Kreiszeitung 05.02.2008

Die Torfabrik hat noch Winterpause


Schiri-Ärger kann Werders Hauptproblem nicht verdecken: Die Chancenverwertung ist mangelhaft

Von Björn Knips

BREMEN Natürlich war der Ärger bei Werder gestern noch nicht verflogen. Die folgenschwere Fehlentscheidung von Schiedsrichter Michael Weiner bei der 1:2-Heimpleite gegen den VfL Bochum wurmte alle. Doch wie merkte Per Mertesacker ganz richtig an: "In einer Woche weiß das niemand mehr - und die Punkte sind immer noch weg. Uns fehlt derzeit einfach der finale Schlag."

Oder anders ausgedrückt: Überlegenheit muss sich in Tore ausdrücken, ansonsten können Spiele wie gegen Bochum oder wie schon im Pokal in Dortmund eben auch verloren gehen. In beiden Partien war Werder klar besser, erarbeitete sich ein deutliches Chancenplus - aber es gab jeweils nur einen Treffer. Die Torfabrik hat noch Winterpause.

In Dortmund traf Diego vom Elfmeterpunkt, gegen Bochum Daniel Jensen mit einem Fernschuss. Mittelfeldspieler als Torschützen - was ist nur mit den Stürmern los? Der Beste ist gar nicht erst da. Boubacar Sanogo geht beim Afrika-Cup für die Elfenbeinküste auf Torejagd, wenn er denn mal ran darf. Meist schmort er nur auf der Bank, so wie beim 5:0-Viertelfinalsieg am Sonntagabend gegen Guinea. Ein bitterer Erfolg aus Bremer Sicht. Denn nun wird Sanogo wohl auch am Sonntag gegen die Bayern fehlen, weil er entweder am Samstag im kleinen Finale oder am Sonntag im Endspiel des Afrika-Cups dabei sein wird.

Hugo Almeida steht den Bremern wegen seiner Rotsperre ebenfalls weiter nicht zur Verfügung. Dafür könnte Ivan Klasnic zurückkehren. Wegen einer Kapselverletzung im Knöchel war er gegen Bochum ausgefallen.

"Das war wirklich ärgerlich für mich. Denn ich wollte das wieder gut machen, was ich gegen Dortmund versemmelt habe", grummelte Klasnic. Auch ihm war am Sonntag Werders Hauptproblem nicht entgangen: "Es hat im Abschluss wieder nicht geklappt." Das galt diesmal vor allem für Aaron Hunt, der drei gute Gelegenheiten ungenutzt ließ. Immerhin spielte er noch stark auf, während Sturmpartner Markus Rosenberg ziemlich blass blieb.

Trotzdem hatte Thomas Schaaf keinen Grund gesehen, personell etwas zu verändern. Zur Überraschung vieler der 37 149 Zuschauer im nicht ausverkauften Weserstadion verzichtete der Trainer gänzlich auf Spielerwechsel. Dabei besaß er in Martin Harnik, Kevin Schindler, Max Kruse und auch in Neuzugang Mesut Özil durchaus gute Alternativen auf der Bank. "Einen Spieler einzuwechseln, birgt auch immer Risiken, weil er sich erst einfinden muss. Außerdem waren wir schon offensiv genug", begründete Schaaf seine Entscheidung.

Andererseits - und das verwunderte schon ein wenig - kritisierte der Coach das Personal, das auf dem Platz stand. "Wir haben lange Zeit gut gespielt, aber lange Zeit reicht nicht", klagte Schaaf, "die volle Zeit zählt." Das dürfte ganz besonders für die nächste Partie gelten. Denn ausgerechnet jetzt geht es zum Spitzenspiel bei den Bayern. "Da müssen wir punkten", fordert Mertesacker mit Blick auf die nun drei Zähler Rückstand auf den Tabellenführer. Und er macht sich, seinen Kollegen und den Fans Mut: "Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn’s von den Ergebnissen her nicht danach aussieht."