Weser-Kurier 21.01.2008

Nass gemacht


Bei Werder muss viel angesprochen und extra trainiert werden

Von Olaf Dorow

BREMEN. Wo ist Diego? Wo bleibt er denn? Vielleicht kommt er am Dienstag aus Brasilien zurück, vielleicht am Mittwoch, vielleicht auch später. Man weiß es nicht genau. Am Freitag in Split soll er spielen. So plant es Werder. Die Fans hoffen. Wieder bestreitet Werder eine Vorbereitung, in der vieles am kleinen Spielmacher aus Brasilien hängt. Im Sommer baumelte Werder am Tropf von Diego. Er führte Regie. Er hielt die stark dezimierte Mannschaft in der Spur. Er füllte auch gleich noch die Rolle des verletzten Leitwolfs Torsten Frings aus. Ohne Diego wäre wenig bis nichts gegangen.

In dieser Rückrunden-Vorbereitung darf man nun beobachten, wie es ist, wenn Diego tatsächlich mal für längere Zeit fehlt. Es wird gut und ordentlich und viel trainiert. Aber in den Testspielen passieren lauter Patzer. Es wollen die angepeilten Automatismen nicht auftauchen - und zeigen, dass es sie jetzt langsam mal geben müsste. Bis zum ersten Ernstfall (DFB-Pokal in Dortmund, 29. Januar) vergehen nicht mal mehr anderthalb Wochen.In Düsseldorf kam das diegolose Werder-Ensemble mit Rumpelfußball daher. Es wirkte wie ein Torso. Es fehlte neben einem auffälligen Regisseur auch ein auffälliger Leitwolf.

Das von Torsten Frings zu verlangen in seinem ersten Spiel nach drei Monaten Verletzungspause, wäre ein bisschen viel verlangt. Es gab aber noch mehr, was in der LTU-Arena vermisst wurde und deswegen in einer Blamage von 1:3 gegen den Drittligisten Fortuna Düsseldorf endete. "Die Leidenschaft hat gefehlt", diagnostizierte Kapitän Frank Baumann und man erinnerte sich, dass Baumann so einen Satz auch gesagt hatte, als Werder in Piräus aus der Champions League flog. Mit dem Wissen, eigentlich den schöneren Fußball spielen zu können, werden selten Spiele entschieden, egal auf welcher Ebene.

Thomas Schaaf ließ kein gutes Haar am lustlosen Vortrag seines Teams in Düsseldorf (wir berichteten) und bestellte es zu einem ausführlichen Sonntagstraining. Das begann mit mehr als einer halben Stunde Verspätung, was auf eingeschränkten Frohsinn während der Kabinenansprache schließen lässt. Ursprünglich hatte Schaaf einen freien Tag für das balltretende Personal vorgesehen. Der bestrafende Charakter wurde verstärkt durch den fiesen Nieselregen, der die Werder-Profis durchnässte.Frank Baumann hat schon zu viele Vorbereitungsphasen bestritten, als dass er nicht auch meinen würde: "Man darf das jetzt nicht dramatisieren."

Die Lage erscheint höchstens ernst, aber definitiv nicht hoffnungslos. "Vielleicht ist so ein Negativerlebnis auch ganz förderlich", vermutet Baumann, "vielleicht passiert ja ein Lerneffekt."Es gehört zu den Eigenarten dieser Branche: immer wieder zu vergessen, dass entsprechendes Engagement niemals weggelassen werden darf. Egal ob es gegen Piräus geht oder gegen Fortuna Düsseldorf, ob Diego dabei ist oder nicht.