Presseschau Kreiszeitung 21.02.2008

Die große Angst um Diego


Mehrmonatige Pause ist nicht ausgeschlossen / Allofs: "Kein Risiko eingehen"

von Arne Flügge

BRAGA Als das Pressegespräch gestern Morgen am Bremer Flughafen beendet war, blieb Thomas Schaaf noch eine Weile Gedanken versunken in seinem Sessel sitzen. Nicht das UEFA-Cup-Rückspiel heute Abend (22.30 Uhr/live im DSF) beim portugiesischen Erstligisten SC Braga, sondern die Schambeinentzündung von Spielmacher Diego war vor dem Abflug das beherrschende Thema gewesen.

Schaaf macht sich ernsthafte Sorgen um seinen Superstar. Und er konnte auch den schlimmsten aller Fälle, eine mehrmonatige Pause des 22-Jährigen, nicht ausschließend. "Wie lange so etwas dauert, kann niemand vorhersagen", erklärte der Coach.

Das klingt Besorgnis erregend. Und auch Sportchef Klaus Allofs räumte die theoretische Möglichkeit einer langen Verletzungspause für Diego ein. "Wir wissen ja von anderen Fälle, was passieren kann", sagte der 51-Jährige - und brachte Ümit Davala in Erinnerung. Der Ex-Werder-Profi musste seine Karriere 2006 unter anderem wegen einer Schambeinentzündung beenden.

Doch der Fall Davala und der von Diego seien unterschiedlich gelagert, meinte Allofs und warnte vor Panikmache: "Die Verletzung von Diego ist im Anfangsstadium erkannt worden. Es gibt bislang keine Anzeichen, dass es eine langwierige Sache wird." Andererseits will Werder kein Risiko eingehen, wie der Sportchef formuliert: "Von daher müssen wir die richtige Balance finden."

Derzeit ist Entlastung angesagt. Diego wird heute Abend in Braga fehlen, und auch sein Einsatz am Samstag im Bundesligaspiel bei Eintracht Frankfurt (Schaaf: "Es ist nicht sicher, dass er spielt") ist fraglich. "Die letzten Spiele haben gezeigt, dass Diego noch nicht voll da ist", hat Allofs erkannt: "Ein Diego, der nur zu 50 Prozent fit ist, hilft uns nicht weiter." Bange ist Allofs vor dem Doppelpack innerhalb von nur 39 Stunden mit UEFA-Pokal und Bundesliga dennoch nicht: "Wir haben häufiger bewiesen, dass wir auch ohne Diego gute Spiele abliefern können."

Freilich mag das für eine gewisse Zeit gutgehen. Doch ein langer Ausfall von Diego könnte Werder in diesem Jahr den Titel kosten. Von daher sind alle Seiten bemüht, ganz vorsichtig zu agieren. "Wir wissen, dass wir uns auf einen längeren Prozess einstellen müssen. Wichtig ist zunächst einmal, dass es nicht noch schlimmer wird. Sicherlich braucht Diego auch Belastung. Bevor sich der Zustand aber verschlechtert, müssen wir für die entsprechende Entlastung sorgen", erklärte Schaaf.

Gut möglich also, dass künftig ein Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel auf der Bremer Spielmacher-Position stattfinden wird. Ist Diego fit, spielt er. Geht’s nicht, wird Daniel Jensen - so wie heute Abend - die zentrale Mittelfeldrolle übernehmen. Und der Däne ist "bereit, die 10 zu spielen. Das liegt mir, da kann ich offensiver agieren." Einen besonderen Druck, Diego zu ersetzen, empfindet der 28-Jährige nicht. "Ich spüre keine Last und keine Angst. Wichtig ist, dass ich Freude und Spaß mitbringe." Natürlich, so Jensen, sei es immer besser, "einen Diego in Topform dabei zu haben. Aber er ist nun mal nicht da. Wir müssen das ohne ihn regeln."