Weser-Kurier 29.01.2008

Ein wirklich hartes Los


Von Oliver Matiszick

BREMEN. Zumindest numerisch ist Fußball ganz einfach. Ein Ball, rundherum 22 Mann, elf gegen elf. Vergangenen September aber probierte Borussia Dortmund gegen Werder mal etwas Anderes. Ihre elf Mann, so schien’s, konzentrierten sich auf diesen einen Bremer namens Diego. Der Plan ging auf wie ein Hefeteig. Angesichts ständiger und harter Attacken verlor Diego erst die Spielfreude, dann die Nerven - und Werder somit sein Herz, Hirn und gleich auch noch die Partie. Heute Abend, im Pokal-Achtelfinale, droht eine Neuauflage.

Weshalb auch sollte BVB-Trainer Thomas Doll seine Mannschaft nun mit einer anderen Maßgabe in das erneute Heimspiel gegen die Bremer (20.30 Uhr/ARD) schicken, als bei jenem klaren 3:0 aus der Bundesliga-Hinrunde? Sie hatten den Schlüssel zum Erfolg gegen die Bremer gefunden - indem sie deren Schlüsselspieler ausschalteten. Zwar oft jenseits der Grenze zur Fairness, aber ungemein wirksam. "Es gab viele Szenen in dem Spiel, auf die wir gerne verzichten können", erinnert sich Werder-Trainer Thomas Schaaf an üble Fouls hüben wie drüben, "das wollen wir nicht wieder sehen."

Doch die Voraussetzungen dafür, dass sein Wunsch in Erfüllung geht, sind allenfalls semioptimal. Weil der DFB-Pokal nunmal der DFB-Pokal ist. 90, maximal 120 Minuten plus Elfmeterschießen, dann muss eine Entscheidung gefallen sein, unwiderruflich und ohne die Chance, eine mögliche Niederlage an einem der nächsten Spieltage auszubügeln. "Das Pokalspiel wird sicher noch etwas hitziger", schwant so auch Stürmer Aaron Hunt. Und den Rest erledigt traditionell die Dortmunder Kulisse. Das Westfalenstadion wird zwar aller Voraussicht nach nicht ausverkauft sein - doch das bedeutet mit Stand von gestern immer noch ein Flutlichtspiel vor wenigstens 62 000 Zuschauern, darunter rund 4500 aus Bremen.

Auch Diego, Dortmunds bevorzugte Zielscheibe von einst, mag nicht allzu sehr darauf hoffen, dass dieses Mal pfleglicher mit seinen Knochen umgegangen wird. "Dass ich hart attackiert werde, ist normal", sagt der Brasilianer, "aber darüber mache ich mir keine Gedanken." Eher schon darüber, ob diese Attacken des Gegners erneut ungestraft bleiben. Im vergangenen September hatte Schiedsrichter Sippel sich gegenüber den Gastgebern recht milde gestimmt gezeigt, von dessen Kollegen Fandel, den der DFB dieses Mal als Unparteiischen bestimmt hat, erwartet er sich etwas mehr Fingerspitzengefühl in Sachen Personenschutz. "Natürlich kochen in so einem Spiel die Emotionen hoch", sagt Diego, "doch der Schiri muss sehen, dass es sauber zugeht, dass alles in geordneten Bahnen verläuft." Doch das sind allenfalls Nebengeräusche. Den eigentlichen Ansatz bei der Wiedergutmachung des 0:3, das wissen die Werderaner, müssen sie bei sich selbst suchen - und nur dort. "Denn das Schlimmste damals waren ja nicht die Fouls, die ich einstecken musste", sagt Diego, "sondern die drei schnellen Gegentore, die wir in der ersten Halbzeit kassiert haben. Solche Nachlässigkeiten dürfen uns nicht wieder erlauben." Dass die Lektion von einst bei der Mannschaft angekommen ist, glaubt auch Schaaf. Also erwartet der Trainer heute ein gutes, ein intensives Spiel. Eines, in dem tatsächlich elf Mann hier gegen elf dort spielen.