Der dritte Rang kommt nicht, die Kapazität bleibt bei 42 000 Plätzen - aber gebaut wird trotzdem
BREMEN (csa) Das rechtliche Getöse um den Ausbau des Weserstadions ist gerade erst verklungen, da heißt es: Alles wieder auf Start. Denn es kommt ganz anders als geplant. Aus finanziellen Gründen hat Werder Bremen jetzt das schon baurechtlich abgesicherte Modell des Ausbaus auf 50000 Plätze mit einem dritten Zuschauerrang gekippt. Stattdessen soll die im Vergleich mit anderen Bundesliga-Spielstätten etwas altertümliche Wettkampfstätte nun in eine reine Fußball-Arena umgewandelt werden. Dann mit 19 neuen, lukrativen Logen, aber weiterhin mit nur 42000 Plätzen.
Grund: Die neueste Kosten-Kalkulation hat eine Summe ausgespuckt, die jenseits der vom Werder-Aufsichtsrat festgelegten 60-Millionen-Euro-Grenze gelegen habe. Genauer: Um acht Millionen darüber. Steigende Stahl-Preise seien die Ursache für die Differenz in der ehemaligen und aktuellen Rechnung.
Acht Millionen Mehrkosten - da zieht Werder die Reißleine. Während Manfred Müller, der für das Stadionprojekt maßgebliche Geschäftsführer, gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, erklärte Sportdirektor Klaus Allofs in Vertretung: "Wir müssen realistisch sein. Wir bekommen keine öffentlichen Gelder, keine Zuschüsse und müssen alles mit eigenen Mitteln bestreiten. Der Punkt war erreicht, dass wir gesagt haben, das Ganze wird zu teuer." Ein Verkauf der Namensrechte am Stadion hätte zwar helfen können, die zusätzlichen Kosten abzudecken. "Den Gesamtpreis verändert das aber nicht", argumentiert Allofs. Zu teuer bleibe eben zu teuer - auch dann, wenn das Geld vorhanden oder beschaffbar sein sollte.
Die genehmigten 60Millionen Euro (und mehr nicht) werden nun investiert, um das Weserstadion enger, atmosphärischer, moderner zu machen. Die Kurven rücken näher ans Spielfeld, das ganze Bauwerk bekommt ein zeitgemäßes Outfit.
Damit würde Allofs zwar sein Wunschstadion bekommen ("Ich war schon immer für diese Lösung"), aber wundern muss man sich schon, welchen Schlingerkurs Werder Bremen in den vergangenen Monaten gefahren ist. Zunächst wurde die ganz große Lösung mit drittem Zuschauerrang plus der Verwandlung in einen Fußball-Tempel angekündigt. Dann war das (die Stahlpreise lassen grüßen) zu teuer, und das Modell wurde abgespeckt. Nur noch der dritte Rang und das Dach sollten kommen. Die Tribünen später. Nun geht's genau anders herum: Erst die Tribünen und in ferner Zukunft der Rest. Da drängt sich der Verdacht auf, dass bei den Vorplanungen gewaltige Fehler gemacht wurden. Doch Allofs entgegnet: "Wir müssen doch das Recht haben, verschiedene Modelle zu durchdenken. Außerdem müssen wir bei allem, was wir machen, darauf achten, dass der Verein keinen Schaden nimmt." Keinen finanziellen zumindest.
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