Kreiszeitung 01.02.2008

Wolters großer Frust, Gomez’ böser Verdacht


Nach dem Pokal-Aus der Amateure beklagt der Trainer: "Da wäre auch ein Sieg möglich gewesen"

BREMEN (csa) Natürlich hätte Thomas Wolter stolz und auch ein bisschen glücklich sein können. War er aber nicht. Nach der 2:3 (0:3)-Pokal-Niederlage der Werder-Amateure gegen den Deutschen Meister VfB Stuttgart kämpfte der Bremer U 23-Trainer vergeblich gegen die negativen Gefühle. "Auch wenn jetzt von allen Seiten die Glückwünsche für eine gute Leistung kommen, überwiegen bei mir doch Frust und Trauer", seufzte Wolter. Sein Team hatte den Favoriten zwar mächtig geärgert, aber eben nicht zu Fall gebracht hat. Und das wurmte den Coach: "Mit ein wenig mehr Konzentration wäre auch ein Sieg drin gewesen."

Zwischen der 29. und 43. Minute waren seine Jungs aber von der Rolle und kassierten prompt drei Gegentreffer - jeweils durch Nationalstürmer Mario Gomez. Die Aufholjagd nach der Pause - Marc Heider (57.) und Dominic Peitz (71.) trafen - war zwar aller Ehren wert, am Ende aber nutzlos. Immerhin nahm Wolter für seine Mannschaft in Anspruch: "Wäre das Spiel noch fünf Minuten länger gegangen, hätten wir den Ausgleich noch geschafft."

Hätte, wenn und aber zählte jedoch nicht. Werder II ist wie Werder I ausgeschieden, kann sich aber immerhin mit einem Platz in den Geschichtsbüchern des deutschen Fußballs trösten. Denn die Bremer waren die letzte "zweite Mannschaft", die jemals ein DFB-Pokal-Match bestritten hat. Ab der kommenden Saison sind die Reserve-Teams vom Wettbewerb ausgesperrt.

Das ärgert zwar die Bremer, freut aber den VfB Stuttgart. Mit der Bremer Gastfreundschaft (Warmlaufen auf einem Trainingsplatz, Umziehen in Mini-Kabinen) waren die Schwaben am Mittwochabend nämlich gar nicht zufrieden gewesen. "So geht man nicht mit Gästen um", mäkelte Sportdirektor Horst Heldt. Und Dreifach-Torschütze Gomez fauchte: "Ich glaube, man wollte uns hier verarschen." Doch dem sei nicht so gewesen, beteuerte neben Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer ("Alles war im Vorfeld so mit dem VfB abgesprochen") auch Werder-Sportdirektor Klaus Allofs: "Das sollte keine Schikane sein. Wir wollten nur unseren frisch verlegten Rasen schonen."

Cheftrainer Thomas Schaaf fehlte für die Aufregung ohnehin jedes Verständnis: "Bei dem, was wir selbst manchmal im Pokal für Verhältnisse vorfinden, sollen die Stuttgarter besser froh sein, dass bei uns alles so schön war." Dass er dabei an das Bremer Pokal-Aus beim FC St. Pauli vor zwei Jahren dachte, ist zwar nur ein Verdacht. Aber ein sehr begründeter. Werder musste damals auf Schnee und Eis spielen - und verlor. Schaaf erschien anschließend wutschnaubend zur Pressekonferenz und fand hinterher keinen Weg nach draußen. Der Ausgang war durch Rettungskräfte, die einen kollabierten St. Pauli-Fan versorgten, versperrt. Und als der Werder-Coach durch die Fenster flüchten wollte, ließen die sich nicht öffnen.

Derlei ist VfB-Trainer Armin Veh in Bremen nicht passiert. Konnte auch nicht, weil er aus Protest über die Umstände erst gar nicht zur Pressekonferenz erschienen war. Was für ihn im Übrigen keine Folgen haben wird. In den Durchführungsbestimmungen für den DFB-Pokal findet sich keine Regel zur Anwesenheitspflicht bei Pressekonferenzen.