Presseschau Kreiszeitung 14.02.2008

Wiese - der Elfmeter-Killer


Weil der Keeper zwei Strafstöße pariert, besiegt Werder Bremen biederen SC Braga mit 3:0

Von Carsten Sander und Björn Knips

BREMEN. Endlich der erste Sieg! Mit einem 3:0 (2:0) über den SC Braga hat Werder Bremen die Tür zum UEFA-Pokal-Achtelfinale gestern Abend weit, weit aufgestoßen. Nach zuvor zwei Niederlagen und einem Unentschieden in Liga und Pokal war es der erste Erfolg des Jahres, zu dem Naldo (4.), Daniel Jensen (27.) und Hugo Almeida (90.+4) die Tore beisteuerten. Mann des Abends war aber Torhüter Tim Wiese, der gleich zwei Elfmeter der Portugiesen parierte - eine außergewöhnliche Leistung.

Spektakulär war es auch schon losgegangen: mit der Aufstellung von Werder-Trainer Thomas Schaaf. Gleich vier Überraschungen lieferte die Startelf. Für Dusko Tosic verteidigte auf der linken Seite Patrick Owomoyela, auf der rechten Abwehrseite tauchte stattdessen Clemens Fritz bei seinem ersten Einsatz in diesem Jahr als Pasanen-Ersatz auf. Im Sturm agierte nicht etwa Afrika-Cup-Rückkehrer Boubacar Sanogo, sondern der Portugiese Hugo Almeida. Und im Mittelfeld das: Tim Borowski blieb auf der Bank, Aaron Hunt bekam den Vorzug. Für den künftigen Bayern-Profi eine Degradierung und ein Fingerzeig, wie das letzte halbe Jahr in Bremen für ihn laufen könnte, wenn er nicht bald zu seiner Form findet.

Trotz der zahlreichen personellen Veränderungen legte Werder einen Blitzstart hin. Nach dem ersten Foul der Partie trat Naldo zum Freistoß an. Aus knapp 28 Metern hielt der Brasilianer drauf und überwand Bragas Schlussmann Paulo Santos mit einem keineswegs unhaltbaren Aufsetzer.

Vier Minuten waren zu diesem Zeitpunkt erst gespielt, und alles sah danach aus, als ob Werder im Spaziergang die Grundlage zum Erreichen des Achtelfinales legen könnte. Doch einer machte es den Bremern richtig schwer: Schiedsrichter Georgios Kasnaferis. Denn nachdem sich Naldo und Per Mertesacker einmal nicht einig waren, schnappte sich Roland Linz die Kugel und entschloss sich, gegen Clemens Fritz das Foul zu suchen. Das es aber nicht gab. Linz fiel trotzdem und Kasnaferis drauf rein (10.).

Nun weiß man spätestens seit dem vergangenen Sonntag, als Bayerns Top-Stürmer Luca Toni mit einem Strafstoß an Bremens Schlussmann Tim Wiese gescheitert war, dass der Gefoulte nicht selbst schießen sollte. Linz tat’s trotzdem. Ergebnis: Wiese parierte erneut (10.).

Das war schon herausragend. Aber es kam noch viel, viel besser. In einem zeitweilig sehr tempoarmen Spiel legte Daniel Jensen nach Vorarbeit von Almeida und Fritz das 2:0 (27.) vor. Wenig später war dann wieder Zeit für einen Elfmeter. Wiese soll - nach einer tollen Parade - Matheus gelegt haben. Diese Schwalbe war noch klarer als die erste. Dennoch zeigte der griechische Referee erneut auf den Punkt. Damit ermöglichte er Tim Wiese die nächste Heldentat. Denn auch den Versuch von Jorginho wehrte der 26-Jährige ab, was nur eine Bewertung verdient: Sensationell! Drei Elfmeter innerhalb von vier Tagen zu entschärfen - wem ist das schon gelungen?

Dass Wiese damit zur Hauptfigur des Abends wurde, zeigt aber auch, dass der Bundesliga-Zweite aus Bremen den Tabellenachten aus Portugal keineswegs so gut im Griff hatte wie gewünscht. Dabei präsentierte sich der Sporting Clube de Braga den 25 690 Zuschauern im Weserstadion bei weitem nicht als Mannschaft, die Fußball-Kunst zu versprühen vermag. Leider passte sich Hugo Almeida dem Niveau seiner Landsleute an. Zwei klarste Kopfballchancen boten sich ihm nach der Pause. Doch einmal traf er aus fünf Metern das Tor nicht (48.), einmal aus vier Metern nur die Fäuste von Paulo Santos (70.).

Was er in diesen Szenen verpasst hatte, holte er dann Sekunden vor dem Abpfiff nach. Nach einem Handspiel im Braga-Strafraum gab’s Elfmeter für Werder. Obwohl die Fans Tim Wiese als Schützen forderten (und der gar nicht abgeneigt schien), trat Almeida an und zeigte, wie Elfmeter geschossen werden. Kompromisslos, hart, in die Mitte. So einfach kann das sein.