12.01.2008, 23:02 Uhr News

Positives Fazit: Experimente gelungen, nur knapp verloren

Es gibt Schlimmeres, als ein Testspiel zu verlieren. Und so käme auch niemand auf die Idee, das 1:2 gegen Schalke 04 in der abschließenden Partie des Victoria-Cups in Kundu als Gradmesser für die Bundesliga zu sehen. Vielmehr dienen solcherlei Begegnungen dazu, dass sich die Mannschaft nach der Winterpause einspielt und wieder Routine in ihren Kombinationen erhält. Deswegen sah Geschäftsführer Klaus Allofs keinen Grund zu negativer Kritik: „Wir wollten diesen Test auf hohem Niveau. Das Resultat ist zweitrangig“, erklärte er nach einer auf beiden Seiten entschlossenen Vorführung. „Insgesamt war es ein temporeiches Spiel“, befand Allofs, der eine gute Anfangsphase der Grün-Weißen beobachtete. „Das Tor zum 0:1 fiel aus heiterem Himmel. Bis dahin haben wir das Spiel bestimmt und waren sehr konzentriert“, beschreibt er seinen Eindruck bis zur 34. Spielminute, ehe Naldo den Ball unglücklich ins eigene Tor bugsierte.

Zuvor hatte das Team von der Weser mit zügigem Umschalten nach eigener Balleroberung bereits die Stärke der Hinserie angedeutet, verpasste es aber, die Angriffe konsequent abzuschließen. Ein Kritikpunkt, der auch Cheftrainer Thomas Schaaf ins Auge fiel: „Bis zum 16-er lief es gut, aber es fehlt noch die letzte Sicherheit und Kraft im Abschluss. Da haben wir noch Luft nach oben, aber dafür ist das Trainingslager ja da“, schilderte der Coach seine Sicht auf das Geschehen und führte weiterhin aus: „Es fehlt noch etwas an der Fitness, an der Spritzigkeit auf den ersten zwei, drei Metern zum Ball.“ Insgesamt jedoch zeigte sich Schaaf mit der Leistung seines Teams einverstanden: „Ich bin zufrieden, was bisher erarbeitet wurde. Der Wille ist da. Man sieht, dass die Mannschaft ihre Ziele verfolgt.“

Tatsächlich schienen die Bremer die im Training einstudierte Verteidigung erfolgreich umzusetzen. So gelang es ihnen, sich gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit durch ihr konzentriertes Fore-Checking ein deutliches Übergewicht zu erarbeiten. Auch deswegen beurteilte Ivan Klasnic das eigene Abschneiden positiv: „Wir haben zwar verloren, aber eigentlich ganz gut gespielt“, resümierte der Stürmer und deutete damit auf die noch ausstehenden Tage im Trainingslager. Zu den Beschwerden, die der Kroate direkt vor seiner Auswechslung angezeigt hatte, sagte er: „Kurz bevor ich raus gegangen bin, bin ich umgeknickt, nichts Schlimmeres. Ich wäre sowieso raus gegangen.“ So verfolgte er die letzten zehn Minuten von der Bank aus und konnte in aller Ruhe feststellen: „Beide Mannschaften haben heute noch nicht das Beste gezeigt, aber das ist keine Katastrophe.“ Damit entsprach Klasnic den Aussagen seines Trainers, denn auch Thomas Schaaf hatte Verständnis für die Niederlage: „Beide Teams sind in der Vorbereitung, haben viel probiert, aber es ist klar, dass noch nicht alles passt. Wir arbeiten ja auch noch weiter“, erklärte er und verwies damit auch zugleich auf die eigene Experimentierfreude, die er in den neunzig Minuten zuvor gewagt hatte.

Denn für die routinierteren Außenverteidiger Petri Pasanen und Dusko Tosic verließ sich Schaaf auf die Nachwuchskräfte Max Kruse und Martin Harnik. Für beide Akteure bedeutete die Außenbahn alles andere als ihre angestammte Position. Kruse läuft gewöhnlich im zentralen Mittelfeld, Harnik gar im Sturm auf. Letzterer hatte bereits in der Bundesliga-Partie gegen die Schalker auf der rechten Außenbahn verteidigt und zeigte erneut, dass ihm dies gar nicht so schlecht zu Gesicht steht. Auch für die Leistung von Max Kruse hielt der Coach Anerkennung parat: „Ich bin mit ihm zufrieden. Er hat gut gespielt, obwohl das nicht seine Position ist. Er war engagiert, hat sich nach vorne eingeschaltet“, lobte Cheftrainer Thomas Schaaf den 19-jährigen Youngster. Auch Geschäftsführer Klaus Allofs zog ein positives Fazit: „Beide hatten auf den für sie ungewöhnlichen Positionen einen sehr ordentlichen Auftritt.“ Max Kruse selbst bewertete sein Abschneiden etwas zurückhaltender: „Das ist eine ungewohnte Position für mich, aber ich glaube, ich habe mich ganz gut zurecht gefunden“, schätzte er und beurteilte seine Einsatzmöglichkeiten: „Mir ist es egal, wo ich spiele. Hauptsache, ich bin dabei.“

Dieses Motto gilt wohl auch für die Nummer Drei im Tor der Grün-Weißen, Nico Pellatz. Im Spiel gegen Schalke erhielt der U 23-Stammtorhüter seine Taufe in Werders Bundesliga-Team. 45 Minuten dauerte seine Premiere, bei der er sein Können in einigen Szenen beweisen konnte. „Die gewonnene Eins-zu-Eins-Situation gegen Ze Roberto hat mir Sicherheit gegeben“, beschrieb der 21-Jährige bescheiden seine Klasseparade gegen den Brasilianer und verwies auf das Glücksgefühl nach seinem ersten Einsatz: „Ich freue mich, dass ich endlich mein erstes Spiel mit der Profimannschaft gemacht habe. Ich war nicht nervös, hatte nur die ganz normale Anspannung, die man haben muss“, schilderte Pellatz, der von Klaus Allofs Bestätigung für seine tollen Reflexe erhielt: „Nico hat einige schöne Paraden gezeigt, gut mitgespielt und bewiesen, dass er zu Recht in unserem Kader steht“, bewertete Werders Geschäftsführer den jungen Keeper.

von Felix Ilemann