Kreiszeitung 25.01.2008

Wieder große Momente für Ivan Klasnic


Stürmer kehrt als gesunder Spieler in seine Heimat zurück / "EM ist mein Traum"

Aus Split berichtet Arne Flügge

SPLIT Als Ivan Klasnic gestern Abend im Flughafengebäude von Split am Gepäckband auf seine Tasche wartete, zerkratzten sich draußen bereits drei kroatische Kamerateams und zahlreiche Fotografen an der Glasscheibe die Objektive. Alle wollten ein Bild, einen O-Ton des Werder-Stürmers erhaschen, der nach seiner schweren Nierenerkrankung und dem sensationellen Comeback in seiner Heimat Kult- und Heldenstatus erreicht hat.

Im Scheinwerferkegel und Blitzlichtgewitter bahnte sich der 27-Jährige dann den Weg zum Mannschaftsbus. "Es ist eine sehr emotionale Reise", räumte Klasnic ein, "auf diesen Tag habe ich lange gewartet." Zum ersten Mal nach den beiden Nierentransplantationen im vergangenen Frühjahr steht Klasnic heute (16.30 Uhr) in seinem Herkunftsland Kroatien wieder auf dem Platz. Gegen Erstligist Hajduk Split bestreiten die Bremer den letzten Härtetest vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) bei Borussia Dortmund. Für Klasnic ist es aber noch mehr.

"Ausgerechnet Split", sagte er, "das ist langsam ein bisschen komisch." Sein Länderspieldebüt für Kroatien hatte der Angreifer im Februar 2004 in Split gegen Deutschland gefeiert. Damals gab’s eine 1:2-Niederlage, "weil der Olli Kahn alles von mir gehalten hat", erinnert sich Klasnic schmunzelnd.

Gestern Abend kehrte er in die Stadt zurück, in der er sich erstmals seinen Landsleuten als Nationalspieler präsentiert hatte. "Das ist mehr als Zufall. Das ist Schicksal", meinte der Kroate. Schon sein Pflichtspielcomeback für Werder hatte er ausgerechnet gegen den FC St. Pauli gefeiert - gegen jenen Club also, bei dem er groß geworden war. Wie sich die Bilder gleichen . . .

Das Verlangen der kroatischen Medien nach Ivan Klasnic war gestern so groß, dass nach der Ankunft im Mannschaftshotel "Meridan" noch flugs eine Pressekonferenz einberufen wurde. Die Journalisten hätten sonst sicher auch keine Ruhe gegeben.

Seinen Landsleuten will Klasnic heute beweisen, dass er auf dem besten Weg ist, wieder ganz der Alte zu werden. "Mein Ziel ist, jetzt auch wieder in die Nationalmannschaft zurückzukehren. Ich spiele unheimlich gern für Kroatien, die Teilnahme an der Europameisterschaft ist mein großer Traum", erzählte Klasnic.

Seine Rückennummer "17", die er bei Werder und im Nationalteam trägt, "wurde mir vom kroatischen Verband reserviert - auch schon für die EM", berichtete der Stürmer: "Das ist ein großes Zeichen der Anerkennung." Dafür und für die riesige Unterstützung der Fans sowie des Verbandes während seiner Leidenszeit ist der Kroate sehr dankbar.

"Die Anteilnahme war auch in meiner Heimat riesig", erzählte Klasnic, "ich weiß nicht, wie viele Briefe ich bekommen habe. Vor jedem Länderspiel haben Fans und Mitspieler für mich gebetet. Das war schon toll."

Jetzt muss Klasnic zeigen, dass er wieder fit genug ist, um in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga bei Werder zu bestehen - und sich damit das Ticket für die EM zu erkämpfen. "Ich denke, ich habe in der Vorbereitung gut gearbeitet. Ich fühle mich fit", sagte Klasnic: "Jetzt muss ich mich aber in den Spielen beweisen. Was nützt es, wenn ich im Training gut drauf bin und dann in den Spielen doch versage?" Aber daran mag Ivan Klasnic keine Gedanken verschwenden. Er blickt optimistisch und kämpferisch nach vorn - so wie er es in den letzten Monaten immer getan hat. "Ich bin gut drauf und auf einem guten Weg. Wichtig war, dass ich während der Vorbereitung gesundheitlich keine Probleme hatte und auch von Verletzungen verschont geblieben bin. Ich denke, ich habe keine Schwächen gezeigt. Jetzt kann ich voll angreifen."

Gegen Split wird Klasnic heute in der Startformation stehen. Trainer Thomas Schaaf muss seine Mannschaft im Hinblick auf die Dortmund-Partie einspielen. Da Boubacar Sanogo beim Afrika-Cup weilt und Hugo Almeida noch für die Bundesliga gesperrt ist, bekommt Klasnic in der Startphase der zweiten Saisonhälfte an der Seite von Markus Rosenberg das Vertrauen. So hat es Schaaf auch in den letzten Trainingseinheiten praktiziert. "Ivan hat in der Vorbereitung zusätzlich noch sehr viel Grundlagenarbeit geleistet. Ich bin sehr zufrieden mit ihm", sagte Schaaf.