Weser-Kurier 06.02.2008

Ernstfall in der Abwehr


Von Thorsten Waterkamp

BREMEN. In Belek hat Thomas Schaaf den Ernstfall geprobt mit seiner Viererkette, im Test gegen Schalke auf den Außenpositionen. Freiwillig. In Split im Testspiel hat der Trainer wieder den Ernstfall geprobt mit der Viererkette, diesmal in der Innenverteidigung. Unfreiwillig. Am Sonntag, im Spitzenspiel beim FC Bayern, droht der Ernstfall einzutreten.

Werders Abwehrkette wird in diesen Tagen - sprichwörtlich betrachtet - von einem seidenen Faden gehalten. Denn nach Naldos Notbremsen-Rot gegen Bochum ist gestern auch noch Petri Pasanen wegen seiner neuerlich schmerzenden Blessur im Leistenbereich ausgefallen. Mehr als Lauftraining ging nicht beim Finnen, so dass noch genau vier Spieler aus dem neunköpfigen Reservoir der Viererkettenkandidaten übrig sind.

Die quantitative Mindestausstattung der Defensivreihe lautet daher von links nach rechts: Dusko Tosic, Frank Baumann, Per Mertesacker und Patrick Owomoyela. Was über die qualitative Mindestausstattung grübeln lässt.Linksverteidiger Tosic ist zurzeit jenseits von Gut und Böse, nach seiner miserablen Partie gegen Bochum handelte sich der junge Serbe Kritik von Sportdirektor Allofs ein: "Die Fehlerquote ist zu hoch." Rechtsverteidiger Owomoyela wiederum wird nach siebenmonatiger Pause gerade erst über Einsätze in Werders U 23 wieder herangeführt, wie gestern Abend, als er im Test gegen den TuS Heidkrug auflief.

Die Alternativen heißen Clemens Fritz und Sebastian Boenisch, doch die sind gestern erst ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Ein Einsatz in München? Kommt nicht in Frage. "Das hab’ ich nicht auf dem Sender", schloss Fritz ein Turbo-Comeback nach seiner Leistenoperation aus: "Ich muss langsam wieder reinkommen." Nahezu identisch fiel Boenischs Bilanz der ersten Einheit seit seiner Knie-OP im Oktober aus. Also darf Werder vorsichtshalber dreieinhalb Wochen zurückblicken, auf Schaafs Übungsalarm von Belek. Im Test gegen Schalke hatte der Trainer Martin Harnik und Max Kruse auf die defensiven Außenstellen geschickt, als Erfolgsrezept aber entpuppte sich die Maßnahme nicht. So wurde der gelernte Stürmer Harnik, der noch in der Liga auf Schalke einen passablen Rechtsverteidiger gemimt hatte, von Gerald Asamoah zeitweilig vorgeführt. Schaaf aber hegt Hoffnung bei Pasanen. Schon heute, sagte der Coach, soll der angeschlagene Finne wieder normal trainieren können - was dem möglichen Ernstfall an der Isar Entspannung verschaffen würde.

Bleibt Naldo. Dessen Platzverweis, beschreibt Clemens Fritz angesichts der Sorgen in der Kette, "ist natürlich ein doppelter Punktverlust". Immerhin: Diesen Ernstfall hat Werder schön realitätsnah schon in Split geprobt. Naldo sah nach 25 Minuten Rot. Nach einer Notbremse, wie gegen Bochum.