Naldo-Vertreter, wieder auf seine Position vor der Abwehr zurück kann. Ganz vorne, in der zuletzt schwächelnden Angriffsreihe, bietet sich mit Boubacar Sanogo wieder der Stammstürmer der Hinrunde an: Nach seiner Afrika-Cup-Teilnahme war er im Abschlusstraining wieder dabei und meldete sich einsatzbereit. Einzig links und rechts in der Viererkette geht es personell noch enger zu als zuvor. Nach dem Ausfall von Petri Pasanen hat Schaaf mit Owomoyela, der in München erstmals wieder auf Einsatzzeit bei den Profis kam, sowie dem formschwachen Dusko Tosic an etatmäßigen Außenverteidigern noch exakt die zwei Mann, die es auf den Flügeln braucht.

Was es darüber hinaus gegen die spielstarken Portugiesen braucht, steht dagegen fest. "Eine typisch südeuropäische Mannschaft", hat Owomoyela beobachtet, "sie haben ziemlich viele Fummelbüchsen, die was mit dem Ball können. Aber sie verlieren auch schnell die Lust, wenn sie dem Ball hinterherlaufen müssen. Das muss unser Ziel sein." Und vorne, ergänzt Tim Wiese, "auch mal ein paar Tore schießen". Weil das nun mal ein bewährtes Sieg-Rezept darstellt. "Hauptsache zu null", sagt Werders Torwart noch.Denn so ein 1:1, wie es beide Mannschaften gegen die Bayern geschafft haben, das wäre heute Abend allein für Braga ein gutes Ergebnis.