Borowski-Wechsel lässt Werder recht kalt / Hoeneß jubelt
BELEK/MARBELLA Gestern Morgen klingelte bei Klaus Allofs in Belek das Telefon. Am Apparat: Uli Hoeneß. Der Bayern-Manager, der sich mit seiner Mannschaft in Marbella befindet, sah Klärungsbedarf. "Er hat mir gesagt, dass es Tim Borowskis ausdrücklicher Wunsch gewesen sei, uns den Wechsel persönlich zu verkünden. Deswegen habe er sich zuvor nicht bei uns gemeldet", berichtete der Werder-Sportchef und stellte fest: "Zwischen Werder und Bayern ist in diesem Fall alles in Ordnung."
Ohnehin hält sich bei Werder die Enttäuschung, dass Borowski für drei Jahre beim Ligarivalen unterschrieben hat, in Grenzen. Viele Profis sprachen von einem ganz normalen Vorgang, Ivan Klasnic meinte sogar: "Tim hat das Richtige gemacht." Torsten Frings war da etwas skeptischer: "Vom Typ her hätte Tim in Bremen eine Persönlichkeit wie Dieter Eilts werden können."
Bedenken, dass Werder diesen weiteren Verlust eines Spielers an die Bayern nicht wegstecken könnte, wurden von fast allen Beteiligten weggewischt. Am deutlichsten von Trainer Thomas Schaaf, der ob der hohen Ausfallquote des Mittelfeldspielers süffisant anmerkte: "Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren viel auf ihn verzichtet - wegen Verletzungen. Bald müssen wir ganz auf ihn verzichten - ohne Verletzung."
Dem Coach war allerdings anzumerken, dass ihm vor allem Borowskis schnelle Entscheidung ohne Verhandlungen mit Werder nicht gefiel. "Wenn unsere Meinung nicht gefragt ist, dann drängen wir uns nicht auf", grummelte der Trainer.
Kurz zuvor hatte Allofs noch einmal sein offenbar zu niedriges Angebot für Borowski verteidigt: "Es gibt bei uns eine sportliche Rangliste. So sollte auch die Gehaltsliste aussehen. Auf dieser Basis haben wir ein Angebot gemacht." Bislang verdiente "Boro" zwei Millionen Euro jährlich, nun wollte er angeblich vier Millionen.
Allerbeste Laune herrschte derweil in Marbella. "Es kommt bei einem Nationalspieler nicht alle Tage vor, dass sein Vertrag ausläuft und er ablösefrei ist. Das hat sehr gereizt", strahlte Hoeneß über die Verpflichtung des dann siebten DFB-Kickers im Kader des FC Bayern. Doch das sei nur Zufall. Einen neuen "FC Bayern Deutschland" werde es bewusst nicht geben, versicherte Hoeneß: "Das Thema hatten wir schon einmal, und das ist nicht so gut gegangen. Es ist kein Kriterium für Transfers, dass einer deutscher Nationalspieler ist. Es geht nur um Qualität."
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