12.01.2008, 08:15 Uhr News

TL-Tagebuch 4: Kein Tag wie jeder andere

Werder Bremen bereitet sich vom 08.01. bis 16.01.2008 im türkischen Belek auf die Bundesliga-Rückrunde vor. Zur Trainingslager-Delegation des Tabellen-Zweiten der Bundesliga gehört auch Mediendirektor Tino Polster. Er wird in dieser Zeit für werder.de berichten. Regelmäßig unterrichtet er nicht nur über die aktuellen Neuigkeiten aus Belek, sondern veröffentlicht wie in den vergangenen Jahren sein ganz persönliches Trainingslager-Tagebuch. Mit seinen Anekdoten, Anmerkungen und Randgeschichten bietet er allen Fans einen einzigartigen Einblick in die grün-weiße Welt.

Samstag, 12. Januar 2008, 8.30 Uhr (Ortszeit), Belek

Seit dem gestrigen Freitag wissen wir es endgültig: Der Satz mit dem Fußball und der schönsten Nebensache der Welt ist Makulatur. "Klinsmann im Sommer zu Bayern" war der ARD eine "Brennpunkt"-Sendung gleich nach der Tagesschau wert wie sonst bei Überschwemmungen, Terrorakten oder Streiks. Auch wir spürten hier in Belek die Auswirkungen der Sendung, als Reporter Uwe Dietz spätnachmittags noch einmal in unser Camp kam und Statements von Thomas Schaaf und Klaus Allofs holte. Ganz spannend war das aber nicht, was er zu diesem Thema einfing. Das Fazit unseres Cheftrainers fiel nämlich erfreulich nüchtern aus: Er gibt zu bedenken, dass es gut ist, wenn wir bei Werder im Hier und Jetzt leben. Und das heißt, wir konkurrieren in der Rückrunde mit einer Bayern-Mannschaft unter Ottmar Hitzfeld. Klinsmann ist erst mal ganz weit weg, quasi in Kalifornien.

Der ganze Tag war außerhalb der Trainingsaktivitäten geprägt von außergewöhnlichen Ereignissen. Fast parallel zur Klinsmann-News tauchten gegen kurz nach 11 Uhr zwei Kontrolleure der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) auf. Unangemeldete Trainingskontrolle. Während des Übungsbetriebes in Bremen war es schon häufiger zu Probennahmen gekommen, in den 24 Werder-Auslandstrainingslagern aber, die er hier mitgemacht habe, so erinnerte sich Doc Götz Dimanski, ist das zum ersten Mal passiert. Die Gesandten aus Deutschland nahmen Urinproben von sechs Spielern und verschwanden alsbald wieder aus dem Rixos Hotel.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Klaus Allofs gerade ein spezielles Fotoshooting beendet. Klaus während der Einheit im Anzug auf dem Trainingsplatz, auch das gehörte zu den Besonderheiten des Tages, dazu ein Tross von fünf, sechs Personen. An der Spitze Fotograf Carsten Heidmann. Was mich ganz besonders freut. Denn es ist absolut nicht selbstverständlich, dass der Hausfotograf eines Vereins auch von Sponsoren gebucht wird. Aber Carsten hatte längst vor Beginn seiner Zusammenarbeit mit uns bundesweit einen guten Namen. Er macht tolle Arbeit.

Auch mit Torsten Frings wurde fotografiert. Er hatte morgens bereits sein Trainingsprogramm absolviert, stand dann am Nachmittag vor der Kamera: Bei den Aufnahmen sehr natürlich, ganz der Profi. Und zwar in jeder Beziehung. Für ein Motiv sollte er sich von einem Jungen, den das Fototeam aus Antalya besorgt hatte, tunneln lassen. "Das kann ich eigentlich nicht mit mir machen lassen", quittierte er die Aktion. Welcher Nationalspieler lässt sich schon gern einen Beinschuss verpassen? Natürlich machte er doch locker mit und setzte sich auch noch hinter einem riesigen Teller Spaghetti, der für eine ganze Familie gereicht hätte. Bewegte Bilder gibt es ab Samstagabend exklusiv auf WERDER.TV zu sehen.

Der Abend brachte dann schon wieder eine Ausnahme von der Regel. Das Essen wurde nicht in unserem angestammten Raum eingenommen, sondern im italienischen Spezialitäten-Restaurant, einer von unzähligen gastronomischen Einrichtungen in diesem riesigen Hotelkomplex. Carpaccio, Salat, noch eine Vorspeise mit zwei Sorten Pasta, Hühnchen, Lamm, Fisch zur Auswahl, zum Abschluss Tiramisu. Eine angenehme kulinarische Abwechslung zum sonstigen Büffet-Angebot war das. Und es kam zu netten Gesprächen. Längere Zeit vertieft: Unser Teamarzt Götz Dimanski und Bio-Energetiker Kurt Schweinberger. Schulmedizin und alternative Methoden kommen sich nicht ins Gehege, im Gegenteil, sie ergänzen sich, wie beide betonen. Ohne viel Aufhebens darüber zu machen, geht Werder hier einen interessanten Weg.

Am Ende des Abends tauchte auch noch Samil an unserem Tisch auf. Samil organisiert Trainingslager. Nicht für uns, aber zum Beispiel für russische Teams. Er und Reyhan Gök, der uns im Auftrag von Dieter Burdenski und dessen Agentur seit Jahren hier betreut, machten das dritte Testspiel klar. Gegner am Montag wird der Fünfte der russischen Liga sein: Saturn Ramenskoje. Ramenskoje ist ein Vorort von Moskau, ein aufstrebender Klub, der, so erzählt man sich, so finanzstark ist, dass man sogar um den Schalker Gerald Asamoah buhlt.

Bis morgen, wenn es wieder heißt: Neues aus Belek.