Vierjahresvertrag für Abwehrtalent von Sturm Graz / Zimmerkumpel Harnik: "Ein typischer Ösi . . ."
Von Carsten Sander
BREMEN Ihm eilt der Ruf voraus, zu den größten Talenten des österreichischen Fußballs zu gehören. Gut, werden jetzt einige denken, das muss ja nichts heißen. Ist ja schließlich nur Österreich, jenes Land also, das sich schon von der eigenen Europameisterschaft abmelden wollte, weil die Nationalmannschaft so schlecht ist. Sebastian Prödl ist Teil der nationalen Elite - und er will ab dem 1. Juli in Bremen den Beweis antreten, dass es in Österreich auch nach Andreas Herzog noch gute Fußballer gibt. Der 20-jährige Innenverteidiger von Sturm Graz unterschrieb gestern einen Vierjahresvertrag bei Werder Bremen und wird seinen Dienst im Sommer aufnehmen.
Thomas Schaaf freut sich schon darauf. "Sebastian ist ein guter, junger Spieler, der seinen Weg gehen wird", sagt der Werder-Coach über den 1,92 Meter großen Abwehrrecken, der in Graz noch bis 2009 unter Vertrag steht. Werder muss also Ablöse zahlen. Über die Höhe der Summe wurde freilich Stillschweigen vereinbart. Christian Jauk, Finanzvorstand bei Sturm Graz, ließ jedoch durchblicken: "Es ist der teuerste Wechsel eines Defensivspielers in der Club-Geschichte."
Ganz billig wird Sebastian Prödl also nicht gewesen sein. Doch Sportdirektor Klaus Allofs ist sich sicher, dass in diesem Fall - anders als bei Carlos Alberto - das Geld gut angelegt ist: "Sebastian ist ein aufgeweckter Junge, der klare Vorstellungen hat, aber kein Träumer ist. Er hat, obwohl er noch sehr jung ist, bereits eine gewisse Reife."
Das mit den klaren Vorstellungen kann nur unterstrichen werden. Denn auf einer Pressekonferenz in Graz sagte Prödl auf die Frage, warum er Bremen gewählt hat: "Das ist eine Topadresse und sicher ein Sprungbrett für die Ligen in England und Spanien." Aha, da soll’s also hingehen. Vorher - das ist allen klar - muss sich Prödl, den Werder fast schon im vergangenen Sommer verpflichtet hätte, aber erstmal in Bremen beweisen und den Kampf gegen Per Mertesacker und Naldo aufnehmen. "Ich fürchte mich nicht", betonte Prödl, "wer hoch hinaus will, muss sich auch mit Topleuten messen."
Ganz offensichtlich verfügt der sechsmalige Nationalspieler über ein ausgeprägtes Selbstvertrauen. Doch das sei nur gut so, meint Schaaf: "Er ist sehr ehrgeizig, muss aber natürlich noch viel lernen. Wenn er den Wettkampf bei uns annimmt, kann ihm das nur helfen. Davon lebt so ein Spieler."
In Österreich hat es Prödl schon weit gebracht. Er war Kapitän der U 20-Nationalmannschaft, die bei der WM im vergangenen Jahr sensationell Platz vier belegte. Mit dabei war damals auch Martin Harnik, der Hamburger Jung’ mit österreichischen Wurzeln. Was er über seinen damaligen Zimmerkollegen zu sagen hat, lässt keine Wünsche offen: "Er ist ein typischer Ösi. Bodenständig, realistisch, nett - ein guter Kumpel." Beide stehen übrigens im Aufgebot für das Länderspiel gegen Deutschland am 6. Februar in Wien.
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