Schaut man derzeit ins Weser-Stadion erblickt man dort, wo sonst saftiges Grün ausliegt, nur tiefbraune Erde. Dort, wo bei Heimspielen das Team von Cheftrainer Thomas Schaaf grätscht, flankt und schießt, kurven Traktoren und Mullkipper; da, wo der Strafraum von Tim Wiese beginnt, streut ein Mann weißen Dünger. „Das ist wichtig, damit die Wurzeln besser treiben“, erklärt André Kastigen, Betriebsleiter der Firma Heiler Sportplatzbau aus Bielefeld, die seit Mittwoch im Weser-Stadion einen neuen Rasen verlegt.
Vier Tage benötigt das Team von Kastigen, die insgesamt 6.660 Meter der äußerst widerstandsfähigen Mischung aus den Grassorten Poa Pratensis und Lolim Perenne auf dem Spielfeld zu verteilen. Während dieser Zeit blickt der erfahrene Greenkeeper gespannt auf den Wetterbericht: „Hauptsache kein Regen“, hofft er auf gute Witterung und einen reibungslosen Ablauf. Besonders nach dem Abfräsen des alten Grüns, wenn die Rasentragschicht offen liegt, würden Niederschläge die Arbeit erschweren: „Dann müssten wir noch mal beginnen“, so Kastigen. Das bedeutet, die Erde vorab aufzulockern, damit später die Graswurzeln besser greifen können. Ist der Dünger eingebracht, walzen die Männer den Boden und verteilen so die Erde gleichmäßig über das gesamte Spielfeld. Bevor sie den neuen Rasen verlegen können, müssen sie mit einem Laser überprüfen, ob der Boden auch plan ist.
Erst dann wickeln sie die massigen Rollen mit einer speziellen Maschine auf der Tragschicht ab. Zwölf Meter vom dichten grünen Teppich kommen so mit jeder Spule nach und nach zum Vorschein. Nach circa zehn Stunden dürfen sich die Halme dann das erste Mal wieder aufrichten. Eine Maschine, die von ihrem Zweck an einen gigantischen Fön erinnert, besorgt den Rest. Besonders kräftig strahlt das neue Grün aber noch nicht. „Das dauert ein bisschen. Wir geben ihm später noch etwas Eisen als Düngemittel, damit die Farben satter werden“, nennt Kastigen die feinen Kniffe der Rasenpflege. Mit 23 Jahren Berufserfahrung kennt er sich aus in seinem Metier und sorgt mit seinen Kollegen dafür, dass zum DFB-Pokalspiel von Werders U 23 am 30.01.2008 der Platz wieder bespielbar wird. „Das ist ja Routine für uns. Für die zwölf Bundesligisten, für die wir arbeiten sind wir das ganze Jahr unterwegs“, erzählt er.
Viel Zeit, Fußball zu gucken, bleibt dem Westfalen da nicht. Am Wochenende ist er entweder bei seiner Familie oder versorgt ein Stadion mit neuem Grün. „Und wenn ich samstags mal Bundesliga schaue, achte ich sowieso nur auf den Rasen. Das Ergebnis auf dem Platz bekomme ich kaum mit.“
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