Presseschau Weser-Kurier 27.02.2008

Die Meister der Schmerzen


Niemeyer sieht Licht am Ende des Tunnels - Hunt sieht keinen neuen Tunnel

Von Olaf Dorow

BREMEN. Andre Mijatovic hat es besser. Der Bielefelder Verteidiger konnte schon wieder spielen, im Gegensatz zum Werderaner Peter Niemeyer. Am 2. Februar kam Mijatovic zum Einsatz. Vier Monate zuvor waren Mijatovic und Niemeyer im Weserstadion zusammengeknallt. Niemeyer ist noch nicht so weit. Er hat jetzt wieder mit Training im Freien begonnen. Er hofft. Dem x-ten Versuch soll nicht der x-te Rückschlag folgen.

Es ist in dieser Werder-Saison voller Verletzungen und Rückschläge vielleicht nicht die größte Geschichte, weil Peter Niemeyer nicht so einen großen Namen hat wie Diego oder Frings. Sie steht aber exemplarisch für jenen Kriegspfad, auf dem sich die Sehnen, Bänder und Gelenke der Bremer Profis befinden. Nach jenem Pressschlag mit Mijatovic am 29. September lautete die erste Prognose, dass man mit einer Pause von zwei bis drei Wochen rechnen müsse. "Zeitpläne stell’ ich nicht mehr auf", sagt Niemeyer mehr als 20 Wochen später, "da ist einiges schiefgelaufen."

Seine Odyssee führte über viele Arztzimmer, wechselnde Prognosen, abgebrochene Comeback-Versuche auf dem Trainingsplatz - und einen OP-Tisch in München.Die Verletzung im Fußgelenk war so kompliziert, dass Peter Niemeyer nicht mal sagen mag, wie sie genau hieß. "Es war eine Summierung von vielen Sachen, unter anderem ein Knochenödem", sagt er nur und verweist an die medizinische Abteilung. Über die möchte er jetzt bloß nichts Falsches sagen, es gab schon viel Ärger in diesem Punkt in dieser Saison. Der Doktor würde nicht in seinen Sport hineinurteilen, er nicht in des Doktors Medizin.

Dass er die Reha in Düsseldorf und nicht in Bremen bestritt, sei eher eine Sache des Kopfes statt des Fußes gewesen. "Ich hatte Ende Dezember das Gefühl, ich muss was machen. Ich brauchte einen Tapetenwechsel." Wurde schon erwähnt, dass die ganze Niemeyer-Misere eine Viertelstunde nach seinem ersten Werder-Tor begann, nach einem strammen Schuss ins Bielefelder Tor? "Warum gerade jetzt, warum gerade ich?" Das habe er sich oft gefragt in dieser Misere.Nun ist er aber, endlich, endlich, guten Mutes. "Ich fühl mich gut", sagte Peter Niemeyer, als er gestern vom Trainingsplatz zurückkehrte. Er hofft, bald wieder "bei den Jungs" im Mannschaftstraining zu stehen. Sieht er Licht am Ende des Tunnels genau in dem Moment, in dem ein anderer Verletzungs-Odysseus wieder in den Tunnel hineinblickt?

Aaron Hunt fehlt seit knapp einer Woche im Training. Seine Leidensgeschichte ließ ihn im vergangenen Jahr sogar eine Sportinvalidität befürchten. Jetzt sind wieder Beschwerden in der Leistengegend aufgetaucht. "Aber diesmal ist es anders", sagte er gestern. Diesmal würde es "nur" in den Adduktoren ziehen, nicht im Bereich des Schambeins, direkt am Knochen. "Damals konnte ich mir vor Schmerzen nicht mal einen Gürtel zubinden".

Er sei vorsichtiger geworden. Die vielen Schmerztabletten, die er nahm, "sind auf Dauer nicht die sinnvollste Lösung". Heute will Hunt einen Test absolvieren. Läuft es gut, will er morgen ins Mannschaftstraining gehen und am Sonnabend gegen Dortmund spielen. Wenn es gut läuft. . . So fing schon häufig ein Satz an in dieser Werder-Saison.