Kreiszeitung 11.01.2008

"Vier Titel wären etwas viel . . ."

Aber Per Mertesacker will im Sommer auf keinen Fall wieder mit leeren Händen dastehen

Neues Zimmer, neue Trainingsmethoden: Nationalspieler Per Mertesacker will in Belek die Grundlage für eine erfolgreiche Rückrunde legen.Foto: nph
BELEK "Ich habe immerhin schon mal ein anderes Zimmer bekommen", schmunzelt Per Mertesacker: "Das ist doch schon der erste Schritt, etwas Neues zu probieren." Was im Trainingslager in Belek scherzhaft gemeint war, hat einen ernsten Hintergrund. Denn an das vergangene Jahr hat der Werder-Profi schlechte Erinnerungen. "Wir haben hier zwar gut gearbeitet, aber final nichts geholt", hadert Mertesacker. Er will endlich Titel, gute Platzierungen reichen ihm nicht mehr.

"Wenn man drei, vier Jahre Profi ist, dann setzt man sich hohe Ziele", erklärt Mertesacker und stellt zufrieden fest: "Ich habe in dieser Saison noch vier Möglichkeiten, einen Titel zu holen. Da stehen die Chancen doch nicht schlecht." Mit Werder tanzt der 23-Jährige noch auf drei Hochzeiten: Bundesliga, DFB-Pokal und UEFA-Cup. Im Sommer folgt die EM in Österreich und der Schweiz, bei der Deutschland als Mitfavorit gilt.

Eine Prognose, welcher Wettbewerb am einfachsten zu gewinnen ist, wagt Mertesacker nicht abzugeben. "Ich weiß doch aus dem vergangenen Jahr, wie schnell es nicht klappt." Als Herbstmeister war Werder in der Bundesliga eingebrochen und am Ende nur Dritter geworden. Und im UEFA-Cup gab’s im Halbfinale das überraschende Aus gegen Espanyol Barcelona. "Diese Erfahrung härtet auch ab", glaubt der Innenverteidiger. Jeder Akteur würde nun noch konzentrierter arbeiten. "Wir haben hier in Belek die Pflicht, die Grundlagen für drei Wettbewerbe zu legen - und einige auch noch für die EM."

Der Terminhatz durch die Teilnahme am UEFA-Cup mit den Spielen am Donnerstag und möglicherweise schon am Samstag darauf in der Bundesliga sieht er mit Spannung entgegen. "Ich weiß nicht, was mich da erwartet, das kenne ich nicht", sagt er. In der vergangenen Saison hatte Werder das Glück, meist erst am Sonntag wieder ran zu müssen. "Das war schon Luxus", erinnert sich Mertesacker. Wenngleich: Der Druck, im Meisterschaftskampf immer nachlegen zu müssen, sei schon groß gewesen. Aber zu sehr will sich der Nationalspieler mit dieser Thematik nicht beschäftigen, schon gar nicht mit einer oft in diesem Zusammenhang angeführten inakzeptablen Überbelastung der Profis. "In anderen Sportarten ist das doch Gang und Gäbe, dass so oft gespielt wird. Deshalb sollten wir Fußballer uns nicht übertrieben beklagen." Zumal er ohnehin positiv denkt. "Wenn du die Spiele gewinnst, ist alles andere sowieso egal . . ."

Veränderungen in Belek hat Mertesacker nicht nur bei seinem neuen Zimmer entdeckt, sondern auch auf dem Trainingsplatz. So legte Trainer Thomas Schaaf die Abwehrspieler am Mittwoch an die "Gummi-Kette" (wir berichteten). Eine völlig neue Übung, "um die Abstimmung in der Viererkette zu verbessern", erklärt Mertesacker. Weitere Neuerungen sollen folgen und Werder so stark machen, dass der Club am Ende etwas in seine Vitrine stellen kann.

Dabei übt sich Mertesacker allerdings in Bescheidenheit: "Ich will ja Titel, aber vier auf einen Streich wären vielleicht etwas viel für den Anfang. . ."