Kreiszeitung 04.02.2008

Fehlstart nach Fehlentscheidung


1:2 - Abseitstor bringt Werder gegen Bochum auf die Verliererstraße / Schiedsrichter entschuldigt sich

Von Björn Knips

BREMEN Im Weserstadion herrschte gestern Abend Fassungslosigkeit - zumindest bei den Bremern: Denn eine schlimme Fehlentscheidung von Schiedsrichter Michael Weiner hatte Werder ins Tal der Tränen gestürzt. Nach 1:0-Pausenführung verloren die überlegenen Gastgeber völlig überraschend noch mit 1:2 gegen den VfL Bochum und legten nach dem Pokal-Aus in Dortmund auch in der Bundesliga einen klassischen Fehlstart hin.

"Der Schiedsrichter hat ein Tor anerkannt, was sich schon im Bereich des Lächerlichen bewegt", tobte Werder-Sportchef Klaus Allofs: "Dafür gibt es keine Entschuldigung!" Es gab sie doch - und zwar von Weiner höchstpersönlich. Nach Studium der Fernseh-Bilder hatte auch der Unparteiische entdeckt, was schon ohne Kameras deutlich zu erkennen war: Der Bochumer Ausgleich durch Benjamin Auer (68.) hätte nicht gelten dürfen, weil Vorlagengeber Shinij Ono zuvor drei (!) Meter im Abseits gewesen war. "Mein Assistent hätte das sehen müssen - und als Schiedsrichter trage ich für diese Entscheidung die Verantwortung", stammelte Weiner: "Ich werde heute Abend viel nachzudenken haben. Es ist wohl angebracht, sich zu entschuldigen."

Bemerkenswerte Worte des Unparteiischen aus Gießen. Aber eben auch nur ein schwacher Trost für die Bremer. Denn letztlich verloren die Grün-Weißen nach dem irregulären Ausgleich nicht nur das Spiel, sondern auch noch Naldo. Der Innenverteidiger hatte kurz nach dem 1:1 gegen Stanislav Sestak die Notbremse gezogen und dafür Rot gesehen (70.). Diesmal lag Weiner richtig.

So sah es auch Allofs, haderte aber dennoch: "Wir hätten nächste Woche punktgleich zum Duell mit den Bayern fahren können - und nun liegen wir drei Zähler zurück und müssen zudem auf Naldo verzichten." All das wäre eben nicht passiert, wenn Weiner und Co. richtig hingeschaut hätten.

Allofs wusste aber nur zu genau, dass das irgendwie auch nur die halbe Wahrheit war. "Wir hätten das 2:0 machen müssen", monierte der Sportchef. Keeper Tim Wiese drückte es sogar noch etwas drastischer aus: "So einen Gegner wie Bochum muss man aus dem Stadion schießen." Doch nur Daniel Jensen hatte den starken VfL-Keeper Jan Lastuvka kurz vor der Pause überwinden können. Immerhin war die Führung hochverdient gewesen. Werder spielte zwar nicht überragend, kontrollierte jedoch die Partie und besaß gute Chancen.

Noch größer wurde die Überlegenheit nach der Pause. Von Bochum, das vor dem Wechsel noch mit einigen Kontern vor allem durch Sestak aufgetrumpft hatte, war nichts mehr zu sehen. Werder drängte, traf aber nicht. Per Mertesacker (56.), Aaron Hunt (57.), Diego (66.) und Tim Borowski (66.) vergaben beste Einschussmöglichkeiten. So kamen die Bochumer zum ersten Erfolg im Weserstadion nach 30 vergeblichen Anläufen.

Das gefiel Allofs ebenso wenig wie der gesamte Auftritt seines Teams: "Wir haben zu viele Fehler gemacht. Das war noch nicht das, was wir in der Rückrunde spielen wollen." Aber Angst, dass Werder in den ersten Wochen schon alles verspielen könnte, hat der Sportchef nicht: "Wir werden jetzt sicher nicht jedes Spiel verlieren." Schon das gestrige, betonte Allofs erneut, hätte Werder ohne die schlimme Fehlentscheidung gewonnen.