30.01.2008, 04:20 Uhr News

Pokal-Aus: Stark gespielt, sich selbst geschlagen


Es war der erwartete Pokalfight. Es war die erhoffte Steigerung der Werderaner gegenüber den letzten Spielen. Aber es war auch ein Spielverlauf, der jeden Werderaner zur Verzweiflung trieb. Die Grün-Weißen belohnten sich einfach nicht für ihren engagierten Auftritt mit Toren. "Ich hätte mir einen schöneren Geburtstag gewünscht, doch der Ball wollte einfach nicht rein. Normalerweise hätten wir schon nach 45 Minuten 5:2 führen müssen", murmelte ein enttäuschter Ivan Klasnic, der am Dienstag seinen 28. Geburtstag feierte. Die ersten Reaktionen seiner Teamkollegen hörten sich genau so an. "Wir waren drei bis vier Klassen besser als die Dortmunder, bekommen es aber nicht gebacken, das Ding zu gewinnen", ärgerte sich Torhüter Tim Wiese.

Aaron Hunt drückte es so aus: "Wir haben uns einfach nicht für unseren Aufwand belohnt. Eigentlich hätten wir drei, vier Tore schießen müssen, wir hatten so viele Chancen", betonte der 22-Jährige, der eine starke Leistung zeigte und bis zum Schluss zu den Säulen im Bremer Spiel gehörte. "Selbst als sich die Dortmunder ganz zum Schluss nur noch hinten rein stellten, konnten wir uns Chancen erarbeiten. Wir müssen uns diese Niederlage selbst ankreiden", sagte Hunt, der von seiner Rolle als offensivster Mittelfeldspieler nicht überrascht war. "Das war kein großes Thema. Ich habe meinen Namen bei der Mannschaftssitzung an der Tafel gelesen und mich dann vorbereitet. Diese Aufgabe habe ich ja auch nicht zum ersten Mal übernommen." Geschäftsführer Klaus Allofs gefiel, was der Offensiv-Allrounder bot. "Normalerweise ist Diego der Mann für den tödlichen Pass, aber daran lag es heute nicht. Wir konnten unsere Stürmer immer wieder gefährlich in Position bringen."

Nationalspieler Per Mertesacker blickte sehr frustriert auf die gerade absolvierten 90 Minuten zurück. "Spielerisch war das heute ein Riesen-Schritt nach vorn, unsere Chancen waren super herausgespielt. Aber der letzte Wille hat gefehlt, die Kugel wirklich ins Tor zu hauen. Wir haben soviel richtig gemacht, es sah von hinten richtig gut aus: Wir waren unheimlich lang in der Dortmunder Hälfte, wir haben bis zum Schluss gekämpft und die beiden Elfer erzwungen. Wir waren jederzeit in der Lage, das Spiel für uns zu entscheiden, aber wir haben es nicht getan. Ich bin sehr enttäuscht, diese Analyse fällt mir sehr schwer", sagte der Abwehrspieler, der für die bevorstehenden Aufgaben trotzdem nicht schwarz sieht. "Für kommenden Sonntag und die gesamte Rückrunde habe ich viele gute Sachen gesehen. Wir haben sehr gut gestanden. Viele Dortmunder Chancen habe ich nicht gezählt. Und die, die sie bekommen, lassen sich nicht vermeiden. Wir sind ja keine Perfektionisten, die auswärts wirklich alles verhindern können. Das wäre utopisch. Allerdings müssten wir uns vielleicht auch mal zurückfallen lassen. Wir wollen immer sehr offensiv verteidigen. Aber gerade in der Phase mit dem Gegentor wurde uns das zum Verhängnis. Wir wollten in der Phase zu viel, weil es gerade gut lief." Merte weiter: "Uns fehlt einfach jetzt mal das Gefühl, in Führung zu gehen. Ich bin sicher, das wäre für die Dortmunder heute ganz schwierig geworden."

Positive Dinge sah auch Geschäftsführer Klaus Allofs, dessen Gesamteindruck mit dem der Spieler übereinstimmte. "Das war ärgerlich. Wir haben heute nach den weniger tollen Testspielen ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Sogar nach dem Tor haben wir unverdrossen nach vorn gespielt und haben immer das Gefühl vermittelt, dass da noch etwas geht. Aber ausschlaggebend war unsere schlechte Chancenverwertung. Die letzte Konsequenz hat uns gefehlt", so der ehemalige Nationalstürmer, der allerdings keine negativen Auswirkungen auf die Meisterschaft befürchtet. "Es war uns allen klar, dass es hier eine schwere Aufgabe wird. Außerdem werden wir, so wie heute Abend die Bundesliga und der UEFA-Cup keine Rolle in den Köpfen gespielt haben, auch den DFB-Pokal jetzt abhaken und uns auf die anderen Aufgaben konzentrieren. Hauptsache am Ende kommt ein Titel dabei heraus."

Cheftrainer Thomas Schaaf, auf dessen Mängelliste auch die Chancenverwertung ganz oben stand, nutzte die Gelegenheit, um die Teamleistung auch lobend hervorzuheben: "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie ist sehr gut ins Spiel gekommen und hat 90 Minuten konsequent nach vorn gespielt. Ein großes Kompliment für diesen Auftritt. Schade, dass wir es versäumt haben, uns auch einen zählbaren Vorteil herauszuschießen. Die Dortmunder haben ihre Chancen konsequenter genutzt. Wir haben uns letztlich selbst geschlagen."

Dass die Grün-Weißen sich die Niederlage nicht schön geredet haben, belegte die Stellungnahme des BVB-Coaches. "Wer Werder spielen gesehen hat, kann sich vorstellen, dass es für uns heute ein ganz schweres Stück Arbeit war. Sie schießen sonst in fast jedem Spiel zwei, drei Tore, aber heute hatten wir auch gerade in der Anfangsphase das nötige Glück. Wir hatten viel Unruhe in unseren Aktionen, weil Werder sich sehr gut verschoben hat und uns das Leben schwer machte. Für das erste Spiel nach der Winterpause war es eine tolle Partie von beiden Seiten", sagte Thomas Doll.

von Michael Rudolph und Felix Ilemann