News 14.02.2008, 00:33 Uhr

Zwei Elfer gehalten: Wiese trotzt Schwalben-Braga



Er hätte seine Leistung so gern noch mit einem Tor gekrönt, Tim Wiese blickte fast flehend zur Bank. Doch Cheftrainer Thomas Schaaf verweigerte ihm die Freigabe, den Elfmeter in der Nachspielzeit zu schießen. "Ich hätte mir das zugetraut, deswegen habe ich rüber zur Trainerbank geschaut, Klaus Allofs schien unschlüssig und schaute selbst zum Trainer, doch da war es eigentlich auch schon zu spät", berichtete Tim Wiese, war aber weit davon entfernt, traurig zu sein. Dazu hatte er auch keinen Grund, statt die Freigabe zum Schuss, gab es Bestnoten vom Bremer Coach. "Die beiden gehaltenen Elfmeter waren sehr wichtig, Tim war der Rückhalt, den wir brauchten und nicht nur in den beiden Elfmeter-Szenen. Seine Leistungen stimmen einfach", so der Thomas Schaaf, der die flehenden Blicke seines Keepers in der Schlussminute durchaus registriert hatte. "Wenn man ihn gefragt hätte, ob er schießen möchte, wäre er der erste gewesen, der losrennt. Aber wir haben für diese Szenen noch ein paar andere Spieler vor ihm auf der Liste. Das heißt jedoch nicht, dass wir ihm das nicht zutrauen."

Der Abend war jedoch auch ohne den potenziellen Torerfolg ein unvergesslicher für Tim Wiese, der auf drei gehaltene Elfmeter in vier Tagen zurückblicken kann. Wohlgemerkt im normalen Spielverlauf. "Ich habe auch bei Lautern schon mal zwei Dinger gehalten, aber das war im Elfmeterschießen." Befragt nach seinem Erfolgserlebnis, machte sich der bestens gelaunte Keeper einen Spaß daraus, in verschiedenen Interviews unterschiedliche Versionen zu erzählen. "Ich hampele neuerdings ein bisschen auf der Linie rum, das ist alles", grinste er einmal, um nur Sekunden später bei einem anderen Interview zu behaupten: "Ich habe jetzt einen ganz neuen Trick bei Elfmetern, aber es wäre ja Blödsinn, den zu verraten", grinste der 26-Jährige, der aber auch ernsthaft die gute Zusammenarbeit mit seinem Torwarttrainer Michael Kraft hevorhob.

Dass er mit seinen konstanten Leistungen auch ein Thema für die Nationalmannschaft sein könnte, schloss Geschäftsführer Klaus Allofs nicht aus: "Er war heute der Matchwinner. Tim hat sich in den letzten drei Monaten noch einmal richtig entwickelt. Er strahlt hinten viel mehr Sicherheit aus. Tim Wiese muss auch ganz klar ein Thema für die Nationalmannschaft sein", so Allofs, der auch Thomas Schaaf hinter sich weiß. "Wenn man sieht, wie viele Namen da immer wieder gehandelt werden, da muss man seinen sicher auch handeln."

Für den Keeper selbst ist das kein Thema. "Ich bringe schon seit drei Jahren in Bremen Leistung, mehr kann ich nicht tun. Ich glaube nicht daran, dass der Bundestrainer noch anruft. Mehr möchte ich dazu auch gar nicht mehr sagen", so Tim Wiese, der sehr viel gesprächiger wurde, als er auf die Entscheidungen des Unparteiischen angesprochen wurde. "Zwei solche Elfmeterentscheidungen in einem Spiel habe ich noch nicht erlebt."

Und tatsächlich bestätigen die Bilder den Werder-Keeper. Über den ersten Elfmeter sagte sogar der vermeintlich gefoulte Stürmer Roland Linz, dass er nicht berührt wurde. "Der Schiedsrichter hat gepfiffen und ich kenne keinen Stürmer, der sich dann in so einem Auswärtsspiel darüber beschwert. Leider habe ich den Elfer dann auch verschossen. Das war wohl eine Art ausgleichende Gerechtigkeit", so der Angreifer.

Der zweite Pfiff war für Torhüter Tim Wiese aber noch unverständlicher. "Das war ein Witz. Der Stürmer liegt auf mir und wir versuchen beide aufzustehen. Dann kullert er vor mir runter und macht eine Schwalbe. Wie kann das Elfmeter sein?" Doch Wiese beschwerte sich nicht, pustete kräftig durch und fischte auch diesen Schuss von der Linie. Was für eine Tat, was für ein Keeper!

von Michael Rudolph und Felix Ilemann