Kreiszeitung 31.01.2008

Diego: "Ich wollte mich nicht verstecken"


DORTMUND (flü) Es war schon fast Mitternacht, als Diego aus der Kabine kam. Glücklich schaute der Bremer Mittelfeldstar nicht drein. Wen wundert’s, hatte er doch in der 84. Minute einen Elfmeter verschossen, Werder war mit 1:2 in Dortmund aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Auf dem Weg zum Bus sprach Diego noch in den Katakomben des Signal-Iduna-Parks über seine Gefühlswelt in den letzten Minuten der Partie und den Streitpunkt, warum er nicht von Beginn an gespielt hatte.

Waren Sie überrascht, nicht in der Startelf zu stehen?

"Nein, der Trainer hat mir frühzeitig gesagt, dass ich nicht von Anfang an spielen werde."


Aus welchem Grund?

"Ich hatte gegen Split erst einen Test über 45 Minuten absolviert. Der Trainer hat gesagt, dass es eventuell in die Verlängerung gehen könnte. Deshalb sei es vernünftiger, dass ich erst in der zweiten Halbzeit komme."


Im Vorfeld sagten Sie, Sie seien fit. Haben Sie sich selbst überschätzt?

"Ich war bereit und fit. Ich weiß aber nicht, ob es für 90 Minuten oder noch länger gereicht hätte. Mit fehlt ja auch noch ein bisschen die Spielpraxis. Daher war es die richtige Entscheidung."


Wäre es vielleicht besser gewesen, dass Sie zumindest begonnen hätten?

"Es ist müßig und schwierig zu analysieren, was wäre gewesen, wenn. Alle haben ihr Bestes gegeben. Nur das Ergebnis stimmt nicht."


Für Sie eine ungewöhnliche Perspektive, ein Spiel von der Bank aus anzuschauen.

"Das ist richtig. Es hat gewaltig in den Füßen gejuckt. Sich ein Spiel von draußen anzuschauen, ist viel schwieriger. Ich habe versucht, meine positiven Gedanken auf die Mannschaft zu übertragen. Sie hat ein sehr gutes Spiel gemacht und sich Chancen erarbeitet. Leider haben wir die Tore nicht gemacht."


Sie eingeschlossen. Hätten Sie den zweiten Elfmeter verwandelt, wäre wieder alles offen gewesen.

"Ja, aber es ist immer schwer, auch einen zweiten Elfer zu schießen. Ich hatte gedacht, dass sich der Torwart erneut für die selbe Ecke entscheidet. Leider hat er das nicht getan."


Was schoss Ihnen im ersten Moment durch den Kopf?

"Ich war frustriert und sehr traurig. Aber noch trauriger wäre ich gewesen, wenn ich die Verantwortung nicht übernommen, sondern mich versteckt hätte. Aber eines ist mal sicher: Ich kann heute bestimmt nicht gut schlafen."


Am Sonntag geht’s zum Rückrundenauftakt in der Bundesliga gegen Bochum. Wird es bis dahin für 90 Minuten reichen?

"Ich denke schon. Bis dahin haben wir ja noch einige Trainingseinheiten. Am Sonntag bin ich wieder zu 100 Prozent fit und kann über 90 Minuten gehen."


Und wenn’s wieder einen Elfmeter gibt?

"Dann werde ich zum Punkt gehen. Wie gesagt: Es ist ein Scheißgefühl, einen Elfer zu verschießen. Noch schlimmer ist es aber, wenn man sich drückt. Aber ich hoffe, es gibt nur einen Elfmeter - sonst fängt mein Kopf wohl wieder an zu rauchen . . ."