Presseschau Kreiszeitung 11.02.2008

Werder lässt kein Bayern-Solo zu


Bremer feiern das 1:1 im Gipfeltreffen wie einen Sieg: "Wir haben das Zeug, Meister zu werden"

von Björn Knips

MÜNCHEN 6.500 mitgereiste Bremer Fans feierten ihr Team nach dem Spiel wie einen Sieger. Dabei hatte Werder gestern Abend "nur" ein 1:1 (1:1) bei den Bayern geholt. Doch nach dem Fehlstart ins neue Jahr war ein weiterer Flop und das vorzeitige Ende der Titelträume befürchtet worden. Es kam anders: Werder wehrte sich, wurde mit einem Punkt belohnt - und bleibt mit drei Zählern Rückstand auf Spitzenreiter Bayern im Rennen um die Salatschüssel.

"Das ist ein Fortschritt. Wir haben das Zeug, Meister zu werden", strahlte Werder-Sportchef Klaus Allofs erleichtert. Und Bayern-Manager Uli Hoeneß stellte fest: "Die Bremer bleiben in der Meisterschaft unser schärfster Konkurrent."

Hoeneß weiß, dass die Gäste noch einiges im Köcher haben und in den nächsten Wochen richtig gefährlich werden können. Gestern mussten die Bremer wieder einmal improvisieren, weil zahlreiche Leistungsträger fehlten. Dabei überraschte Thomas Schaaf. Der Coach beorderte Martin Harnik in den Sturm, schob Aaron Hunt ins Mittelfeld und ließ Frank Baumann für den gesperrten Naldo verteidigen.

Diese Umstellungen verarbeiteten die Hanseaten zunächst problemlos. Es ging gleich forsch nach vorn - und das erfolgreich: Markus Rosenberg bediente Diego, der nach nur sechs Minuten eiskalt zum 1:0 einschob. Ein Traumstart!

Bayern brauchte allerdings nicht lange, um sich vor 69 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena von diesem Schock zu erholen. Auch ohne den verletzten Superstar Franck Ribery bestimmten die Gastgeber nun die Partie. Nur der Ausgleich wollte nicht gelingen. Selbst nicht vom Elfmeterpunkt. Luca Toni scheiterte mit seinem schwachen Versuch an Tim Wiese (29.), nachdem ihn der Keeper zuvor im Fünfmeterraum gefoult hatte. "Es ist immer ein bisschen Glück, einen Elfmeter zu halten. Aber ich habe auch darauf geachtet, lange stehen zu bleiben und Tonis Fußhaltung zu erkennen", grinste Wiese später.

Im Spiel hatte sich der Schlussmann nur kurz über seine Parade freuen können. Denn lediglich drei Minuten später hatte ihn Ze Roberto - fein bedient von Hamit Altintop - getunnelt und so das 1:1 erzielt. Ein Treffer, der für jede Menge Gesprächsstoff sorgte. Denn Mark van Bommel hatte Daniel Jensen im Mittelfeld zuvor den Ball mit einer harten Attacke stiebitzt. "Das war ein Foul. Er trifft erst meine Wade und dann den Ball", schimpfte Jensen. Auch Sportchef Allofs war mit der Entscheidung von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer gar nicht einverstanden und fühlte sich an das Bochumer Abseitstor in der Vorwoche erinnert: "In diesen Szenen haben wir im Moment mit Schiedsrichtern kein Glück. Ich hoffe, das dreht sich bald wieder."

Lieber Herr Allofs, das ist längst geschehen! Denn Toni stand in der 76. Minute beim vermeintlichen Führungstreffer nicht im Abseits. Zum Glück für Werder hatte es Assistent Detlef Scheppe anders gesehen und die Fahne gehoben. "Nach den Vorfällen im Spiel der Bremer gegen Bochum haben die Schiedsrichter heute im Zweifel immer gegen uns gepfiffen", ereiferte sich Hoeneß und stellte sogar grundsätzlich fest: "Es geht sowieso immer gegen Bayern."

Nun ja, festzuhalten war jedenfalls: Einen Rückstand hätten die Bremer gestern nicht mehr aufgeholt. Denn in Halbzeit zwei waren die Bayern klar überlegen, während bei den Gästen mehr und mehr die Kräfte schwanden. "Da haben wir zu einfach und schnell den Ball verloren", kritisierte Schaaf.

Die Münchner nutzten diese Schwäche allerdings nicht aus, hatten keine pfiffigen Ideen und wohl auch nicht den totalen Siegeswillen. Es schien fast so, als würde auch ihnen ein Punkt in diesem Spitzenspiel reichen. Jedenfalls ließen sie sich nach der Partie genauso von ihren Fans feiern wie einige Meter entfernt die Bremer . . .