BREMEN (MAO). Die Zuschauer oben auf den Tribünen des Weserstadions warteten. Unten, am Rand des Spielfelds, warteten auch Werders Einwechselspieler. Es lief die zweite Halbzeit des Spiels gegen den VfL Bochum, und es lief nicht gut für die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf. Er war es, auf den gewartet wurde: Dass er das Signal zum Spielerwechsel geben und frische Kräfte im Kampf um die drei Punkte bringen würde. Schaaf gab das Signal bis zum Abpfiff nicht, kein einziges der erlaubten drei Mal. So verließen bei Abpfiff abzüglich Naldo, der aufgrund seines Platzverweises schon 20 Minuten früher gehen musste, exakt die Spieler das Feld, die es auch zum Anstoß betreten hatten. Und der größte Teil der 37 150 Menschen im Stadion fragte sich: Wieso, weshalb, warum?
Schaaf, der Mann mit der Antwort darauf, suchte sie in einer Vorsichtsmaßnahme. "Einen neuen Spieler zu bringen", sagte er, "bedeutet immer ein Risiko, weil er erst noch seine Bindung finden muss." Sein Kollege Marcel Koller hatte sich da deutlich weniger Gedanken gemacht - und zuerst Shinji Ono, als Neuzugang im VfL-Spiel nicht gerade tief verwurzelt, gebracht. Das war in der 67. Minute, als Werder noch 1:0 führte. Eine Minute später hatte Ono - wenn auch regelwidrig - den Ausgleich vorbereitet. Und nach weiteren 16 Minuten den Eckball vor dem Siegtreffer getreten. Trainern wird in solchen Fällen gern ein goldenes Händchen beim Wechseln attestiert.
Dass Schaaf die Chance auf das goldene Händchen verstreichen ließ, erschien zumindest in einigen Fällen und aufgrund der Alternativen fragwürdig. So durfte sich gewundert werden, weshalb Dusko Tosic auch nach der Halbzeit noch seine Ballverlustquote weiter in die Höhe trieb - der genesene Patrick Owomoyela wäre auf einer der Außenpositionen vermutlich das geringere Risiko gewesen. Auch der Sturm hätte spätestens ab Mitte der zweiten Hälfte etwas mehr Wirbel vertragen. Weil Aaron Hunt langsam, aber sichtbar die Kräfte verließen. Die Schwäche des Markus Rosenberg war unterdessen eine notorische im Abschluss. Martin Harnik, österreichischer Nationalstürmer, betrachtete es von der Bank aus.
"Ich hatte die Hoffnung", sagte Schaaf, "dass die Mannschaft, die auf dem Platz ist, es noch biegen kann." Doch Sonntag wurde beides: vergeblich gehofft und gewartet.
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