Weser-Kurier 04.01.2008

Startschuss ohne Diego

Werders Spielmacher bleibt in Brasilien und verpasst das Trainingslager in Belek / Reha bei Seleçao-Therapeuten

Von Thorsten Waterkamp

BREMEN. Es war schon kurz vor drei, als er endlich kam. Mit gepackten Koffern. Carlos Alberto hat seinen ersten Urlaub bei Werder so knapp beendet, dass er gestern selbst das Reisegepäck - unter tätiger Mithilfe seines Taxichauffeurs - in die Kabine schleppen musste. Zum Trainieren war Alberto ohnehin nicht gekommen, er meldete sich erstmal krank. Aber auch seine Landsleute Naldo und Diego fehlten beim Trainingssstart - was im Falle Diego ernste Hintergründe hat.

War es bei Naldo eine läppische Flugverspätung, die den Innenverteidiger erst am späten Nachmittag in Bremen ankommen ließen, liegen die Dinge bei Diego gravierend anders. Denn der Werderaner befindet sich in der Reha, und die absolviert er nicht an der Weser in Bremen, sondern am Rio Tietê in São Paulo. Mit dem Segen des Vereins hat sich der Regisseur in die Hände von Spezialisten in seiner Heimat begeben: Es sind die Physiotherapeuten der brasilianischen Nationalmannschaft.

Die Leisten bereiten Diego seit geraumer Zeit Probleme - und das sind Probleme, die nicht zwangsläufig in Brasilien behandelt werden müssten. Werder hat sich dennoch darauf eingelassen, schließlich genießt die medizinische Abteilung der Seleçao das Vertrauen diverser brasilianischer Fußballgrößen wie Ronaldo oder Gilberto, und in diese Galerie reiht sich nun Diego ein. "Es war sein Wunsch, dem wir gerne gefolgt sind", hat Thomas Schaaf "absolut kein Problem" mit der Entscheidung des Spielmachers. "Er hat Vertrauen in die Therapie dort."

Für Werders Trainer bedeutet das: Er sieht einen seinen wichtigsten Spieler erst "so um den 20. Januar" wieder. Das neuntägige Bremer Trainingslager in der Türkei, das am Dienstag beginnt, findet damit ohne Diego statt. Die bis dato angesetzten Testspiele verpasst der 22-Jährige allesamt.

Diego braucht, vermutet Schaaf, schlicht und ergreifend mal eine Pause, nachdem der Supertechniker fast das gesamte Kalenderjahr 2007 durchgespielt hat. "Vielleicht", überlegt Werders Coach, "tun ihm die Tage der Reha auch ganz gut." Spätestens zum ersten Bremer Pflichtspiel nach der Winterpause soll der Brasilianer dann wieder zurück sein im Werder-Dress: Die Pokalpartie am 29. Januar in Dortmund ist, sagt Schaaf, "klar unser Ziel".

Keinerlei Verzug dagegen gibt’s dagegen bei Naldo, der wegen eines verspäteten Zubringerfluges seinen Anschlussflieger verpasste und gestern in Bremen ankam, als seine Teamkollegen gerade die Kabine verließen. Den verpassten Laktattest holt der 25-Jährige heute Vormittag mit der Regionalligamannschaft nach, am Nachmittag steigt er ins Profi-Training ein.

Bleibt der dritte Brasilianer, Carlos Alberto. Der Mann mit den Koffern hatte gestern einen im wahrsten Sinne des Wortes dicken Hals, "irgendwas mit den Mandeln" sei das Problem, informierte Schaaf, "er ist rüber zum Arzt. Ich denke, dass es in den nächsten Tagen wieder gehen wird". Zeit genug für Alberto, das Reisegepäck in den eigenen vier Wänden zu verstauen.