News 28.02.2008, 16:59 Uhr

Vorbericht: Mit Nachdenklichkeit gegen die gute BVB-Laune


Wenn man es ein bisschen übertreiben wollte, könnte man behaupten: Die einzige Konstante in der Saison von Borussia Dortmund sind Siege über Werder Bremen. Klar, das waren eigentlich nur zwei, aber das sagt schon eine Menge aus. Vor dem Spiel im Weser-Stadion am Samstag, 01.03.2008, ab 15.30 Uhr befindet sich der BVB gerade wieder einmal auf einem Bergaufstück des nervenaufreibenden Hoch-und-Runter, das diese Spielzeit prägt. Und das allen Gegnern vermittelt: Bei dieser Mannschaft muss man immer mit allem rechnen.

Werder hat es erlebt. Dummerweise waren die Grün-Weißen gerade zugegen als die Borussia dank sagenhafter Konter-Verwertung früh in der Saison einen Höhepunkt erlebte – 3:0 demoralisierte sie die Bremer. Und Werder war leider auch vor Ort, als die Schwarz-Gelben im Januar ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzogen. Die Gäste aus dem Norden waren spielerisch überlegen und hatten viele schöne Chancen, doch Marc Ziegler erwischte einen großen Tag und hielt kurz vor Schluss entscheidend einen Elfer.

Die Lehren aus den beiden Pleiten

Logisch, dass Bremen nun wieder an diese Tage denkt. Nicht immer allerdings werden Rückblicke so explizit in die Überlegungen zum kommenden Gegner einbezogen wie diesmal. "Wir haben nach zwei Niederlagen die Möglichkeit, es besser zu machen. Dabei ist es wichtig, diese beiden Partien in unsere Vorbereitung auf das Spiel am Samstag einfließen zu lassen", sagt Cheftrainer Thomas Schaaf, der die Lehren wie folgt zusammen fasst: "Wir dürfen nicht so viele Chancen zulassen und müssen es schaffen, dass sich unsere Überlegenheit auch im Ergebnis widerspiegelt."

Doch nicht nur diese Lehr-Meinung scheint in der Mannschaft des Tabellenzweiten umzugehen. "Man merkt, dass sich jeder seine Gedanken gemacht hat, über die Art und Weise, wie wir diese Spiele verloren haben. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft sich nach diesen beiden Niederlagen beweisen will", sagt Schaaf auch. Es scheint also eine nachdenkliche Stimmung zu herrschen im Werder-Lager. Höchste Zeit, dass die schmerzhaften Stachel gezogen werden.

Zumal Werder die drei Punkte nicht nur für sein Seelenheil braucht. "Noch eine Niederlage gegen Dortmund darf nicht passieren, denn es gilt oben dran zu bleiben", fordert Clemens Fritz. Denn: "Wir haben in dieser Rückrunde eigentlich schon wieder zu viele Punkte verschenkt." Auch die Niederlagen gegen Bochum und Frankfurt tragen also zur Nachdenklichkeit bei, obwohl Werder aus den letzten fünf Spielen drei Siege und ein Unentschieden in München mitgebracht hat.

Hält, trotz Personalsorgen, diesmal die Serie des BVB?

Aber da war eben auch Braga dabei, in der Liga hat sich die Lage seit Rückrundenbeginn nicht verbessert. "Wir müssen uns jetzt wieder voll auf die Bundesliga konzentrieren und da gilt es, jedes Heimspiel zu gewinnen", schickt Fritz dementsprechend noch hinterher. Die Dortmunder kennen das mit der nicht verbesserten Lage gut, zu oft schon haben sie in dieser Saison scheinbar endlich eine Serie gestartet, nur um kurz darauf wieder schwer nachvollziehbare Ergebnisse zu liefern. So war das 3:0 gegen Werder am 5. Spieltag der dritte Sieg in Folge, der BVB war Vierter. Prompt folgten drei Pleiten und der Absturz auf Platz 15. So ging es weiter, zuletzt im Winter, als nach einem 2:1 in Stuttgart und einem 6:1 gegen Bielefeld 0:4 in Wolfsburg verloren, ein glücklicher Punkt in Duisburg geholt und Schalke die drei Punkte mitgegeben wurden.

Man ahnt was kommt: Siege zuletzt in Cottbus, gegen Rostock und im Pokal gegen Hoffenheim – der Beginn einer Serie? Zumindest herrscht gute Laune bei den Westfalen, nicht zuletzt weil nun auch noch Sebastian Kehl sein Bleiben bis 2012 verkündet hat. Werder jedenfalls will den Tabellenelften stoppen. Das ist in der Vergangenheit schon oft gelungen, 28 Mal gab es zuhause einen Sieg gegen Dortmund, so oft wie gegen niemanden sonst. Personell ist von BVB-Trainer Thomas Doll Improvisation gefragt. Linksverteidiger Dedé fehlt rotgesperrt (ihn ersetzte zuletzt Delron Buckley!), Weidenfeller, Kringe, Blasczykowski, Degen und Brzenska sind verletzt.

Werder-Schreck Diego Klimowicz (je ein Tor bei beiden Niederlagen) könnte dagegen nach Schulterverletzung wieder dabei sein, sein Sturmkollege Mladen Petric sowieso. Der Kroate hat mit vier Toren in den letzten vier Spielen aufgetrumpft und ist Zweiter der Liga-Torschützenliste. "Er hat sich sehr gut eingebracht und nimmt inzwischen eine sehr wichtige Position ein", sagt Thomas Schaaf respektvoll. Die wichtige Position in seinem Taktikgefüge kann er am Samstag wieder Daniel Jensen übereignen, der Däne ist nach Gelbsperre zurück und soll für Diego das grün-weiße Spiel gestalten. Auf dessen Ausfall wegen seiner Rotsperre angesprochen, verdeutlicht Clemens Fritz, dass die Nachdenklichkeit im Team nicht gleichbedeutend mit fehlender Kampfeslust ist: "Natürlich ist der Ausfall von Diego nicht förderlich, aber wir haben die Qualität im Kader, dass wir das auffangen, wenn wir noch enger zusammenrücken."

von Enrico Bach