Weser-Kurier 28.01.2008

Zweites Leben - erste Reihe


Startelf zum Geburtstag: Ivan Klasnic ein Jahr nach der ersten Nierentransplantation

Von Thorsten Waterkamp

BREMEN. Morgen feiert Ivan Klasnic Geburtstag, 28 Jahre wird der Fußballspieler von Werder Bremen. Ein besonderer Tag für den Kroaten, nicht nur wegen des neuen Alters - es ist der erste Geburtstag in seinem "zweiten Leben", wie Klasnic die Zeit nach seiner Nierentransplantation manchmal nennt. Im zweiten Leben steht er wieder in der ersten Reihe: in Werders Startelf.

Davon ist zumindest morgen im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Borussia Dortmund (20.30 Uhr/ ARD live) zu rechnen - und das ist keineswegs als Geburtstagsgeschenk des Trainers zu sehen. Thomas Schaaf hat in den vergangenen Tagen konsequent mit dem Angriffstandem Klasnic/Rosenberg geprobt, im Training ebenso wie im Testspiel bei Hajduk Split. Das Duo - Nutznießer der Afrika-Cup-Abstellung von Boubacar Sanogo und der Bundesliga-Rotsperre von Hugo Almeida - überzeugte.

"Die beiden haben ganz gut harmoniert", fand zum Beispiel Klaus Allofs nach dem Auftritt am vergangenen Freitag in Split.Noch im Trainingslager hatten sich Sportdirektor und Trainer zurückhaltener gezeigt bei der Bewertung von Klasnics Leistungen. Er sei noch nicht bei 100 Prozent, er müsse noch zulegen, hieß es immer wieder von der Führungsriege. Und manchmal ließ Allofs den Nachsatz folgen, man könne dem Angreifer fairerweise erst dann eine Vertragsverlängerung anbieten, wenn er wieder voll im Saft stehe.

Der Allofschen Vertragsbedingung scheint er mittlerweile ziemlich nahe zu sein, nicht nur wegen seines Tores in Split: Gegen Hajduk agierte Klasnic so beweglich, wie man ihn selbst vor seiner Erkrankung selten gesehen hat. Die Motivation, vor heimischen Publikum zu spielen, mag den Kroaten zusätzlich beflügelt haben - unterm Strich aber steht, dass Klasnic in der Lage ist, bei einem Bundesliga-Spitzenklub eine wichtige Rolle zu spielen.

Der Frage nach seinem Nachholbedarf, die Klasnic noch im Trainingslager bejaht hatte, weicht der Kroate nun allerdings aus. "Man muss erst noch zwei, drei Spiele abwarten - dann wird man sehen, ob ich soweit bin." Eines dieser Spiele wird morgen Abend stattfinden, genau ein Jahr und vier Tage nach der ersten, misslungenen Organübertragung. Er hoffe natürlich, dass Thomas Schaaf ihn in Dortmund in der Startelf berücksichtigt, sagte Klasnic gestern: "Wenn er mich aufstellt, macht er nichts falsch."

Die Mannschaft, in der der Noch-27-Jährige sein Comeback als Profifußballer gefeiert hat, wird dagegen definitiv ohne ihn auskommen müssen: Werders U 23. Am 30. Oktober war Klasnic mit dem Bremer Regionalliga-Team in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen den FC St. Pauli - erstmals seit den Operationen in Januar und März - aufgelaufen. "Sie haben mir geholfen, ich hab’ ihnen geholfen - es hat einen Riesenspaß gemacht." Doch dieses Kapitel ist beendet, "ich muss an mich denken, dass es weitergeht mit mir".

Vergessen aber hat Ivan Klasnic sein erstes Spiel im zweiten Leben, den Krimi gegen St. Pauli, nicht. Wenn Werder II am Mittwoch (19 Uhr) im Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart spielt, dann "werde ich im Stadion sitzen und die Daumen drücken".