Weser-Kurier 05.03.2008

Intelligenz-Test im Ibrox Park


Warum Diego sich so auf das Spiel morgen in Glasgow freut - und welche Strategie er empfiehlt

Von Olaf Dorow

BREMEN. So viele Spiele - aber diese Erinnerung ist noch da. Diegos Team verlor. Der Gegner spielte mit Sotirios Kyrgiakos, dem rustikalen Griechen. Diego ging vorzeitig vom Platz, man wechselte ihn aus. Almeida kam, aber er konnte die Niederlage auch nicht mehr abwenden. Es war kein guter Abend für Diego, dieser Abend des 13. September 2005 im Ibrox Park. Die Glasgow Rangers, mit Kyrgiakos, besiegten den FC Porto, mit Diego und Almeida, in jenem Champions-League-Vorrundenspiel 3:2. Ein 2:3 wäre für Diegos aktuelle Mannschaft nicht der größte anzunehmende Unfall, wenn Werder morgen im Ibrox Park zum Achtelfinale des UEFA-Pokals antritt (21 Uhr deutscher Zeit). Ein 2:3 lässt sich im Rückspiel kippen, Werder hat schon ganz andere Hinspielergebnisse gekippt.

"Ein 2:3 wäre ein schlechtes Ergebnis", sagt Diego. Nur ein Sieg wäre kein schlechtes Ergebnis. Er freue sich "wahnsinnig", sagt er, auf dieses Spiel morgen: a) weil er mitspielen kann, b) weil er eine heiße Atmosphäre in einem mit 50 000 Menschen gefüllten Ibrox Park erwartet. Zu Punkt a) muss man natürlich wissen, dass er am Sonnabend mal ausprobieren konnte, wie es ist, nicht mitzuspielen. In der Bundesliga ist er, anders als im UEFA-Pokal, noch für zwei Spiele gesperrt, seitdem er neulich in Frankfurt wieder mal dem einstigen Ranger Kyrgiakos begegnete.

"Das war kein gutes Gefühl", sagt Diego zu seinem Tribünennachmittag am Sonnabend. Weil Diego nur ganz selten, zum Beispiel in Begegnungen mit Kyrgiakos, unartig ist, fügte er gewohnt artig an, dass ihm ansonsten warm ums Herz wurde beim tatenlosen Zusehen. Seine Kollegen hätten gegen Dortmund "hervorragend gespielt".

Zu Punkt b) sollte man vielleicht noch ergänzen, dass sich Werder ein solches Spiel durchaus verdient hat. Im letzten UEFA-Pokal-Auftritt saßen nicht 50 000 im Stadion sondern eher ein Zehntel davon. Diego prophezeit auch aus einem anderen Grund ein heißes Spiel morgen. Glasgow sei eine in der Abwehr sehr stark besetzte Mannschaft. Glasgow sei insgesamt stärker als im Vorjahr der Achtelfinal-Gegner Celta Vigo. Er könne keinen Favoriten benennen. Die Tagesform werde entscheiden. "Es wird davon abhängen, wie intelligent man spielt", sagt Diego. Intelligent spiele man zum Beispiel, wenn man zur Pause 1:0 oder 2:1 führt, "und dann ein bisschen defensiver agiert, um das Ergebnis nach Hause zu bringen." Werders Ruf besteht allerdings nicht gerade darin, 1:0 in Führung zu gehen, um dann die Schotten dicht zu machen. So betrachtet steht morgen im Ibrox Park eine Art Intelligenz-Test an.

Rein körperlich fühlt sich Diego bestens. Es bestünden derzeit keinerlei Probleme, was seine Schambeinentzündung angeht. Die spielfreie Phase habe er gut nutzen können, um zusätzlich ein spezielles Muskeltraining für Adduktoren und Bauchmuskeln zu betreiben. Die wünschenswerte Regenerationspause nach dem Glasgow-Spiel hatte er sich in Frankfurt unter Zuhilfenahme von Kyrgiakos selbst verschafft. Diego fliegt zwar mit der Mannschaft am Freitag nach Stuttgart, aber von dort weiter nach Bremen. Auch für Stuttgart, wo Werder nur 40 Stunden nach dem Glasgow-Spiel anzutreten hat, ist er gesperrt. Die volle Konzentration geht auf morgen, auf den Ibrox Park.Das 2:3 von damals soll überlagert werden durch eine bessere Erfahrung. Damals lief es einfach nicht. Kyrgiakos hatte fünf Minuten vor Schluss das Siegtor für die Rangers erzielt.