Weser-Kurier 03.01.2008

Afrika-Cup auch ein Ärgenis für Wenger und Werder

Alle zwei Jahre müssen viele europäische Klubs zu Beginn der Rückrunde auf ihre Stars vom schwarzen Kontinent verzichten

Von Olaf Jansen

KÖLN. Zum Wochenende beginnen alle Fußball-Bundesligisten mit der Vorbereitung auf die Rückrunde. Auf die meisten afrikanischen Nationalspieler müssen die Klubs allerdings verzichten. Grund: der Afrika-Cup in Ghana (20. Januar bis 10. Februar). Schon zwei Wochen vor Beginn des Turniers müssen die Spieler für die Nationalteams freigestellt werden. Noch härter als die Bundesligisten trifft die afrikanische Kontinental-Meisterschaft aber die Klubs in England.

Bei Arséne Wenger steigt automatisch der Blutdruck, wenn er auf den Afrika-Cup angesprochen wird. Vor Ärger. Der Trainer des englischen Tabellenführers FC Arsenal reagiert mittlerweile allergisch auf den afrikanischen Kontinental-Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet. "Der Termin des Afrika-Cup ist Wahnsinn", stöhnt der 58-Jährige, der nicht müde wird zu fordern, den Wettbewerb besser in den Fußball-Weltkalender zu integrieren: "Wie die EMmüsste der Afrika-Cup nicht jede zwei, sondern alle vier Jahre ausgetragen werden. Und zwar im Sommer, wenn die europäischen Ligen in der Sommerpause sind."

Für den afrikanischen Fußballpräsidenten, den Kameruner Issa Hayatou, ist die Beibehaltung des bestehenden Termins auch eine Frage der Ehre: "Im Juni/Juli ist das Klima in den tropischen afrikanischen Ländern so extrem, dass Fußball kaum zumutbar ist. Daher sollten wir unseren Termin nicht verlegen, nur weil die Europäer das gerne hätten."

Diesmal treffen sich die besten 16 Nationalteams Afrikas vom 20. Januar bis 10. Februar in Ghana. Für Arsenals Wenger bedeutet das nichts anderes, als dass er seine beiden besten Abwehrspieler Kolo Touré und Emmanuel Eboué wahrscheinlich sechs Wochen lang ersetzen muss. Touré und Eboué werden am 5. Januar im Trainingslager der Elfenbeinküste erwartet. Deren Trainer Uli Stielike denkt auch nicht im Traum daran, in irgendeiner Form auf seine beiden Stammspieler aus London zu verzichten: "Ich weiß natürlich um die Schwierigkeiten der Klubtrainer. Aber ich kann in meinem eigenen Interesse nicht einen einzigen Tag auf die Spieler verzichten."

"Wir bezahlen die Spieler, müssen aber dennoch ohne Gegenleistung in der entscheidenden Phase der Meisterschaft auf sie verzichten", klagt Arséne Wenger, bemüht sich aber gar nicht erst um Verhandlungen mit dem Fußballverband der Elfenbeinküste, um sie vielleicht doch erst ein wenig später abgeben zu müssen. "Ich habe ja schon einmal erlebt, dass das rein gar nichts bringt." Was für Wenger erschwerend hinzukommt: Die Konkurrenz ist vom Thema nur zum Teil betroffen. Während der FC Chelsea auf seine beiden Stürmer Didier Drogba und Salomon Kalou (beide Elfenbeinküste) sowie auf Mittelfeld-Abräumer Michael Essien (Ghana) verzichten muss, könnte sich für Manchester United ein möglicherweise entscheidender Wettbewerbsvorteil ergeben. Das Team von Alex Ferguson stellt keinen einzigen Spieler ab.

Auch der SV Werder ist vom Afrika-Cup betroffen. So wird auch Boubacar Sanogo von der Elfenbeinküste seinem Klub die komplette Vorbereitung und wahrscheinlich zum Liga-Auftakt am 3. Februar gegen den VfL Bochum und sonntags drauf im Schlüsselspiel bei Bayern München fehlen. "Es ist für mich eine Ehre, für mein Heimatland zu spielen", wischt Sanogo alle Spekulationen vom Tisch, dass er zugunsten seines Klubs ganz auf den Afrika-Cup verzichten könnte. Werder-Manager Klaus Allofs bleibt nur Achselzucken: "Wir sind nicht froh drüber, können aber nichts dagegen machen." Wie es aussieht, sind ohnehin Werder-Rivale Hamburger SV sowie MSV Duisburg in der Bundesliga am schwersten getroffen. Der HSV wird mit Timothee Atouba (Kamerun), Guy Demel (Elfenbeinküste), Collin Benjamin (Namibia) und Mohamed Zidan (Ägypten) gleich vier seiner Spieler in Ghana bewundern können. Der MSV wird zum Auftakt der angestrebten Aufholjagd ausgerechnet herb in der Offensive getroffen. Die Duisburger müssen auf Marokkos Schlüsselspieler Youssef Mokhtari, Manasseh Ishiaku (Nigeria) und Mohamadou Idrissou (Kamerun) verzichten.