Kreiszeitung 16.01.2008

Werder schickt Alberto zurück nach Brasilien


Der Millionen-Einkauf wird an Sao Paulo ausgeliehen / Allofs glaubt an Rückkehr

von Björn Knips

BELEK Ist es ein letzter Versuch oder schon der Anfang vom Ende? Werder Bremen hat gestern Carlos Alberto, den im vergangenen Sommer mit 7,8-Millionen Euro teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte, zurück nach Brasilien geschickt. Der 23-Jährige soll für ein halbes Jahr an den FC Sao Paulo ausgeliehen werden. Vorausgesetzt, er besteht dort den Medizincheck. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht: Aus Krankheitsgründen (Virusinfektion und Schilddrüsenüberfunktion) war Carlos Alberto vor einer Woche nicht mit ins Trainingslager nach Belek gereist und auch nicht fit genug für ein späteres Eintreffen geworden.

"Wir haben letzte Woche überlegt, wie es sinnvoll mit ihm weitergehen soll. Wir hatten auf eine schnelle Integration gehofft, aber nach seiner Nicht-Teilnahme am Trainingslager steht die Entscheidung, ihn nach Brasilien auszuleihen", erklärte Sportchef Klaus Allofs gestern Abend in Belek: "Wir hoffen, das hilft allen. Und wir hoffen nicht, ihn für immer verabschiedet zu haben. Denn ich bin weiter von seinen Qualitäten überzeugt. Er ist ein Wahnsinnsfußballer."

Doch in Bremen war davon höchstens mal etwas im Training zu sehen. Denn Alberto hatte sich nach nur wenigen Wochen nach einem Schwächeanfall in den Krankenstand verabschiedet. Offizielle Begründung: Schlafstörungen. Aber selbst als die behoben sein sollten, stieg die Leistungskurve des Dribbelkünstlers, der 2004 mit dem FC Porto die Champions League gewonnen hat, nicht an. Trainer Thomas Schaaf berief ihn nur selten in den Kader. Insgesamt brachte es Alberto in dieser Saison auf läppische 44 Bundesliga-Minuten sowie drei Einsätze im DFB-Pokal und in der Champions-League. Stattdessen sorgte er mit einem handfesten Streit im Training mit Boubacar Sanogo für Negativ-Schlagzeilen. Nicht erst seit diesem Vorfall ist er in weiten Teilen der Mannschaft unbeliebt.

Problematisch hatte sich schon Albertos Verpflichtung gestaltet. Wochenlang zogen sich die Verhandlungen zwischen Werder und dem abgebenen Club Corinthians sowie dem Finanzinvestor MSI, der die Rechte an Alberto besaß, hin. Bis heute ist unklar, wem die Ablösesumme von 7,8 Millionen Euro zusteht.

Werder ist dieses Geld jedenfalls los - und nicht nur das. So erklärte Sao-Paulo-Manager Marco Aurelio Cunha auf einer Pressekonferenz: "Wir bezahlen nur einen Teil seines Gehalts." Eine Ausleihgebühr dürfte demnach nicht fällig werden. Cunha teilte zudem mit: "Zunächst bleibt Alberto nur sechs Monate. Wir haben aber die Option, diese Ausleihe bis zum Jahresende zu verlängern."

Dem widersprach Allofs: "Er bleibt bis Juli und kehrt dann zurück. Wir hoffen, dass er dort auf die Beine kommt, um in Bremen einen Neuanfang zu starten." Eine in Brasilien kolportierte Kaufoption für den FC Sao Paulo existiere nicht. "Der Club ist nicht in der Lage, eine solche Ablösesumme zu stemmen", behauptete Allofs. Einen Verkauf an einen anderen Verein schloss er jedoch nicht aus: "Jetzt ist es eine reine Ausleihe. Im Laufe der Zeit muss man sich vielleicht auch über andere Dinge Gedanken machen."

Der Betroffene selbst soll die aktuelle Entwicklung begrüßen. "Nach diesem halben Jahr und den gesundheitlichen Problemen möchte ich schnell wieder fit werden. Ich denke, dass dies am schnellsten in meinem gewohnten brasilianischen Umfeld möglich sein wird und ich in Sao Paulo wieder Spielpraxis sammeln kann", lautet das von Werder verbreitete Statement des Brasilianers.