Weser-Kurier 29.02.2008

Produktionsausfall in der Torfabrik


Werder ist mit vier Treffern in vier Bundesligaspielen weit entfernt von der Erfolgsbilanz der Hinrunde

Von Thorsten Waterkamp

BREMEN. In der aktuellen Tabelle steht Werder auf dem 13. Platz, unmittelbar hinter dem MSV Duisburg und hauchdünn vor Hansa Rostock. Es ist die Statistik der Rückrunde, in der gerade vier Spiele gespielt sind - da mag man abwinken und sagen: Was soll's? Doch Zahlen lügen nicht, und so weist die frühe Zwischenbilanz der zweiten Halbserie vor allem auf ein Problem hin: Werders Torfabrik der Hinrunde beklagt nach der Winterpause einen massiven Produktionsausfall. "Man muss die eigenen Chancen auch nutzen, das ist das Entscheidende", hat Thomas Schaaf gestern den Finger in die Wunde gelegt. Vier Tore in vier Spielen - laut des Rückrunden-Zahlenwerks haben nur die Abstiegskandidaten Hansa Rostock, 1. FC Nürnberg und Arminia Bielefeld seltener getroffen als die Grün-Weißen - ist nicht die Quote, mit der sich der Trainer des Tabellenzweiten zufriedengeben kann. "Es fehlt", mutmaßt Schaaf, "die Kontinuität im Angriff." Wechselspiele zwangsweise Mit anderen Worten: Werder fehlt eine Stammbesetzung für die beiden Stürmerstellen. Die Fluktuation war tatsächlich eklatant in den vergangenen Wochen. Einzige Konstante der Rückrunden-Startaufstellungen war dreimal in Serie Markus Rosenberg - dreimal allerdings mit einem anderen Nebenmann. Gegen den VfL Bochum (1:2) startete Aaron Hunt an der Seite des Schweden, gegen den FC Bayern München (1:1) war Martin Harnik im Duett mit dem Skandinavier dran, gegen den 1. FC Nürnberg (2:0) bildete Hugo Almeida das Angriffsdoppel mit Rosenberg. Spiel vier gegen Eintracht Frankfurt (0:1) sah dann auch Rosenberg aus der Perspektive der Auswechselbank - stattdessen spielten Boubacar Sanogo und Ivan Klasnic.
"Wir haben immer wieder Ausfälle gehabt", klagt Schaaf, der nicht freiwillig, sondern der Not gehorchend seine Stürmer rotieren ließ. Die Rot-Sperre Almeidas, die wochenlange Afrika-Cup-Abstellung Sanogos, hier eine Kapselverletzung, dort eine Mandelentzündung - damit war das varianten-, aber wenig erfolgreiche Bremer Bäumchen-wechsle-dich-Spiel perfekt. Individuelle Schwächen wie die von Sanogo in Frankfurt - ein Einsatz, den der 25-Jährige zuvor öffentlich gefordert hatte - unterminierten die Erfolgsgeschichte der Hinrunde zusätzlich. "Bouba", gibt sich Schaaf zurückhaltend, "war noch nicht so im Spiel, wie er sich das vorstellt." Von der Quote der Hinrunde, als 42 Bremer Tore in den 17 Partien einsame Bundesliga-Spitze und knapp zweieinhalb Treffer pro Spiel bedeuteten, ist Werder mit aktuell vier Törchen weit entfernt. Einer, der speziell fürs Toreschießen bezahlt wird, ist Ivan Klasnic. Der 28-Jährige hat immerhin zwei der vier Rückrundentreffer erzielt, bei der 0:1-Niederlage in Frankfurt aber ging auch er trotz einiger Möglichkeiten leer aus. Die Chancen waren zwar vorhanden - aber ganz so einfach sei das ja auch nicht mit dem Toreschießen, "wenn der Torwart einen guten Tag hat. Und der Nikolov hat ja gut gehalten", sagt Klasnic.
Deshalb lässt sich der Kroate auch nicht verrückt machen vom ausgebliebenen Erfolg der Sturm- und Drangperiode in Frankfurt: Gegen Dortmund, verspricht er, "wollen wir so weiterspielen wie zuletzt - aber dann auch Tore schießen".